Die Chicago Bulls haben nach jahrelangem Warten endlich die Reißleine gezogen und das Personal rund um das Team grundlegend verändert. Was kann der neue Head Coach Billy Donovan nun mit dem alten Spielermaterial anstellen?
Chicago Bulls: Die Transaktionen
Neuzugänge
- Draft: Patrick Williams (Nr. 4), Marko Simonovic (44), Devon Dotson (ungedraftet)
- Free Agency: Garrett Temple (Brooklyn Nets), Noah Vonleh (Denver Nuggets), Zach Norvell (Santa Cruz Warriors, G-League)
Abgänge
- Free Agency: Kris Dunn (Atlanta Hawks), Shaquille Harrison, Adam Mokoka, Max Strus
Chicago Bulls: Die wichtigsten Statistiken 2019/20
Bilanz Regular Season | Offensiv-Rating | Defensiv-Rating | Net-Rating |
22-43 (Platz 11 im Osten) | 105,8 (29.) | 108,9 (9.) | -3,1 (22.) |
Chicago Bulls: Die Strategie
Blickt man nur auf das Spielermaterial, hat sich bei kaum einem Team in der Offseason so wenig getan wie bei den Bulls. Ein solider Veteran in Garrett Temple wurde geholt, dazu überraschte man an Position 4 mit dem Patrick Williams-Pick, ansonsten blieb der Kader nahezu identisch mit der Vorsaison. Von Stagnation kann dennoch nicht die Rede sein.
Denn: Im Front Office weht nach Jahren des GarPax-Ärgers ein frischer Wind, Arturas Karnisovas kam aus Denver und ist nun der starke Mann in der Windy City. Ihm unterstellt ist mit Marc Eversley ein ebenfalls renommierter Executive, der zuvor in Miami arbeitete und nun als General Manager fungiert - und dazu gibt es auch einen neuen Coach. Der (freundlich ausgedrückt) glücklose Jim Boylen musste gehen, dafür steht mit Billy Donovan nun ein Vorjahresfinalist um den Coach of the Year-Award an der Seitenlinie.
Das neue Regime hat sich nun dazu entschieden, dem existenten Kern eine Chance zu geben - Donovan soll die äußerst altbackene Offense modernisieren und versuchen, das durchaus vorhandene Talent besser zur Geltung zu bringen. Unter Boylen rebellierte die Mannschaft teilweise recht offen, die Entwicklung von Hoffnungsträgern wie Lauri Markkanen stagnierte oder verlief sogar negativ. Donovan soll mehr Ballbewegung installieren, damit auch die großen Jungs im Kader nicht verhungern.
Chicago Bulls: Die Schwachstellen
Defensiv agierten die Bulls schon unter Boylen durchaus achtbar, massive Probleme gab es hingegen in der Offensive. Dabei können diverse Einzelspieler durchaus scoren; es fehlt jedoch seit Jahren an einer ordnenden Hand, die Struktur in die Offensive bringt. Dieses Problem wurde nicht adressiert, zumindest nicht personell - die Bulls hoffen eher, dass das System Donovans mit mehr Bewegung und mehr Ball-Movement Abhilfe schafft.
Das ist optimistisch. Mit Zach LaVine und Coby White werden voraussichtlich zwei Guards starten, die das eigene Scoring beide deutlich vor dem Assist priorisieren. Generell haben die Bulls offensiv viele Spieler, die den Ball in der Hand brauchen, um effektiv zu sein, der Kader ist nicht ideal balanciert. Unter Boylen erarbeitete sich abgesehen von LaVine niemand konstant Freiwürfe.
Der Kader der Chicago Bulls
Point Guard | Shooting Guard | Small Forward | Power Forward | Center |
Coby White | Zach LaVine | Otto Porter Jr. | Lauri Markkanen | Wendell Carter Jr. |
Tomas Satoransky | Denzel Valentine | Patrick Williams | Thaddeus Young | Luke Kornet |
Ryan Arcidiacono | Garrett Temple | Chandler Hutchison | Cristiano Felicio | Daniel Gafford |
Chicago Bulls: Der Hoffnungsträger
Donovan und Karnisovas dürften bei vielen Fans wohl weit oben stehen, aber auch unter den Spielern gibt es Hoffnungsträger. Allen voran ist hier Coby White zu nennen. Der Combo-Guard kam als Rookie mit der Zeit immer besser in Fahrt, in den Monaten Februar und März legte er jeweils über 20 Punkte im Schnitt auf - fast ausschließlich von der Bank kommend.
Unter Donovan wird dem 20-Jährigen wohl die Rolle des Starting Point Guards winken. Das ist aufgrund der Überschneidung mit LaVine interessant, White muss neben dem Passen definitiv auch noch seine Effizienz verbessern (nur 39,4 Prozent FG als Rookie). White soll im Training Camp große Fortschritte gezeigt haben; er wäre auch nicht der erste Point Guard, der sich im Vergleich von Jahr eins zu Jahr zwei signifikant beim Spielverständnis steigert.
Chicago Bulls: Das Fazit
Das Jahr der Bulls dürfte eins des Übergangs werden: In gewisser Hinsicht spielt der gesamte Kader vor, sowohl für den Coach als auch für das Front Office. Der eine oder andere Move während der Saison ist dennoch nicht auszuschließen. Gerade Veteranen wie Thaddeus Young oder Otto Porter könnten gegebenenfalls abgegeben werden, um Platz für die Youngster zu machen.
In der Zwischenzeit haben die Bulls Talent, dass dies jedoch für die Playoffs reicht, ist eher unwahrscheinlich. Zumindest einen der hinteren Plätze im Play-In-Turnier könnte Chicago bei positiverem Verlauf als in der Vorsaison aber erreichen.
Prognose: Platz 3 in der Central Division.