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NBA: Kawhi Leonard und die Clippers vor Spiel 7 gegen die Denver Nuggets - Ein bisschen Panik ist angebracht

Von Ruben Martin
Die LA Clippers machten zum Ende von Spiel 6 den Eindruck, als hätten sie Geister gesehen.
© getty

Die Denver Nuggets gehen nicht ohne Kampf unter, das mussten erst die Utah Jazz und nun die L.A. Clippers erfahren. Was müssen Kawhi Leonard, Paul George und Co. also in Spiel 7 anders machen als Utah? Stecken die Clippers nach einer weiteren verschenkten Führung in Spiel 6 (hier zu den Highlights im Video) bereits zu tief im Panikmodus?

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Das Endergebnis von 98:111 aus Sicht der Clippers lässt kaum noch vermuten, dass L.A. sich zu Beginn des dritten Viertels mit einer 19-Punkte-Führung vermutlich schon im Finale der Western Conference sah. Die Clips hatten jedoch offenbar nichts aus ihrer verspielten Führung aus Spiel 5 gelernt und legten ab einem gewissem Zeitpunkt keine Playoff-Intensität mehr an den Tag.

Doc Rivers hatte eine konkrete Vermutung, ab wann seine Mannschaft den Fuß vorzeitig vom Gas nahm. "Ich glaube, dass die Dynamik des Spiels sich komplett verändert hat, nachdem Murray verletzt zu Boden ging", sagte der Head Coach. Das war jedoch bereits zu Beginn des dritten Viertels, der angesprochene Jamal Murray konnte nach einigen Minuten auf das Spielfeld zurückkehren und den Nuggets dazu verhelfen, den Spielabschnitt mit 28:14 zu gewinnen.

Oft wird in so einem Fall, wenn ein Team eine solche Führung wieder herschenkt, fehlende Motivation in der Defensive deutlich, bei den Clippers brach jedoch die Offensive ein. "In der ersten Halbzeit kamen wir in die Zone, haben den Ball wieder herausgepasst und uns Würfe erarbeitet. In der zweiten Halbzeit haben wir den Ball gehalten und keinen Druck auf die Defense ausgeübt", sagte Rivers.

Das fehlende Ball Movement wird an einer Statistik sehr deutlich: Nur vier Clippers erzielten Punkte in der zweiten Halbzeit - Paul George (16 Punkte), Kawhi Leonard (11), Lou Williams (6) und JaMychal Green (2).

Clippers vs. Nuggets: Wo ist das Scoring der Clippers-Bank hin?

Dass das Scoring der Clippers auf zu wenige Schultern verteilt wird, ist dabei kein neues Phänomen in den laufenden Playoffs. Williams und Montrezl Harrell bildeten in der regulären Saison ein dominantes Duo, das mit dem Pick'n'Roll Spiele übernehmen konnte, doch bisher waren sie unzuverlässig, wenn sie am stärksten gebraucht wurden.

Die beiden hochdekorierten Sixth Men (of the Year) erzielen gegen die Nuggets bisher nur jeweils 10 Punkte pro Spiel. Zudem sind Harrells Minuten aufgrund seiner schwachen Defensive gegen Nikola Jokic aktuell kaum vertretbar, da sich sowohl Ivica Zubac als auch JaMychal Green deutlich besser gegen den Joker, der in der Serie 70 Prozent seiner Feldwürfe gegen Harrell im Korb unterbringt, anstellen. Zum Vergleich: Zubac hielt den Serben bisher bei einer Trefferquote von 47,5 Prozent.

Green ist aktuell der einzige Spieler von der Clippers-Bank, der konstant ähnliche Leistungen wie in der regulären Saison abruft. Kombiniert mit Harrells Problemen scheint die Erhöhung von Greens Minuten wie eine mögliche Anpassung, die Rivers bisher noch nicht genutzt hat.

Landry Shamet spielt zwar noch zwischen 10 und 25 Minuten pro Spiel, hat gegen die Nuggets jedoch noch nicht mehr als 4 Punkte in einem Spiel erzielt. Gerade sein Dreier (3/17 in der Serie) sieht extrem wacklig aus. Mit ihm hört die Rotation des Teams, das noch im Frühjahr sorgenlos zwölf verschiedene Spieler einsetzte, zum jetzigen Zeitpunkt auch schon auf.

Kann Doc Rivers die richtigen Anpassungen vornehmen?
© getty
Kann Doc Rivers die richtigen Anpassungen vornehmen?

Clippers vs. Nuggets: Die Nuggets stehen mit dem Rücken zur Wand und grinsen

Die Nuggets derweil haben in diesen Playoffs schon jetzt fünf Elimination Games absolviert und gewonnen, so viele wie kein NBA-Team je zuvor. Denver ist immer noch ein junges, aufstrebendes Team und kann bereits zufrieden sein mit den bisherigen Playoff-Leistungen. Was jetzt noch hinzukommt, ist ein Bonus.

Die Clippers dagegen spielen unter ganz anderen Umständen, ein erneutes Ausscheiden so kurz vor Erreichen der Western Conference Finals wäre vermutlich die größte sportliche Enttäuschung der Franchise-Historie. Das wussten die Nuggets bisher zu nutzen. "Ich denke eher, dass der Druck bei ihnen liegt", betonte Jokic nach Spiel 6, in dem er 34 Punkte (13/22 FG) aufgelegt hatte.

Der Druck und die hohen Erwartungen an das Team entstanden bereits, als gleich zwei Superstars in Leonard und George im vergangenen Sommer in die Stadt der Engel kamen. Teilweise scheinen sich die Clippers auf ihrer dadurch kreierten Favoritenrolle jedoch ein wenig auszuruhen.

"Manchmal verlassen wir uns einfach darauf, so gut zu spielen, wie wir auf dem Papier sind, anstatt das Spiel wirklich zu Ende zu spielen", hatte Marcus Morris vor Spiel 6 gesagt: "Es ist aber erst zweimal passiert, also reagieren wir noch nicht über." Mittlerweile war dieses Phänomen jedoch auch schon ein drittes Mal in aller Deutlichkeit zu beobachten. Und die Clippers haben nur noch eine Chance, richtig zu reagieren.

Clippers vs. Nuggets: Wie müssen die Clippers Spiel 7 gestalten?

Bei den sich angehäuften schlechten Endphasen und verspielten Führungen der Clippers ist es einfach zu vergessen, wie dominant dieses Team sein kann, wenn es sein volles Potenzial abruft. Immerhin hat L.A. sich in nur wenig mehr als einer Halbzeit die 19-Punkte-Führung erspielt. Die Clippers sollten sich also dringend vornehmen, die Nuggets in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch aus der Halle zu schießen.

Das Problem aus Sicht der Clippers ist jedoch, dass ein Blowout in einem Spiel 7 historisch gesehen eher selten vorkommt. Selbst die Serie zwischen den Nuggets und Utah, die vorher durch Offensivexplosionen und individuelle Leistungen geprägt war, endete in einem punktarmen 80:78-Sieg für die Nuggets.

Auch wenn die Clippers nominell das bessere Personal für eine Defensivschlacht haben, sollten sie das Spiel vor den Schlussminuten entscheiden und auch entscheiden können. Die Motivation der Clippers muss vor allem in der Offensive eine 180-Grad-Wendung nehmen.

Ohne einfache Punkte früh in der Shotclock und in der Zone, die in der zweiten Hälfte von Spiel 6 komplett wegfielen, wird L.A. den Nuggets nicht davonrennen können. Und dann kommt es vielleicht nur noch drauf an, wer das kleine Quäntchen Glück mehr hat - damit können die Clippers sich als Titelcontender nicht zufrieden geben, egal wie Spiel 7 letztendlich entschieden wird.

LA Clippers vs. Denver Nuggets: Die Serie im Überblick

SpielDatumUhrzeitTeam 1Team 2Ergebnis
14. September3 UhrL.A. ClippersDenver Nuggets120:97
26. September3 UhrL.A. ClippersDenver Nuggets101:110
38 September3 UhrDenver NuggetsL.A. Clippers107:113
410. September3 UhrDenver NuggetsL.A. Clippers85:96
512. September0.30 UhrL.A. ClippersDenver Nuggets105:111
613. September19 UhrDenver NuggetsL.A. Clippers111:98
716. September3 UhrL.A. ClippersDenver Nuggets