NBA

NBA - Der Aufstieg der Miami Heat aus dem Mittelmaß zum Titel-Anwärter: Das Meisterstück des Paten

Von Ruben Martin
Die Miami Heat hat stark beeindruckt in ihren ersten beiden Playoff-Serien mit Jimmy Butler im Team.
© getty
Cookie-Einstellungen

Säule 1: Die geschickten Trades

"Ob ihr es mir glaubt oder nicht, aber ich denke, wir stehen direkt an der Startrampe." Als Pat Riley diese Aussage im April 2019 tätigte, gab es wohl viele, die eher in zweitgenannte Kategorie fielen. Allein der Zeitpunkt der Pressekonferenz sprach gegen die Heat. Mitte April starteten die acht besten Teams der Eastern Conference in die Playoffs. Riley saß stattdessen auf der Saisonabschluss-Pressekonferenz der Heat. 39 Siege und 43 Niederlagen hatte in der regulären Saison nur für einen zehnten Platz im Osten gereicht.

Im Nachhinein muss man zugeben: Riley hatte Recht. Auch wenn der Pate von Miami zu diesem Zeitpunkt wohl eher nicht voraussehen konnte, was in den darauffolgenden Monaten passieren sollte. Selbst ein akribischer Planer wie Riley konnte nicht damit rechnen, dass Kawhi Leonard die Sixers mit einem Buzzer-Beater in Spiel 7 der Conference Semifinals, der ganze viermal über den Ring tänzelte, bevor er hineinfiel, aus der Postseason eliminieren würde.

Vielleicht konnte er schon eher ahnen, dass unabhängig von The Bounce und dem relativ frühen Aus der Sixers in der Stadt der brüderlichen Liebe der Haussegen schief hing. Jimmy Butler war im Sommer 2019 verfügbar. Und Pat Riley wollte Jimmy Butler in Miami sehen.

Die Heat hatte seit 2014 keinen Superstar in seiner Prime im Team, das sollte Jimmy Buckets ändern. Geschickte Salary-Cap-Spielereien des Front Office rund um den Trade von Hassan Whiteside zu den Portland Trail Blazers machten den Deal für Butler schließlich möglich.

Dessen Talente als Scorer in der Crunchtime sowie als Lockdown-Verteidiger waren bereits zu diesem Zeitpunkt unbestritten. Bei seinen beiden vorangegangenen Stationen, den Minnesota Timberwolves und eben den Sixers, war Butler jedoch in Streitigkeiten innerhalb der Organisation verwickelt. Auch das Alter von Butler wurde hinterfragt. Sollte ein 30-Jähriger einen Max-Vertrag bekommen? In Miamis stabiler Kultur unter Spoelstra wird Butler schon keine Probleme erzeugen, lautete der damalige Tenor unter den Befürwortern dieses Trades. Recht hatten sie.

Butler legte zwar nicht die ganz großen Zahlen auf, doch war er in den entscheidenden Momenten immer da und wurde zu einem vorbildlichen Anführer des Teams.

Jimmy Butler zeigt sich auch in den Playoffs wieder von seiner kämpferischen Seite.
© getty
Jimmy Butler zeigt sich auch in den Playoffs wieder von seiner kämpferischen Seite.

Jimmy Butler: 40 Punkte in Spiel 1 gegen die Bucks

"Hier bin ich gewollt. Und alles, was man als Mensch, als Basketballspieler, als irgendwas will, ist gewollt zu sein", erklärte der 30-Jährige im Interview mit Sam Amick von The Athletic. "Und ich könnte nicht glücklicher sein oder umgeben von besseren Jungs", führte Butler aus.

Dieses Lob für seine Mannschaftskollegen kam nur wenige Tage nach Butlers persönlichem Playoff-Bestwert von 40 Punkten in einem Spiel. Butler hatte 13 seiner 20 Würfe aus dem Feld in Spiel 1 der Serie gegen die Milwaukee Bucks verwandelt und die Heat damit in eine vielversprechende Ausgangslage gebracht.

Dabei bewies Jimmy Buckets sein Potenzial als Matchup-Nightmare. Gegen den langen, aber etwas zu schmalen Khris Middleton zog Butler häufig zum Korb, bei Switches schoss er aus der Mitteldistanz über George Hill, da die Hilfe durch Giannis Antetokounmpo oder Brook Lopez unter dem Ring wartete. Außerdem trug Butler dazu bei, den MVP-Favoriten Antetokounmpo zu nur 18 Punkten bei 6/12 Treffern aus dem Feld zu halten. Mit dieser Aufgabe war er jedoch keineswegs alleine vertraut.

Jimmy Butler: Karrierestatistiken in der NBA

SaisonTeamSpieleFG%3P%FW%REBASTSTLBLKTOPTS
2011/12Bulls4240,518,276,81,30,30,30,10,32,6
2012/13Bulls8246,738,180,34,01,41,00,40,88,6
2013/14Bulls6739,728,376,94,92,61,90,51,513,1
2014/15Bulls6546,237,883,45,83,31,80,61,420,0
2015/16Bulls6745,431,283,25,34,81,60,62,020,9
2016/17Bulls7645,536,786,56,25,51,90,42,123,9
2017/18Timberwolves5947,435,085,45,34,92,00,41,822,2
2018/19Timberwolves1047,137,878,75,24,32,41,01,421,3
2018/1976ers5546,133,886,85,34,01,80,51,518,2
2019/20Heat5845,524,483,46,76,01,80,62,219,9
Karriere-58145,433,383,55,13,71,60,51,517,0

Miami Heat: Sind Crowder und Iguodala die letzten Puzzleteile?

Das aktuell so stark aufspielende Roster der Miami Heat finalisierte sich erst kurz vor der Trade-Deadline, genauer gesagt am 6. Februar dieses Jahres. Miami hatte es tatsächlich geschafft, Waiters, der in der Saison gleich dreimal suspendiert wurde, abzugeben. Dazu trennte man sich auch noch von Justise Winslow und James Johnson.

Stattdessen erhielt Miami in Crowder und Iguodala zwei Veteranen, die viele Jahre bei Titelcontendern verbracht haben und offensiv, defensiv und abseits des Feldes wissen, wie sie einem Team helfen können. Das Duo gibt den Heat-Youngstern Bam Adebayo, Duncan Robinson und Tyler Herro zwei weitere Mentoren - und Spoelstra zwei weitere fähige Verteidiger, die einem Giannis Antetokounmpo Probleme in einer Playoff-Serie bereiten können.

Nicht einmal knackte der Grieche die 30 Punkte in der Serie gegen die Heat. Dafür waren neben Butler und Adebayo hauptsächlich Crowder und Iguodala als direkte Gegenspieler verantwortlich. Das Quartett versteht es auch, im Einklang mit dem Rest des Teams und nach dem defensiven Plan Spoelstras so zu verteidigen, dass der Rest der Bucks keine einfachen Würfe durch Antetokounmpos Aktionen mit dem Ball erhält.

Während Iguodalas Offensive vornehmlich daraus besteht, den Ball laufen zu lassen und hier und da Dreier zu werfen, hat Crowder einen weiteren potenten Distanzwurf in die Offensive Miamis gebracht. Der 30-Jährige bekommt in Miami einen offenen Wurf nach dem anderen, weil eben so viele Schützen in den eigenen Reihen stehen und Crowder nur bedingt den Ruf eines sicheren Schützen hat.