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NBA-Kolumne Above the Break: Chris Paul, James Harden, Russell Westbrook und das Spiel um die Ehre

Für Chris Paul und James Harden geht es in Spiel 7 nicht nur um den Einzug in die zweite Runde.
© getty
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CP3 hatte auch bei den Clippers nicht den erhofften Playoff-Erfolg erreicht, tatsächlich verlor L.A. in der zweiten Runde nacheinander gegen die Thunder (2014) und die Rockets (2015). Paul spielte Jahr für Jahr statistisch herausragende Playoffs, doch er wurde gewissermaßen zum Sisyphos der NBA, der zudem mit der Zeit nicht mehr mit Co-Star Blake Griffin harmonierte.

2014 leistete sich Paul in den letzten 17 Sekunden von Spiel 5 zwei Ballverluste, statt einer 3-2-Führung erlitten die Clippers eine 4-2-Niederlage. 2015 verzockten die Clippers eine 3-1-Führung sowie einen 19-Punkte-Vorsprung in Spiel 6. Im Jahr darauf brach sich Paul in den Playoffs die Hand. Die Chancen kamen und gingen, der Ruf des (mindestens) unglücklichen Playoff-Spielers verfestigte sich.

Chris Paul und James Harden: Ein fast perfektes Duo

Im Sommer 2017 fädelte er erneut seinen eigenen Wechsel ein, diesmal ging es zu den Rockets, um dort Hardens Nummer zwei zu werden, dem zum damaligen Zeitpunkt selbst schon ein etwas zweifelhafter Playoff-Ruf anhaftete. Houston ging ein großes Risiko ein und gab für den Oldie unter anderem Lou Williams, Patrick Beverley und Montrezl Harrell ab. Es hätte sich beinahe ausgezahlt.

Paul entpuppte sich als perfektes Gegenwicht zu Harden. Während der Bärtige zum MVP der Regular Season wurde, war Paul nach seinem Mitspieler der wohl zweitbeste Isolation-Spieler der Liga - auf beide zusammen hatte niemand eine Antwort. Houston brachte sogar die übermächtigen Warriors an den Rand einer Niederlage und in ein siebtes Spiel. Nur fand dies ohne Paul statt, der sich zur Unzeit am Oberschenkel verletzt hatte.

Es sollte ihre beste Chance bleiben. Kein Team hat die (überwiegend) gesunden Durant-Warriors je so gepusht wie Houston in dieser Serie, doch das war eben nicht der Titel, für den die Rockets angetreten waren. 2018/19 hatte CP3 ein deutlich schwächeres Jahr, die beiden Stars vertrugen sich mit der Zeit immer schlechter.

Eine Saison waren sie ein titelreifes Team, doch das Fenster schwang ebenso schnell wieder zu, wie es aufgegangen war. Angesichts von Pauls brutalem Vertrag schien es auch nahezu unmöglich, gewinnbringend aus der Situation herauszukommen. Als nahezu einziger Versuch blieb das, was die Rockets dann tatsächlich taten.

Chris Paul führte OKC weiter als Russell Westbrook

Houston tradete auf ausdrücklichen Harden-Wunsch für Westbrook, einen der wenigen Spieler, die einen ähnlich üblen Vertrag ihr Eigen nannten wie Paul. Russ ist vom Profil her beileibe kein Spieler, wie ihn Rockets-GM Daryl Morey liebt, dafür ist sein Spiel noch immer zu ineffizient und unberechenbar. Trotzdem war der Deal aus Rockets-Sicht nicht völlig unverständlich.

Westbrook brachte den etwas lahm agierenden Rockets eine gehörige Portion Transition-Offense und damit einfache Punkte, spätestens nach der Umstellung auf Micro-Ball war er zeitweise sogar Houstons bester Spieler. Er ist nicht zwingend der beste Fit neben Harden und war trotzdem wohl die bestmögliche Option für Houston im vergangenen Sommer.

Dass er sich nun während der Seeding Games verletzt hat und in der Serie gegen sein Ex-Team bisher kaum ein Faktor ist, kann man den Rockets nicht vorwerfen. Wenn es in der Hinsicht etwas gibt, ist es die Miskalkulation, dass Paul auf dem absteigenden Ast war; CP3 hat in dieser Saison ein Revival erlebt. Dass OKC jetzt überhaupt noch in der Verlosung ist, hatte niemand erwartet und ist vor allem ihm zuzuschreiben. Ein siebtes Spiel hatte Westbrook mit OKC seit dem Durant-Abgang nicht erlebt.

Ein Spiel entscheidet

Nun wird ein solches Spiel mal wieder darüber entscheiden, wie in den kommenden Tagen und Wochen über einen oder zwei (je nachdem) der drei Guards geurteilt wird; Paul hat immerhin den Status als Außenseiter auf seiner Seite, bei einer Niederlage Houstons würden Harden und Westbrook deutlich mehr Häme abbekommen.

Der Impuls ist auch verständlich, die Rockets sind "all-in" und gingen mit größeren Erwartungen als einem Erstrundenaus in diese Spielzeit. Und doch ist es falsch - gerade die Karrieren dieser drei Spieler zeigen klar auf, wie fragil das Geschehen in der NBA ist und wie einzelne Schicksale von Zufällen, Verletzungen oder auch persönlichen Zwisten geprägt werden können.

Die Conference Finals 2018 dienen als bestes Beispiel. Aber auch die Finals 2012 können als solches herhalten; wie viele Titel wurden dem Trio Durant, Harden und Westbrook damals zugetraut?

Honorable Mention: Kevin Durant, Russell Westbrook, James Harden (OKC Thunder, 2009 bis 2012). Ohne Frage: Zu gemeinsamen Zeiten waren die drei OKC-Youngster noch nicht auf dem MVP-Level, das später jeder von ihnen erreichen sollte …
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Honorable Mention: Kevin Durant, Russell Westbrook, James Harden (OKC Thunder, 2009 bis 2012). Ohne Frage: Zu gemeinsamen Zeiten waren die drei OKC-Youngster noch nicht auf dem MVP-Level, das später jeder von ihnen erreichen sollte …

Nicht jede Legende gewinnt einen Titel

Es kam aus verschiedenen Gründen weder für Paul, noch für Westbrook oder Harden bisher dazu. Es ist möglich, dass es dabei bleiben wird. Weder Houston noch OKC wären in der folgenden Serie gegen die Lakers favorisiert. Am Ende gewinnt immer nur eine Mannschaft, auch für die Legenden des Sports ist ein Titel nicht garantiert.

Diesen Status haben Paul, Harden und Westbrook trotzdem inne: Sie sind Legenden, drei der besten NBA-Guards der Geschichte. Daran wird Game 7 nichts ändern und das sollte man bei allem Hang zum Suchen von Schuldigen, Blamagen oder notorischen Verlierern nicht vergessen. Auch wenn das bei allen Verbindungen zwischen den dreien nicht ganz so leicht fallen wird.

Das gilt auch für die Protagonisten selbst. Es steht mehr auf dem Spiel als ein Duell mit den Lakers. Es ist persönlich.

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