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NBA: Der Beginn der ShaKobe-Lakers-Dynastie und der epische Einbruch der Portland Trail Blazers

Shaquille O'Neal machte in Spiel 7 gegen Portland 18 Punkte.
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Shaq vs. Sabonis: Duell der Giganten

Der eigentliche Knackpunkt des Spiels war aber das fünfte Foul von Sabonis, welches gelinde gesagt sehr zweifelhaft war. Der Litauer musste für vier Minuten auf die Bank, der Vorsprung schmolz von neun auf gerade einmal drei Zähler.

"Arvydas machte drei Viertel lang ein unglaubliches Spiel, so wie er Shaq verteidigte", erinnerte sich der damalige Assistant Coach Jim Eyen gegenüber oregonlive.com später. "Shaq hatte solch einen Respekt vor ihm, dass er ihn auch am Perimeter nie frei stehen ließ. Phil Jackson schrie immer, dass er absinken solle, um bei Drives zu helfen, doch Shaq weigerte sich."

Doch Sabonis sollte nur fünf Minuten im Schlussabschnitt spielen, nach drei Pfiffen gegen sich foulte der Litauer schließlich 164 Sekunden vor dem Ende aus. In 33 Minuten verbuchte der 35-Jährige zwar nur 6 Punkte und 5 Rebounds, im Teamverbund war der Center aber nicht zu ersetzen.

Kobe auf Shaq: Der legendäre Alley-Oop der beiden Mega-Stars

Stattdessen glich O'Neal von der Freiwurflinie aus und zwei Minuten später sollte das ikonische Play folgen, welches die ShaKobe-Ära in Los Angeles für immer definieren sollte. 41 Sekunden vor dem Ende zog Bryant in die Zone, die Defense verengte sich und Kobe warf einen Lob auf Shaq, den dieser mit all seiner Wucht durch die Reuse jagte. 85:79 Lakers.

Das Staples Center verwandelte sich in ein Tollhaus, wie ein kleines Kind rannte Shaq mit ausgestreckten Armen und weit geöffnetem Mund zurück zur Lakers-Bank. Es folgte ein demonstratives High-Five mit Assistgeber Bryant. Wallace verkürzte zwar noch einmal auf drei Zähler und Bryant vergab sogar noch zwei Freiwürfe in Folge, doch Robert Horry brachte das Spiel in bester Big-Shot-Bob-Manier von der Linie in den Hafen.

"Ein Spiel 7 ist immer eine nervenaufreibende Sache, aber so etwas wie heute habe ich noch nicht erlebt", sagte Jackson nach dem Spiel, der laut Shaq die Saison bereits abgeschrieben hatte. "Phil kam nach dem dritten Viertel zu uns und wünschte uns bereits einen schönen Urlaub, das hat uns noch einmal angestachelt", erinnerte sich der Diesel Jahre später bei ESPN.

Statt am Strand von Cancun fanden sich die Lakers in den Finals wieder, in sechs Spielen wurden die Pacers abgefertigt. Es sollten noch zwei weitere Titel folgen, bevor die Mini-Dynastie aufgrund von Streitigkeiten zwischen den beiden Mega-Stars letztlich im Sommer 2004 endgültig auseinanderbrach.

Spiel 7 der West-Finals: Der Boxscore der Los Angeles Lakers

SpielerMINFG3PFTREBASTSTLBLKTOVPFPTS
Kobe Bryant46:579/19

1/4

6/12117042425
Shaquille O'Neal46:565/90/08/1295014418
Glen Rice36:194/102/51/164001111
Ron Harper23:214/60/01/22400139
A.C. Green14:390/10/01/42020031
Robert Horry33:214/71/43/670012412
Brian Shaw16:464/63/40/032202211
Rick Fox12:270/20/10/01300140
Derek Fisher8:551/30/10/00000012
John Salley0:200/00/00/00000000

Blazers am Boden: "Wie Feiglinge gespielt"

Die Blazers dagegen verließen zum zweiten Mal in Folge in den Conference Finals das Parkett als Verlierer, es sollte bis 2014 dauern, bevor das Team nach dunklen Jahren gespickt mit einigen Skandalen (Stichwort: Jail Blazers) wieder eine Playoff-Runde gewann. "Wir haben wie Feiglinge gespielt", ging Pippen mit seiner Mannschaft hart ins Gericht.

Auch Reserve-Forward Antonio Harvey schlug später in die gleiche Kerbe: "Der einzige Spieler, der auf sowas vorbereitet war, war Scottie. Doch Scottie war nicht mehr der Pippen der Chicago Bulls, der die komplette Last tragen konnte. Rasheed war unser bester Spieler, aber zu diesem Zeitpunkt war der Moment für ihn zu groß."

Der Frust entlud sich aber auch in eine andere Richtung. Die Lakers marschierten 37-mal an die Freiwurflinie, mit Pippen und Sabonis foulten ausgerechnet die beiden besten Spieler aus. Alleine im Schlussabschnitt nahmen die Gastgeber 16 Freebies, so viele wie Portland im kompletten Spiel.

Spiel 7 der West-Finals: Der Boxscore der Trail Blazers

SpielerMINFG3PFTREBASTSTLBLKTOVPFPTS
Rasheed Wallace45:2413/26

2/2

2/541011430
Scottie Pippen43:183/102/64/4103203612
Steve Smith42:067/173/41/232012118
Arvydas Sabonis32:292/60/02/25310066
Damon Stoudamire19:282/61/10/01310021
Detlef Schrempf20:583/30/00/05000246
Bonzi Wells17:552/70/23/33020147
Brian Grant7:490/20/00/02100120
Jermaine O'Neal6:170/00/00/00101020
Greg Anthony4:170/00/00/00100000

Lakers vs. Blazers: Ging alles mit rechten Dingen zu?

Einige Verschwörungstheoretiker weisen gerne darauf hin, dass einer der Schiedsrichter ein gewisser Dick Bavetta war. Dieser sollte zwei Jahre später auch das kontroverse Spiel 6 zwischen den Kings und Lakers leiten. Neben Bavetta war 2002 auch Tim Donaghy an der Pfeife, er wurde später lebenslang wegen Spielmanipulation gesperrt. Donaghy erhob später Vorwürfe, dass einer seiner Kollegen einen Lakers-Sieg wollte, sogar das FBI ermittelte in dieser Angelegenheit.

In seinem Buch Personal Foul schrieb Donaghy folgendes über Bavetta: "Er nannte sich selbst den Go-to-Guy der NBA." Ein Blogger der Blazers befasste sich erst in diesem Jahr mit der Thematik und kam zu dem Ergebnis, dass es lediglich fünf schlechte Pfiffe im kompletten Spiel gab (vier schadeten den Blazers), auch wenn gerade die Fouls gegen Sabonis sehr fraglich waren.

Letztlich ging diese Pleite auf das Konto der Blazers, die im vierten Viertel keine Offense mehr generieren konnten und schlichtweg kollabierten. Es war ein absolut richtungsweisendes Spiel für den Verlauf der NBA-Historie, wie auch der frühere NBA-Coach John Lucas im Buch "Jail Blazers" befand:

"Dieses Viertel prägte beide Franchises. Kobe und Shaq starteten durch und gewannen drei Titel, während in Portland Leere herrschte. Es fühlt sich so an, als ob die Blazers sich von dieser Niederlage niemals erholen konnten."

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