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NBA - Das "Shrug Game" von Michael Jordan in den Finals 1992: Als MJ nicht nur die Blazers, sondern auch sich selbst überraschte

Michael Jordan wollte es in den Finals 1992 seinem Rivalen Clyde Drexler so richtig zeigen.
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Michael Jordan trifft Dreier? "Einfach frustrierend"

"Die Würfe sind von überall reingefallen", sagt Jordan nach der Partie. "Also habe ich angefangen, mich zur Dreierlinie zu bewegen. Es hat sich angefühlt wie ein Freiwurf. So wie ich heute geworfen habe, habe ich sie genauso überrascht wie euch und mich selbst."

Überraschung trifft es durchaus. In der kompletten regulären Saison 1991/92 versenkt die Bulls-Legende gerade einmal 27 Triples bei 100 Versuchen - man darf nicht vergessen, die NBA war damals eine andere. Jordan war für alles andere als seinen Distanzwurf gefürchtet.

"Michael war nicht zu verteidigen, wenn er zum Korb kam. Es ging für uns nur darum, ihn aus der Zone und von der Freiwurflinie fernzuhalten", erklärt Ainge die damalige Verteidigungsstrategie gegen Jordan, der bei einigen seiner Versuche relativ weit offen steht.

"Wenn Michael Dreier wirft und Cliff Robinson oder ich oder Clyde Raum lassen ... genau das wollten wir", so der Celtics-GM weiter. "Das ist ähnlich wie mit LeBron heute. Wenn er seinen Stepback-Jumper trifft, wie willst du ihn dann verteidigen? Wenn Michael auch noch Dreier trifft, ist das einfach frustrierend. Was soll man dann machen?"

Michael Jordan wollte es in den Finals 1992 seinem Rivalen Clyde Drexler so richtig zeigen.
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Michael Jordan wollte es in den Finals 1992 seinem Rivalen Clyde Drexler so richtig zeigen.

Michael Jordans Shrug Game: Motivation dank Magic?

In den Vergleichen zwischen Drexler und MJ vor den Finals kommt auch der Distanzwurf zur Sprache. Dem Blazers-Star wird in dieser Kategorie der Vorteil zugesprochen, Drexler trifft 1991/92 immerhin 114 von 338 von Downtown (33,7 Prozent, 31,8 Prozent über die komplette Karriere). MJs Antwort darauf? Drexlers Statistiken mögen besser sein, aber nur weil er sich bewusst dafür entschieden habe, nicht mehr Dreier zu werfen.

Auch Ainge ist sich sicher, dass Jordan ein großartiger Dreierschütze geworden wäre, wenn er mehr Arbeit in den Wurf gesteckt hätte. So bleibt Jordan über seine Karriere jedoch ein höchstens durchschnittlicher Schütze (32,7 Prozent Dreierquote). Clyde Drexler hat er es an diesem Abend aber ein weiteres Mal gezeigt.

Schon am Vorabend von Spiel 1 kündigt Jordan beim gemeinsamen Kartenspielen mit Magic Johnson, der 1991 sein Karriereende bekanntgegeben hatte und nun für NBC als Experte an der Seitenlinie sitzt, an: "Du weißt, was morgen passieren wird. Ich zeige es diesem Typen."

Vielleicht ist die Rivalität mit Drexler aber auch nicht die einzige Motivation, die Jordan zu seinem "Shrug Game" hinreißen lässt. Laut Magics Erinnerung habe er MJ an jenem Abend beim Kartenspielen besiegt, der immer wetteifernde Jordan sei extrem angefressen gewesen. Deshalb habe er sich bei seinem Schulterzucken auch Richtung Kommentatorentisch, Richtung Magic gewandt.

MJ vs. Clyde: Trash Talk beim Dream Team

Wahrscheinlich hat ihn eine Mischung aus beidem angestachelt, die Niederlage beim Kartenspielen und die Tatsache, dass Clyde Drexler ihm gegenüberstand. Nach seiner Dreierexplosion und 35 Zählern in Halbzeit eins (bis heute Finals-Rekord für eine Hälfte) ist Spiel 1 quasi entschieden.

Zwar nimmt sich MJ nach dem Seitenwechsel in Sachen Scoring etwas zurück und beendet die Partie mit "nur" 39 Punkten, Portland hat dennoch keine Chance mehr. Das dritte Viertel geht mit 38:17 an die Bulls, das Spiel endet mit 122:89. Immerhin finden die Blazers in Spiel 2 die richtige Antwort auf den Blowout und klauen den Heimvorteil, bevor die Bulls in Portland zurückschlagen und schließlich die Serie mit 4-2 gewinnen.

Über die kompletten Finals legt Jordan 35,8 Punkte, 6,5 Assists und 4,8 Rebounds bei 52,6 Prozent aus dem Feld und einer Dreierquote von 42,9 Prozent (12/28) auf. Das Privat-Duell mit Drexler (24,8 Punkte, 7,8 Rebounds und 5,3 Assists bei 40,7 Prozent FG und 15 Prozent 3FG) geht damit klar an den Bulls-Star, allerdings plagt sich Clyde auch mit einer Knieverletzung herum.

Mit einer OP wartet er noch bis nach den Olympischen Spielen in Barcelona, auch wenn er sich im Training mit dem Dream Team ständigen Trash Talk von MJ gefallen lassen muss. Drexler gewinnt erst 1995 mit den Rockets einen Titel, nachdem Jordan zuvor nach seiner Baseball-Auszeit in den Playoffs an den Magic gescheitert war.

Drexler selbst konnte den wahrscheinlich besten Basketballer aller Zeiten jedoch nie stoppen. Vor allem nicht an diesem 3. Juni 1992, als Michael Jordan auf dem Weg zu seinem zweiten Titel den nächsten ikonischen NBA-Moment produzierte.

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