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NBA-Kolumne - Monsterblog von Daniel Theis: Der Corona-Schock, das Duell gegen Rudy Gobert und die Selbstquarantäne

Von Daniel Theis
Daniel Theis musste in einem seiner letzten Spiele noch gegen Rudy Gobert spielen.
© getty

Daniel Theis wartet nach dem Ausbruch des Coronavirus auf die Fortsetzung der NBA-Saison und das Ende seiner Selbstquarantäne. In seiner SPOX-Kolumne berichtet der Spieler der Boston Celtics, wie er die turbulenten letzten zwei Wochen erlebt hat.

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Hey Leute,

aus gegebenem Anlass habe ich diesen Monat eine Art Sonderblog für Euch. Ich hoffe, Ihr bleibt alle gesund und bleibt auch zuhause #stayathome, damit wir gemeinsam diese schweren Zeiten so schnell wie möglich überstehen.

Als ich am 11. März mit ein paar Teammates beim Abendessen in Milwaukee saß, hat Vincent Poirier einen Anruf von Rudy Gobert bekommen. Er hatte ihm geschrieben, da er gehört hatte, dass es ihm am Tag zuvor nicht so gut ging. Zu dem Zeitpunkt wussten wir auch nur, dass das Utah-Spiel gegen Oklahoma City sich ein bisschen verspätet. Als Vincent uns dann allen erzählt hat, dass Gobert positiv auf das Coronavirus getestet wurde, dachten wir im ersten Moment, dass er Spaß macht und wollten ihm nicht glauben.

Leider wurde uns allen dann aber schnell bewusst, dass er es ernst meinte und haben dann auch realisiert, wie ernst die Lage ist. Überall in den Medien konnte man plötzlich von Goberts positivem Test lesen und hat sich dann natürlich Gedanken gemacht, was das wohl für alle bedeuten würde. Am Anfang dachte man sich auch, dass die Saison vielleicht eine Woche pausieren würde und dann fortgesetzt werden könnte. Allerdings hatten sich diese Gedanken dann schnell zerschlagen. Unser Spiel am nächsten Tag gegen Milwaukee wurde sofort abgesagt und die NBA hatte die komplette Saison erstmal auf Eis gelegt hat.

Die Celtics wollten noch in der gleichen Nacht nach Boston zurückfliegen, allerdings hatten wir keine Flight Crew und mussten somit die Nacht noch in Milwaukee im Hotel bleiben und konnten erst donnerstags fliegen. Wir haben natürlich die ganze Zeit auf Updates gewartet, keiner wusste, wie es weitergehen wird.

Vor dem Abflug wurde dann angeordnet, dass wir uns sozusagen in Selbstquarantäne begeben sollten, sobald wir zuhause angekommen sind, da wir erst gegen Utah, das Team von Rudy Gobert, gespielt hatten. Mich hat es dann besonders getroffen, weil ich Gobert verteidigt hatte und die Gefahr dadurch natürlich besonders hoch war, dass ich mich auch angesteckt haben könnte. Deshalb hatte mir unser Teamarzt geraten, mich von meiner Familie "fernzuhalten" und mich erstmal in das Gästezimmer einzuquartieren.

Samstag früh mussten wir dann alle an die Trainingshalle kommen, um uns testen zu lassen. Uns wurde gesagt, dass wir die Ergebnisse montags bekommen sollten. Allerdings verzögerte sich alles und bis die ersten Tests zurückkamen, war es dann schon Donnerstag. Allerdings war da mein Testergebnis noch nicht dabei. Die Zeit der Ungewissheit blieb somit bestehen.

Anfangs hieß es auch noch, wenn alles okay sein sollte, dass wir dann unter gewissen Sondermaßnahmen zurück in die Trainingshalle könnten, um wieder mit Workouts anzufangen. Allerdings kam einige Tage später die Nachricht, dass die Trainingshallen geschlossen bleiben müssen. Da wurde mir dann auch richtig bewusst, dass das alles noch länger andauern wird und ich irgendwie einen Weg finden muss, um mich fit zu halten. Inzwischen haben wir uns deshalb ein kleines Home Gym eingerichtet.

Die Zeit hat sich einfach mega lange hingezogen und jeden Tag hat man einfach nur auf den Anruf vom Arzt gewartet und gehofft. Samstagabend habe ich dann endlich auch als einer der letzten mein Ergebnis bekommen. Mein Test war zum Glück negativ; ich war schon echt froh darüber, muss ich sagen. Allerdings hatte mir der Arzt weiterhin geraten, zuhause auf Distanz zu bleiben, da Marcus Smart positiv auf das Virus getestet wurde. Somit hat sich noch nicht wirklich viel für mich geändert, da ich weiterhin in meinem Quarantäne-Gästezimmer bleiben soll, um meine Familie zu schützen. Es fällt mir wirklich nicht leicht, in meinem eigenen Haus getrennt von meiner Familie zu sein. Umso mehr freue ich mich auf Donnerstag. Da kann ich mich endlich wieder frei bewegen, in meinem eigenen Bett schlafen und Zeit mit meiner Familie verbringen.

Daniel Theis
© privat
Daniel Theis

In der Zwischenzeit versuche ich, das Beste aus der Lage zu machen. Ich schaue viele Filme an; ich habe mir vorgenommen, alle Marvel-Filme der Reihe nach anzuschauen. Außerdem spiele ich (verdammt) viele Videospiele. Manchmal sogar bis in die Nacht mit ein paar Teammates. Irgendwo ist das ja auch eine Art von Team-Bounding, oder nicht? Und nachmittags ist dann immer Workout-Zeit angesagt, natürlich mit lauter Musik. Das motiviert mich und macht dann auch gleich noch mehr Spaß. Nur faul rumzusitzen hilft ja auch nicht.

Ich weiß, dass diese Zeit für niemanden von uns einfach ist. Ich glaube auch, dass keiner mit so einer unfassbar extremen Situation gerechnet hat. Es gibt im Moment einfach keinen Sport mehr auf der Welt mehr, was sehr schade ist. Ich vermisse es wirklich, Basketball zu spielen und auch einfach bei meinem Team zu sein, die irgendwo auch wie eine zweite Familie für mich geworden sind. Durch den plötzlichen Cut ist es ein anderes Gefühl als nach Saisonende. Egal ob du eine Championship gewonnen hast oder aus den Playoffs geflogen bist. Jetzt fühlt es sich einfach so unvollendet an; auch wenn jeder weiß, dass es genau die richtige Entscheidung war. So kann man einfach nur hoffen, dass bald alles wieder unter Kontrolle gebracht wird und die Chance, die Saison auf irgendeine Weise noch zu Ende zu spielen, bestehen bleibt.

In diesem Sinne, schützt Euch selbst und alle anderen und bleibt einfach zuhause! Nur gemeinsam können wir diesen Kampf schaffen.

Euer Daniel

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