NBA

NBA Trade Deadline - Gewinner und Verlierer: Geldregen am South Beach - keine Liebe für Andre Drummond

Von Philipp Schmidt
Andre Iguodala gehört zu den Gewinnern der Trade Deadline.
© getty
Cookie-Einstellungen

Loyalität in der NBA? Die bleibt in den Stunden vor der Trade Deadline gerne mal auf der Strecke liegen, das bekam auch Andre Drummond zu spüren. Auch die Warriors oder Lakers gehören zu den Verlierern.

Die Verlierer der Trade Deadline

Andre Drummond

"Wenn ich eine Sache gelernt habe, dann, dass es in der NBA keine Freunde oder Loyalität gibt. Ich habe mein Herz und meine Seele für Detroit gegeben, aber dass dies nun passiert ist, ohne dass mich jemand darüber informiert hat, hat mir erst recht klar gemacht, dass es alles nur ein Geschäft ist." Zur Gemütslage von Andre Drummond nach seinem Trade zu den Cavaliers bedarf es keiner weiteren Worte.

Ebenfalls spricht die Tatsache Bände, dass die Pistons bereit waren, Drummond, der sich als Max-Player sieht und in der kommenden Saison einen weiteren solchen Vertrag anstrebt(e), lediglich für einen Secound-Round-Pick abzugeben. Der 26-Jährige ist in seiner Prime, einer der besten Rebounder der Liga, aber sein Wert in der heutigen NBA ist wohl doch deutlich geringer, als er es sich eingestehen will.

Drummonds Optionen für die Saison 2020/21 sind überschaubar: Er könnte seine Teamoption für 28,8 Millionen Dollar bei den Cavs ziehen und die Saison bei einem Team verbringen, das noch weiter von Playoff-Erfolg entfernt ist als die Pistons. Oder aber er lässt seine Option verstreichen, wird Free Agent und strebt einen dicken Vertrag an. Kaum ein Team hat allerdings Cap Space, großes Interesse dürfte der Big Man nicht auf sich ziehen.

Golden State Warriors

Positiv: Die Warriors haben sich für D'Angelo Russell einen (Top-3-geschützten) Erstrundenpick sowie einen Zweitrundenpick gesichert. Aber: Während Russell in einem besseren G-League-Team trotz mehrerer kleiner Blessuren zu überzeugen wusste (23,6 Punkte und 6,2 Assists bei 37,4 Prozent aus der Distanz), gleichen sich die Leistungen von Andrew Wiggins nach starkem Saisonstart wieder mehr seinem (bisher enttäuschenden) Karriereverlauf an.

In seinen vergangenen 15 Spielen kommt der Flügelspieler auf 18,9 Punkte. Die Quoten der Saison 2019/20 entsprechen fast exakt denen seiner Karriere (44 Prozent FG, 33 Prozent 3FG, 72 Prozent FT). Zwar ist der zukünftige Fit von Wiggins neben Curry und Thompson besser als der von Russell, aber warum sollte dem ewigen Talent gerade jetzt der lange erwartete, nächste Karriereschritt gelingen?

Für Russell, der in der vergangenen Saison bei den Brooklyn Nets erstmals zum All-Star gewählt wurde und seinen Vertrag (4 Jahre, 117 Millionen) deutlich eher rechtfertigen kann als Wiggins (5 Jahre, 147 Millionen), hätten sich die Warriors sicherlich einen höheren Gegenwert erhofft als einen der schlechtesten Verträge der Liga. Das Abgeben von Jacob Evans und Omari Spellman kann hingegen vernachlässigt werden.

Houston Rockets

Wenn schon nicht ein Verlierer, dann sind die Texaner zumindest ein riesengroßes Fragezeichen. Mit dem Trade von Capela setzen die Rockets voll auf die Karte Small-Ball, daran hätte wohl auch die gescheiterte Verpflichtung von Tristan Thompson nur bedingt etwas geändert.

Der Plan ist klar: Houston will mit P.J. Tucker als primäre Option auf Center das Feld maximal für James Harden breit machen und den nicht vorhandenen Dreier von Russell Westbrook kaschieren. Ist dies zumindest am offensiven Ende vielversprechend, könnte sich der Plan in der Defense gegen Nikola Jokic, Anthony Davis und Co. zum Desaster entwickeln.

Überraschen die Rockets wieder einmal alle und schraubt Covington seine im bisherigen Saisonverlauf durchschnittliche Dreierquote (34,6 Prozent) nach oben? Oder war die Transaktion lediglich ein letzter Verzweiflungs-Move im sich langsam schließenden Titelfenster von Harden und Westbrook?

Der Auftakt bei den Lakers war vielversprechend: Covington hinterließ einen äußerst positiven Eindruck an beiden Enden des Feldes, Westbrook attackierte die Zone wie in besten Tagen und die Dreier fielen wie gewünscht. Aber ist dies tatsächlich über mehrere Best-of-seven-Serien aufrechtzuerhalten?

Los Angeles Lakers

Während der Stadtrivale wie erwartet in Person von Marcus Morris eine Verstärkung an Land zog, passierte bei den Lakers, die zugegebenermaßen auch in der aktuellen Besetzung zumeist überzeugen - nichts. Nach der Trade Deadline sind die Optionen nun deutlicher begrenzter.

Der vertragslose J.R. Smith darf wohl vorspielen, ob er aber tatsächlich weiterhelfen kann, ist zumindest fraglich. Die Hoffnungen ruhen auf Point Guard Darren Collison, der aus dem Ruhestand zurückkehren könnte und wohl die Lakers als seine bevorzugte Destination auserkoren hat.

Ein Comeback von Collison ist jedoch nach Aussagen von Ex-Teamkollege Matt Barnes keinesfalls so sicher, wie es die Lakers sich erhoffen. Demnach stünden die Chancen 50:50, da der Spielmacher die Entscheidung weiterhin gemeinsam mit seiner Familie und seinem Berater überdenken müsse. Gehen die Lakers tatsächlich mit Rajon Rondo und Alex Caruso als Guard-Backups in die Playoffs? Immerhin saß Collison beim Spiel gegen die Rockets bereits neben Lakers-Besitzerin Jeanie Buss auf den Rängen ...

Weiterhin im Kader steht Kyle Kuzma, den die New York Knicks laut Shams Charania (The Athletic) als Gegenwert für Morris forderten. Da dieser aber gesund sei und zunehmend seine Rolle im Team verstanden habe, wurde Kuzma aus jeglichen Trade-Diskussionen mit den Knicks herausgehalten. Gute Leistungen wechseln sich bei ihm mit schlechten ab. Am 11. Januar explodierte er gegen OKC für 36 Punkte, bei der Niederlage gegen die Rockets war er überhaupt kein Faktor (4 Punkte, 2/8 FG).

Inhalt:
Artikel und Videos zum Thema