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NBA Above the Break: Welchen Spieler braucht Dallas noch? Die Leser-Fragen

Bei den Dallas Mavericks läuft es derzeit sehr gut.
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@kicktherim: Du bist Entscheider im Clippers-Front-Office und kannst entweder einen zusätzlichen Playmaker oder einen Center verpflichten. Buyout, Trade, Free Agency - whatever. Nur: Du kannst nur eine Addition machen. Für welche Variante entscheidest du dich und warum?

Ich halte die Clippers für das einzige Team in der NBA ohne wirklich eklatante Schwachstelle, aber wenn man schon die Möglichkeit bekommt, sind das sicherlich die beiden am ehesten zu adressierenden Positionen. Ich würde mich für einen Center entscheiden, nach einiger Überlegung.

Den Löwenanteil der Minuten auf der Fünf bekommt Montrezl Harrell, der seine Rolle bekanntlich wunderbar ausfüllt, aber eben nur 2,01 m groß ist. Oft ist das trotzdem kein Problem, weil der Anteil wirklich guter Post-Center in der Liga sehr gering geworden ist. Auf dem Flügel ist die Defense der Clippers außerdem so stark (und langarmig), dass man mit den meisten Herausforderungen fertig werden kann, ein Stück weit vergleichbar mit den Celtics, wobei Kawhi Leonard natürlich nochmal seine eigene Kategorie von Verteidiger ist.

Nur gibt es auf dem potenziellen Weg zum Titel eben ein paar Spieler, die vielleicht selbst ihn auf Dauer überpowern können. Joel Embiid, Nikola Jokic, im Prinzip auch Anthony Davis (eingesetzt von LeBron James) etwa. Fühlt man sich da wohl, primär Harrell und Ivica Zubac gegen sie einzusetzen und zu hoffen, dass der Rest im Kollektiv erledigt wird?

Die Zubac-Position wäre die, die ich am ehesten upgraden würde. Der Kroate hat sich zwar positiv entwickelt, ist aber defensiv ein wenig limitiert und zudem sehr foulanfällig (5,5 Fouls pro 36 Minuten). Ich glaube wie gesagt nicht, dass man hier zwingend aktiv werden muss, aber schaden würde es sicherlich nicht.

Ähnlich beim Playmaking: Multiple Playmaker schaden natürlich nicht. Aber die Clippers haben im Pick'n'Roll von Lou Williams und Harrell einen Spielzug, den trotz aller Einfachheit niemand verteidigen kann. Sie haben in Paul George oder Patrick Beverley ordentliche Passer, auch wenn keiner von ihnen elitär kreiert. Aber dafür hat man ja noch Kawhi.

Ich hatte es kürzlich hier schon mal thematisiert: Meiner Meinung nach ist Leonard mittlerweile gut genug, um in den Playoffs, wenn das Spiel ohnehin langsamer wird, als Fixpunkt einer Offensive zu fungieren, die auch andere Spieler mit einbezieht. Ein Stück weit war das schon vergangene Saison in den Playoffs bei den Raptors der Fall.

Wenn das Geld auf dem Tisch liegt, sollte der beste Spieler des Teams so oft wie möglich den Ball haben (Bigs wie Embiid ausgenommen) und die Entscheidungen treffen. Leonard ist kein Passer wie LeBron oder Doncic, aber sein Spielverständnis und sein Blick für den Pass sind mittlerweile so ausgeprägt, dass ich ihn als primären Ballhandler in den Playoffs für absolut ausreichend halte.

@hairlosslebron: Welchen Spieler(Typ) könnten die Mavs anvisieren? Denke das Team ist schon gut besetzt (zwei Stars und fähige Rollenspieler) aber ein dritter Star der Doncic vom Scoring und Playmaking entlastet wär sicher sinnvoll.

@OliverMehring: Welche(r) Spielertyp(en) fehlt/fehlen den Mavs noch, um einen tiefen Playoff-Run hinzulegen?

Shooting und Defense auf dem Flügel hätten unmittelbar die höchste Priorität. Tim Hardaway hat sich zuletzt deutlich verbessert gezeigt, ist aber defensiv eine Schwachstelle und auch als Shooter eigentlich zu inkonstant, wenn man auf seine bisherige Karriere blickt (die derzeitigen 36,3 Prozent Dreier wären schon sein Career High).

Wenn Dorian Finney-Smith sein Shooting aus den letzten fünf Spielen (8/18 3FG) beibehalten könnte, wäre damit schon sehr viel gewonnen, da seine Defense ohnehin stark ist, das ist aber natürlich eine sehr kleine Stichprobe. Und man kann um einen Spieler wie Doncic ohnehin kaum genug solcher Spieler haben.

Im Sommer bemühte sich Dallas um Danny Green, was andeutet, dass das Front Office diesen Bedarf ebenso sieht. Laut ESPN könnten die Mavs auch über Andre Iguodala nachdenken. Wobei ich letzteres nicht empfehlen würde, da man dafür einiges abgeben müsste.

Iguodala wird mit seinen 35 Jahren kein Faktor in der Zukunft der Mavericks sein. Für Dallas sollte aber nicht nur diese Saison, sondern die nächsten Jahre mit in die Überlegungen hineinspielen. Doncic ist 20, Porzingis kam gerade erst von einer schweren Verletzung zurück und ist bei weitem noch nicht in Bestform, was ja auch vollkommen logisch ist.

Wenn Dallas während der Saison etwas machen sollte, dann meines Erachtens nach daher eher nur kleinere Moves. Den Titel wird man dieses Jahr nicht gewinnen, also lieber keine Aussichten für die Zukunft verbauen, höchstens versuchen, ein paar Gehälter abzugeben (Hardaways Wert ist gerade gestiegen ... möchte jemand Dwight Powell?. Richtig interessant wird es dann eher ab dem Sommer.

Hardaway hat noch eine Spieler-Option über knapp 19 Mio. Dollar, wenn man diese loswird (via Trade oder Absprache), könnten die Mavs auf dem Markt ein Player werden. Ein Passer wie Doncic dürfte durchaus gute Spieler auf den Plan rufen, wenngleich die Free-Agent-Klasse im kommenden Jahr bekanntlich nicht die beste ist.

Der Spieler, der womöglich verfügbar wird (wenn er seine Spieler-Option nicht zieht) und die meisten Probleme der Mavs kaschieren könnte, wenn er seine Frühform dieser Saison beibehält: Gordon Hayward. Ein guter Verteidiger und Schütze, der außerdem auch Playmaking übernehmen und sich selbst Würfe erarbeiten kann. Hayward könnte als Nummer 3 oder auch Nummer 2 der Offense fungieren, je nachdem, wie sich das Spiel von KP weiterentwickelt.

Hier sind natürlich viele Wenns dabei und angesichts von Haywards Gesundheit gilt das ohnehin, diese Antwort also bitte nicht als "Dallas muss Hayward holen!" verstehen. Er ist einfach ein Typ Spieler, der zu Dallas' Kader passen würde. Die nächsten beiden Sommer hat Dallas die Möglichkeit, den KP-Doncic-Kern ideal zu ergänzen, ab 2022 (wenn Doncic seinen Maximal-Vertrag hat) wird der Spielraum weg sein.

Luka Doncic führte die Mavs in New Orleans zum Sieg.
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Luka Doncic führte die Mavs in New Orleans zum Sieg.

@mouzChase: Ist es Zeit, McCollum zu traden? Wäre es nicht besser, für McCollum einen guten 3er (Harris, Covington) oder 4er (Gordon, Portis, Knick-Morris) zu kriegen und einen defensiv starken 2er neben Lillard zu stellen (per 3-Team Trade)?

Ich denke seit Jahren, dass man mit zwei kleinen Guards wie Lillard und McCollum als besten Spielern keinen Titel holt. Die vergangene Saison mit dem Erreichen der Conference Finals dürfte das Höchste der Gefühle sein, wahrscheinlich auch einmalig. Portland scheint das aber anders zu sehen, was die neuen Verträge für beide Guards nahelegen.

McCollum kann aufgrund des neuen Deals übrigens auch erst ab dem 29. Januar, gut eine Woche vor der Trade Deadline, wieder bewegt werden. Es ist gut möglich, dass es in dieser Phase Gespräche geben wird, wenn Portland sich in der Zwischenzeit nicht berappelt hat, und dass es einen gewissen Markt für ihn geben wird.

Dazu muss allerdings erwähnt werden, dass die Blazers mit der wohl schlechtesten Forward-Rotation der gesamten Liga in die neue Saison gegangen sind. Dann verletzte sich auch noch Zach Collins, Jusuf Nurkic fehlt ja ohnehin. Es ist kein Wunder, dass der Saisonstart in die Hose geht, wenn im Frontcourt Rodney Hood, Mario Hezonja und Hassan Whiteside die Leistungsträger sind. Da kann der Backcourt noch so gut sein, wobei McCollums Saisonstart ebenfalls nicht berühmt war.

Jetzt hat man erstmal Melo (siehe unten), ein Panik-Trade erscheint aber nach wie vor möglich. Ein relativ logischer Kandidat wäre etwa Danilo Gallinari, Kevin Love wird ebenfalls immer mal wieder genannt, wenn es um die Blazers geht (dass Defense nicht mehr im Vordergrund steht, hat Portland ja im Sommer bewiesen, indem die beiden besten Wing-Defender Al-Farouq Aminu und Moe Harkless gegangen wurden).

Dafür muss aber nicht unbedingt McCollum gehen, der in Portland einen sehr hohen Stellenwert hat und mit Lillard gut harmoniert. Der auslaufende 27-Millionen-Dollar-Vertrag von Whiteside mitsamt dem einen oder anderen Pick wird von Portland mit Sicherheit bereitwilliger angeboten als McCollum. Letzteres dürfte erst in einer ziemlich großen Notfallsituation realistisch werden, rechnen würde ich damit in dieser Saison nicht.

@tommek19: Wie bewertest du bisher das Carmelo-Comeback? Passt der Spot Portland?

Es passt insofern wunderbar, dass die Stimmung bei den Blazers vollkommen im Keller war und Melo ihnen zuletzt neues Leben eingehaucht hat. An den Siegen gegen Chicago und OKC hatte er einen großen Anteil, traf seine Würfe und wurde beim Heimdebüt in Portland mit Standing Ovations bedacht.

Final bewerten würde ich Anthony aber noch nicht. In den ersten drei Spielen gab er defensiv mindestens so viele Punkte ab, wie er vorne reinholte, auch die wirklich schwachen Thunder attackierten ihn einige Male erfolgreich im Pick'n'Roll. Seine Wurfauswahl ist immer noch teilweise antik (14 seiner bisher 75 Würfe waren lange Zweier - keiner davon war drin!).

Aber: Melo hat rund ein Jahr lang nicht in der NBA gespielt, etwas mehr wird er sich an das Zusammenspiel mit Lillard und Co. noch gewöhnen. Und bisher trifft er insgesamt so viele Würfe, dass sein Einfluss positiv wirkt. Er muss in Portland ja kein Superstar sein, sondern einfach eine bessere Option als Hezonja oder Anthony Tolliver. Das ist er bisher eindeutig. Wenn er noch etwas häufiger von der Dreierlinie abdrückt, umso besser.

Außerdem gibt es nach wie vor niemanden, der vulgärer Defensiv-Rebounds holt und dabei auch mal eigene Mitspieler ausknockt. Ich habe die Melo-Rebounds vermisst.

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