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Basketball-WM - Wie sich Team USA 2002 aus den falschen Gründen unsterblich machte

Von Lino Wilczewski
Lange Gesichter auf der Bank - gegen Jugoslawien verspielte Team USA seine Medaillenchance.
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Isolations-Basketball als Offensivstrategie

Kurz nach der Jahrtausendwende wurde die NBA noch von Isolations-Basketball dominiert: Gib deinem besten Spieler den Ball und lass ihn einfach machen. Über Jahre war dies ein probates Mittel, da eine Zonenverteidigung in der NBA bis 2001 per Reglement nicht erlaubt war - jeder Verteidiger musste sich einem Offensivspieler zuordnen.

Wenn Michael Jordan also beispielsweise auf dem Flügel den Ball bekam, konnte sich sein gesamtes Team auf der anderen Seite positionieren, sodass nur ein Gegenspieler zwischen ihm und dem Korb stand. Spieler wie Jordan waren im Eins-gegen-Eins nicht zu stoppen, also reichte diese "Strategie" als Kern einer funktionierenden Offense.

Warum das wichtig ist? Im internationalen Basketball gab es diese Regel nicht - und in der Folge war Isolations-Basketball außerhalb der NBA weitaus weniger verbreitet. Argentinien, Jugoslawien, Spanien und Co. versuchten offensiv durch Ballbewegung, Blöcke oder Freilaufen die gegnerische Defensive durcheinander zu bringen und sich so einfache Körbe zu erspielen - für die NBA-Stars eine ungewohnte Situation.

Manu Ginobili: "Sie waren verwirrt"

"Sie sind das Verteidigen als Mannschaft nicht gewohnt", sagte Manu Ginobili, nachdem die Argentinier Team USA sensationell geschlagen hatten: "Wenn wir den Pass vom kleinen zum großen Spieler gespielt haben, wussten sie nicht, was zu tun war, ob sie die Zuordnung wechseln sollten oder nicht. Ich glaube, sie waren verwirrt von all den Blöcken und der vielen Bewegung."

Und was ihnen defensiv zum Verhängnis wurde, half auch auf der anderen Seite des Courts nicht weiter. "Wir haben zu viel Eins gegen Eins gespielt", fasste Reggie Miller die Gründe für das Ausscheiden zusammen - gepaart mit vergleichsweise wenig Potenz von außen und einer desolaten Freiwurfquote (62,8 Prozent über das gesamte Turnier) kein sehr erfolgsversprechendes Rezept.

Neues Team USA - Alte Probleme

Seitdem der Kader von 2002 im eigenen Land "Geschichte schrieb", hat sich in der NBA-Landschaft einiges getan. Ein Jahr nach der WM brachte Mike D'Antoni aus seiner Zeit in Italien die Seven-Seconds-or-Less-Offense mit nach Phoenix und revolutionierte damit die Liga.

Das Spiel ist schneller geworden, Franchises wie die San Antonio Spurs oder Golden State Warriors begeisterten mit uneigennützigen Offensiven. Durch Regeländerungen lernten die Teams sogar, in der Defensive als Kollektiv zu arbeiten.

Ginobili machte den Euro-Step salonfähig und entwickelte sich bei den Spurs zur Kultfigur. Nowitzki wurde zum ersten europäischen MVP, jüngst folgte Giannis Antetokounmpo in seinen Fußstapfen. Seit 2001 hat sich die Zahl der NBA-Legionäre verdreifacht (2001: 37 Spieler; 2018: 108) - der internationale Basketball ist mittlerweile also keine große Unbekannte mehr, er ist fest in der NBA verankert.

Manu Ginobili und die Argentinier verpassten den US-Amerikanern ihre erste Niederlage bei einem Turnier, in dem NBA-Profis antraten.
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Manu Ginobili und die Argentinier verpassten den US-Amerikanern ihre erste Niederlage bei einem Turnier, in dem NBA-Profis antraten.

Team USA: Geschichte wiederholt sich

Dennoch hat sich siebzehn Jahre später die Geschichte fast identisch wiederholt. Eine Flut von Absagen, das Ende eines 58-Spiele-Laufs, das Ausscheiden im Viertelfinale, die verpasste Medaille, die Häme der Öffentlichkeit. Die diesjährige WM wirkt wie ein uninspiriertes Hollywood-Remake der 2002er-Vorlage.

Und damals wie heute bleibt die Erklärung die gleiche - zumindest für Paul Pierce. "Folgendes ist passiert", sagt er bei ESPNs The Jump. "Die Superstars sind abgesprungen. Und die Welt holt uns ein."

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