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NBA: David Krämer von den Phoenix Suns im Interview: "Beim Erdbeben haben wir in der Kabine alle gelacht"

David Krämer will sich in Phoenix für einen langfristigen Vertrag empfehlen.
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Die Summer League war schon ein erster Vorgeschmack auf die "Glitzerwelt" NBA. Ihr Spiel war ja direkt nach dem Debüt von Zion Williamson angesetzt. In der Halle war bestimmt die Hölle los - abgesehen davon, dass wenig später in Las Vegas die Erde bebte.

Krämer: Natürlich war es unglaublich. Ich bin in die Halle gekommen und die war komplett ausverkauft. Dann spielt da Zion gegen R.J. Barrett und ich sehe direkt vor mir LeBron James, Rich Paul und Anthony Davis, die in der ersten Reihe sitzen. Das war aufregend und da war ich schon nervös, ein richtiger Wow-Moment eben. Es war ärgerlich, dass dann das Erdbeben passiert ist und das Spiel abgebrochen werden musste.

Wie haben Sie das Erdbeben überhaupt wahrgenommen? Wurde Ihnen ein wenig mulmig, wie stark war es? R.J. Barrett meinte, er hat es gar nicht mitbekommen, während die Kommentatoren in der Halle deutlich verängstigt wirkten.

Krämer: Es kam darauf an, wo genau man zu dem Zeitpunkt war. Wir waren vor dem Spiel in der Kabine unten und haben es mitbekommen. Dort hat man es definitiv gespürt, mein Kopf hat sich gedreht. Man reißt sich erst zusammen, aber man denkt sich: "Okay, das bin ich nicht, das ist etwas anderes." Dann hat sich alles ein bisschen seitlich bewegt. Ich musste mich festhalten, da es verwirrend war.

David Krämer spielte in der Summer League für die Phoenix Suns.
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David Krämer spielte in der Summer League für die Phoenix Suns.

Wie war die allgemeine Atmosphäre in den Katakomben direkt danach? Es wusste schließlich niemand, wie schlimm es wirklich ist, oder?

Krämer: Ehrlich gesagt haben wir in der Kabine gelacht, da wir mitten in der Besprechung waren. Nachdem wir mit der Besprechung fertig waren, dachten wir, es wird kein Spiel geben. Dann kam aber die Verwaltung der NBA und sagte, dass das Spiel zunächst um eine Stunde verschoben wird. Dann wurde doch beschlossen, dass es unterbrochen oder in einer anderen Halle gespielt wird. Im Endeffekt gab es kein Spiel. Wir waren ziemlich frustriert, weil wir uns die ganze Woche im Training hart auf das Spiel vorbereitet hatten. Das ganze Team hatte hart trainiert, um sich zu beweisen. Dass wir dann mit Denver die Einzigen waren, die nicht spielen konnten, war sehr bitter. Dennoch war es letztlich wichtiger, dass wir alle sicher nach Hause gekommen sind.

Ihr Debüt gaben Sie immerhin zwei Tage später. Welche Erinnerungen werden Sie daran mitnehmen?

Krämer: Definitiv Vince Carter. Es war das erste Spiel, das ich gespielt habe und das wurde dann ausgerechnet von Carter kommentiert. Ich habe darüber mit meinem Bruder gesprochen und wir haben es enorm gefeiert, weil wir von klein auf immer die Highlights von ihm angeschaut haben. Als ich erfahren habe, dass er mein erstes Spiel kommentiert, habe ich mich unglaublich gefreut.

Dafür haben Sie die weiteren Spiele durchaus genutzt. Haben Sie sich persönlich bereits einen Plan B zurechtgelegt, sollte es dann eventuell doch nicht klappen? Sie haben im Sommer bereits klargemacht, dass Sie nicht nach Ulm zurückkehren werden.

Krämer: Genau, ja. Ich habe über die Zeit in Ulm nur Positives zu sagen. Ich habe unglaubliche Erfahrungen gemacht. Es hat von den Fans her, von den Spielern und Trainern und eigentlich allem super gepasst. Ich war auch sehr froh, Ulm vertreten zu können. Dennoch wusste ich für mich persönlich nach fünf Jahren, dass ich nicht mehr "David - der Nachwuchsspieler" sein will. Ich wollte einen Schritt aus Deutschland wagen. Falls ich zurückkomme, möchte ich sagen, dass ich mich etabliert habe und nicht mehr der Nachwuchsspieler bin. Einen richtigen Plan B habe ich nicht vor Augen. Mein Ziel ist die NBA. Wenn es dann zu Plan B kommt, werde ich mich damit beschäftigen. Jetzt verfolge ich aber meinen Plan A. Das ist mein Ziel.

In Ulm konnte man oft, zum Beispiel in Auszeiten, beobachten, dass Coach Thorsten Leibenath Sie hart rangenommen hat. Ist dies nur ein Blickwinkel aus der Ferne oder war der Coach tatsächlich mit Ihnen immer besonders kritisch?

Krämer: Ich kann nur Positives über Coach Leibenath sagen. Natürlich hatten wir unsere Höhen und Tiefen, aber ich glaube, dass das in jedem Sport so ist. Ich bin dankbar, dass er so streng mit mir war. Vielleicht wäre ich nicht dieser Spieler, der ich jetzt bin. Ich schaue, dass ich das Positive darin sehe und nicht das Negative. Es gehört einfach dazu, auch mal streng zu sein. Es ist nicht immer alles rosa-rot. Der Coach hätte auch sagen können, er redet darüber nicht mit mir, dass es ihm egal ist. Ich kann mich nur für die fünf Jahre bedanken. Es war alles super.

Zum Abschluss. Die Kader-Nominierung für die WM in China steht an. Rechnen Sie sich Chancen aus, dass Ihr Name auf der Präsentation zu sehen sein wird?

Krämer: Ich rechne nicht damit und habe auch nicht dafür geplant. Ich denke, Coach Hendrik Rödl macht einen super Job mit der Mannschaft. Meiner Meinung nach haben wir einen tollen Kader mit Joe Voigtmann, der jetzt bei ZSKA Moskau spielt. Ich hoffe, Dennis Schröder und Maxi Kleber sind dabei. Dann freue ich mich sehr auf meinen Ex-Kollegen Ismet Akpinar. Ich hoffe, der ist auch dabei. Er hätte es auch verdient. Ich persönlich mache mir da nicht Großes vor. Wenn ich da nicht eingeladen bin, ist es gut so. Ich werde Deutschland auf jeden Fall verfolgen. Ich hoffe, dass ich bei der nächsten EM oder WM, die kommen wird, dabei sein und Deutschland vertreten kann.

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