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NBA Finals - Golden State Warriors müssen wohl auf Kevon Looney verzichten: Der unbekannte Eckpfeiler

Von Philipp Jakob
Kevon Looney wurde 2015 an 30. Position von den Warriors gedrafted.
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Die Golden State Warriors mussten den Sieg in Spiel 2 der NBA Finals gegen die Toronto Raptors teuer bezahlen: Klay Thompson und Kevon Looney sind die neuesten Namen auf der Verletztenliste der Dubs. Letzterer wird die Finals wohl komplett verpassen - damit bricht eine wichtige Stütze des Teams weg.

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Einem Kawhi Leonard will man sich nicht unbedingt in den Weg stellen. Erst recht nicht, wenn die Klaue mit voller Wucht den Ring attackiert. Wie das enden kann, musste Kevon Looney auf die schmerzhafte Tour erfahren.

Gut sechseinhalb Minuten waren im ersten Viertel von Spiel 2 der NBA Finals gespielt, als Kawhi nach einem Screen von Marc Gasol aggressiv Richtung Korb zog. Looney half aus, machte den Weg zum Ring eigentlich zu. Doch der Franchise-Star der Raptors walzte wie ein Bulldozer über ihn hinweg, Looney flog durch die Luft und krachte übel aufs Parkett.

Mit schmerzverzerrtem Gesicht hielt sich der Big Man des amtierenden Champions erst die Schulter und dann die Brust, zwar schleppte er sich noch eine Zeit lang über den Court, doch wenig später war sein Arbeitstag gelaufen. Und damit auch die Finals 2019?

Eine erste Röntgenuntersuchung während der Partie zeigte keinerlei Schäden, dementsprechend optimistisch zeigte sich der 23-Jährige gegenüber Reportern, nachdem seine Teamkollegen den Ausgleich in der Serie besorgt hatten. Der Plan sei, dass er in Spiel 3 wieder auf dem Parkett stehe, so Looney: "Ich werde es auf jeden Fall versuchen."

Golden State Warriors: Verletzungspech hält an

Daraus wird nun aber nichts. Nach der Rückkehr in die Bay Area ergab eine MRT-Untersuchung einen Bruch am ersten Rippenknorpel. Laut eines offiziellen Statements der Warriors fällt Looney damit für unbestimmte Zeit aus, nach den Informationen von Adrian Wojnarowski (ESPN) sei die Franchise nicht besonders optimistisch, dass der Big Man in den Finals zurückkehren kann.

Looney ist damit das nächste Opfer des Verletzungspechs der Dubs. Die Liste der Ausfälle beziehungsweise der angeschlagenen Spieler des Champs ist lang und mindestens ebenso prominent: Da ist in erster Linie natürlich Kevin Durant, dessen Comeback weiterhin in den Sternen steht. Spiel drei wird er auf jeden Fall verpassen.

Da ist Thompson, der sich in Spiel 2 eine Oberschenkelzerrung zuzog und aktuell fraglich für einen Einsatz vor eigenem Publikum ist. Und dann sind da auch noch Stephen Curry (Dehydrierung), Andre Iguodala (Bein) oder DeMarcus Cousins (Quadrizeps), die nicht komplett im Vollbesitz ihrer Kräfte sind oder waren. Und nun eben auch Looney.

Kevon Looney wird den Golden State Warriors fehlen

"Oh ja, wir haben geschrien", beschrieb letzterer die Szenerie in der Warriors-Kabine in den Schlussminuten von Spiel 2 gegenüber Marcus Thompson von The Athletic. Dort saßen mit Looney, Thompson und Durant gleich mehrere Hochkaräter und sahen den Dagger von Iggy. "Wir wollten da draußen sein, wir haben Plays gesehen, die wir hätten machen können. Wir hatten ein verdammt gutes Team da hinten in der Kabine."

Das liegt nicht ausschließlich an KD und Klay. Auch Looney ist ein sehr guter Spieler, der bei Golden State eine enorm wichtige Rolle spielt. Zwar ist er nicht der größte Name im Warriors-Lazarett, doch er wird dem Team von Head Coach Steve Kerr definitiv fehlen.

Looney bringt den Dubs eine Menge Energie und Einsatz von der Bank, damit ist es aber noch lange nicht getan. Am offensive Ende des Courts präsentiert er sich als unheimlich effiziente Waffe, die vor allem als Lobverwerter von Draymond Green oder Stephen Curry ihre Momente an. Es kommt nicht von ungefähr, dass Looney in den Playoffs 2019 überragende 73 Prozent aus dem Feld trifft (54/74 FG).

Die Statistiken von Kevon Looney in der Saison 2018/19

SpieleMinutenPunkteReboundsBlocksFG%
Regular Season8018,56,35,20,762,5
Playoffs1820,37,24,60,673
Kevon Looney macht defensiv auch nach Switches regelmäßig einen guten Job.
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Kevon Looney macht defensiv auch nach Switches regelmäßig einen guten Job.

Kevon Looney bei den Warriors: Ein Eckpfeiler des Teams

Dazu macht er auch einen sehr guten Job als Rebounder (knapp 2 Offensiv-Bretter pro Partie) sowie als Screen-Setter, der den Splash Brothers sowohl on- als auch off-ball wichtige Freiräume verschaffen kann. Zudem hat in der Defense einen enormen Wert für sein Team: Mit Looney als Big Man ist eine switchlastige Defensiv-Strategie gut umzusetzen, da er trotz seiner 2,06 Meter und 99 Kilogramm recht schnell auf den Beinen ist.

So ist Looney in der Lage, auch gegnerische Guards gut zu verteidigen. Auch bei eigentlichen Mismatches kann er vor ihnen bleiben und den Weg zum Korb versperren. Das bekamen bereits Houston und Portland zu spüren. Mit Looney auf dem Court kam Golden State in der Postseason 2019 laut stats.nba.com auf ein Net-Rating von +12,4 - der beste Wert unter allen Kriegern!

All diese Faktoren führten dazu, dass Coach Kerr seinen Backup-Big kurz vor dem Start der Finals als einen der Eckpfeiler seines Teams bezeichnete. Und: "Ich gehe davon aus, dass er über die nächsten Jahre eine der Hauptstützen von uns sein wird und ich hoffe, sein Vertrag wird das auch wiederspiegeln."

Verlängert Kevon Looney bei den Warriors?

Looney wird im Sommer Unrestricted Free Agent, in dieser Saison bekam er nur rund 1,6 Mio. Dollar überwiesen. Das dürfte sich nach der Free Agency ändern. Mehrere Teams werden ihm wohl einen kräftigen Zahltag anbieten, die Warriors hatten zuletzt bereits betont, ihren 30. Pick von 2015 halten zu wollen und auch Looney ließ ähnliches verlauten.

Hätte GSW im vergangenen Jahr nicht seine Teamoption (2,2 Mio. Dollar) abgelehnt, um ihn stattdessen für weniger Geld mit einem Einjahresvertrag auszustatten, stünde Looney im Sommer unter Teamkontrolle. Nun muss das Front Office aber um Looney bangen. Immerhin können die Dubs dank der Bird-Rechte für ihn über den Salary Cap hinausgehen.

"Ich hoffe, er bekommt hier einen langfristigen Vertrag und kriegt das, was er verdient", machte sich Kerr für einen Verbleib seines Schützlings stark. "Er ist ein verdammt guter Basketballspieler, wir werden in den Finals und hoffentlich noch viele weitere Jahre auf ihn angewiesen sein."

Warriors: Rückkehr des Lineup of Death?

Die bittere Verletzung macht den ersten Teil von Kerrs Hoffnung nun zunichte. Es wird interessant, zu sehen, wie die Warriors in den restlichen Finals auf den Ausfall des bis dato besten Big Mans des Teams (Green ausgenommen) reagieren. In Spiel 2 machte immerhin Boogie Cousins nach einer durchwachsenen ersten Hälfte einen sehr guten Job, doch gerade defensiv wäre Looney ein Upgrade.

Zudem bekam Andrew Bogut nach seinem DNP in der Auftaktpartie ein paar Minuten in Spiel 2 und machte mit drei Alley-Oops auf sich aufmerksam. Ausgedehnte Einsatzzeit wird Kerr dem 34-Jährigen allerdings nicht mehr anvertrauen wollen, eventuell findet deshalb Jordan Bell seinen Weg zurück in die Rotation (knapp 12 Minuten in Spiel 1, nur 9 Sekunden in Spiel 2).

Denkbar ist auch, dass Kerr vermehrt kleine Lineups aufs Feld schicken wird, wenn Cousins seine Ruhepausen bekommt. Stichwort: Lineup of Death. Doch ohne Durant und ohne Looney wartet in Spiel 3 in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag (ab 3 Uhr live auf DAZN) an beiden Ende des Courts ein hartes Stück Arbeit auf die Warriors. Dann wird sich jemand anderes der Klaue in den Weg werfen müssen.

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