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NBA Playoffs: Bucks-Star Giannis Antetokounmpo gegen Celtics abgemeldet - Die Giannis-Regeln

Giannis Antetokounmpo wird von den Celtics in Spiel 1 weitestgehend abgemeldet.
© getty

Die Boston Celtics haben in Spiel 1 bei den Milwaukee Bucks ein Zeichen gesetzt und mit knackiger Defense und guter offensiver Execution in der Bierstadt dominiert. Al Horford eliminiert dabei Giannis Antetokounmpo und war auch auf der anderen Seite ein großes Problem für die Bucks.

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Eine Playoff-Serie hat immer etwas von einer Partie Schach, in Spiel 1 machten die Celtics den ersten Zug, indem sie mit einer rundum starken Performance das beste Team der kompletten NBA auf feindlichen Territorium nicht nur besiegte, sondern auch dominierte. Dies lag vor allem an der Verteidigung von Giannis Antetokounmpo.

Der Grieche dominierte die Regular Season, ist wahrscheinlich der Frontrunner für den MVP-Award und überragte auch in der ersten Runde gegen die Detroit Pistons. Gegen Boston kam er aber nicht zum Zug.

In der Regular Season legte der Forward gegen die Celtics noch 31 Zähler im Schnitt auf, in Spiel 1 waren es gerade einmal 22 Punkte bei 26 Shooting-Chancen (21 FG + 10 Freiwürfe), das sind 0,86 Zähler pro Ballbesitz, also niedriger als es das Offensiv-Rating (0,92 pro Possession) der Bucks über die komplette Spielzeit war. Selbst das war katastrophal schlecht, wenn man es mit den Zahlen der Regular Season vergleicht.

Und da stellt sich die berechtigte Frage: War das reiner Zufall oder hatten die Celtics den perfekten Plan? Es war eher Letzteres, besagter Plan ging im ersten Aufeinandertreffen perfekt auf. Die Celtics verstopften die Zone komplett, worunter auch Giannis extrem litt und keine Lösungen fand. Vielleicht rächte es sich auch, dass die Bucks in der ersten Runde gegen Detroit nicht gefordert waren.

Celtics verstopfen für Antetokounmpo die Zone

Die Celtics hatten klare Vorgaben, an diese hielten sich die Akteure über 48 Minuten. Antetokounmpo kam mit Ausnahme der ersten Minuten des vierten Viertels, als er 9 Zähler am Stück erzielte, nie wirklich zur Entfaltung. "Da waren jede Menge Leute in der Zone", stöhnte der Grieche nach dem Spiel. "Immer wenn ich in Ringnähe kam, war da ein zweiter Verteidiger."

Boston gelang es tatsächlich, die Schwächen in Antetokounmpos Spiel aufzudecken. Das ist natürlich einerseits der fehlende Wurf, auch wenn Giannis drei seiner fünf Dreier traf, aber eben auch noch die teils fehlende Übersicht und das Gefühl, wann der Kickout-Pass kommen muss. Während der Regular Season verbuchten 102 Spieler durchschnittlich 6 Drives pro Spiel, Giannis liegt auf Platz 70, was den Pass aus solchen Situationen angeht.

Die Celtics hatten ein Ziel: Giannis den Abschluss zu nehmen oder es ihm so schwer wie möglich zu machen - und das gelang. In Ringnähe nahm der Greek Freak zwar 15 Abschlüsse, nur 4 davon waren aber erfolgreich. Boston halbierte somit die Produktion des Griechen unter dem Korb (im Schnitt 17,5 Punkte in der Zone).

Bucks vs. Celtics: Al Horford überragt gegen Giannis

Es ist natürlich kein Geheimnis, dass man Antetokounmpo so verteidigen sollte, aber Boston hat eben auch das nötige Personal, um dies so umzusetzen und an dieser Stelle muss natürlich Al Horford genannt werden, dessen Leistung schlichtweg als grandios einzustufen war. Antetokounmpo bekam keinen Zentimeter geschenkt und war nicht in der Lage, wie gewohnt seine Gegenspieler durch die Zone zu schubsen.

Stattdessen musste der Grieche den Ball einige Male unkontrolliert in Richtung Ring schmeißen, um überhaupt einen Abschluss zu generieren. "Horford ist ein großer Kerl, ich habe jetzt schon oft gegen ihn gespielt", erklärte der Forward. "Er kennt meine Moves, aber es ist eben leichter, wenn er weiß, dass die Hilfe kommen wird. Er hat das richtig gut gemacht", musste Antetokounmpo zugeben. Das zeigt auch folgende Statistik: Standen Horford und Giannis gleichzeitig auf dem Feld, betrug das Offensiv-Rating der Buck desaströse 63,3 Punkte auf 100 Possessions hochgerechnet.

Der Grieche sprach dabei auch die gute Help Defense an. Diese kam nämlich immer dann, wenn Giannis zu seinem gefürchteten Spinmove ansetzte. Horford drängte Antetokounmpo dabei immer direkt in die Hilfe, was es ihm erschwerte, den freien Mitspieler zu finden. Diese waren oft frei, wenn teils alle fünf Celtics-Spieler in der Zone campierten.

Pick'n'Pop von Irving und Horford zerlegt Bucks

Das war aber nur die eine Seite der Medaille. Auch in der Defensive hatten Giannis und Co. große Probleme mit Bostons Offense, die während der Regular Season oft nicht schön anzusehen war. Besonders auf einen Spielzug hatten die Bucks keine Antwort und das war das Pick'n'Pop zwischen Kyrie Irving und Horford. Hier vertraute Coach Mike Budenholzer zu sehr auf sein Rezept aus der Regular Season, nämlich das Absinken des Bigs (zumeist Brook Lopez), um leichte Abschlüsse für den Gegner am Ring zu unterbinden.

Gegen die Celtics spielt dies aber kaum eine Rolle, da Boston vor allem vom Jumper lebt. Die komplette Rotation besteht aus Spielern, die in der Lage sind, schwere Würfe zu treffen. Auch aus der Mitteldistanz, also genau der Zone, die Milwaukee seinen Kontrahenten dankend überlässt. So verwunderte es nicht, dass die Celtics 17/28 aus der Mitteldistanz versenkten.

Über die Serie ist solch eine Ausbeute wohl kaum zu halten, dennoch wird Budenholzer sich hier etwas einfallen lassen müssen. Gerade Horford hatte viel zu viele offene Würfe und schenkte den Bucks folgerichtig 20 Punkte ein, 17 davon durch Sprungwürfe.

Bucks vs. Celtics: Die Serie im Überblick

TagDatumUhrzeitSpielHeimAuswärtsErgebnis
Sonntag28. April19 Uhr1MilwaukeeBoston90:112
Mittwoch1. Mai2 Uhr2MilwaukeeBoston
Samstag4. MaiTBD3BostonMilwaukee
Dienstag7. Mai1 Uhr4BostonMilwaukee
Donnerstag9. MaiTBD5*MilwaukeeBoston
Samstag11. MaiTBD6*BostonMilwaukee
Dienstag14. MaiTBD7*MilwaukeeBoston

Bucks vs. Celtics: Giannis bekommt zu wenig Unterstützung

Bei sechs seiner acht Field Goals kam der Assist dabei von Irving, der wie der Big Man eine echte Gala ablieferte. Selten zeigte Uncle Drew einen solch starken Mix aus Scoring und Assistieren, es erinnerte mehr an eine Performance von Isiah Thomas mit den Pistons Ende der 80er als an einen Score-First-Point-Guard, der Irving die meiste Zeit seiner Karriere war.

Nur beim zwischenzeitlichen 15:0-Run der Bucks im zweiten Viertel hatte Kyrie einen kleinen Durchhänger, ansonsten dominierte er mit 26 Punkten und 11 Assists beinahe nach Belieben, auch wenn vor allem George Hill in seinen limitierten Minuten den Celtics-Guard eigentlich recht solide verteidigte. Von Starter Eric Bledsoe ließ sich dies dagegen nicht behaupten.

Der Point Guard war wie schon im vergangenen Jahr beinahe unsichtbar (6 Punkte), was nach seiner starken Spielzeit schon ein wenig überraschte. Gleiches galt übrigens auch für Lopez und in gewisser Weise Middleton (16), der sich in der Vergangenheit den Ruf als Celtics-Killer erarbeitete, sich aber teilweise mit zu schweren Würfen aus dem Spiel schoss und bei Jaylen Brown zumeist abgemeldet war.

NBA Playoffs: Bucks müssen ihr System anpassen

Dieses erste Spiel mag ein Hinweis gewesen sein, dass Boston durchaus die Chance hat, die Serie für sich zu entscheiden, doch Milwaukee wird in den kommenden Tagen Schlüsse daraus ziehen. Pat Connaughton (5, 2/10 FG) war vor allem defensiv restlos überfordert. Er wird sicherlich nicht erneut 24 Minuten spielen, vielleicht bekommt Tony Snell mal wieder eine Chance.

Interessant war übrigens auch das riesige Lineup aus Hill, Middleton, Nikola Mirotic, Ersan Ilyasova und Lopez, welches den Bucks den 15:0-Lauf und Giannis eine wichtige Pause bescherte. Mit dieser Länge hatten selbst die großen Celtics einige Probleme.

So oder so wird Budenholzer einige Veränderungen vornehmen müssen. Boston hat den ersten Nadelstich gesetzt, die Bucks müssen nun nachziehen, um nicht komplett ins Hintertreffen zu geraten. Vor allem Antetokounmpo wird seine Lehren aus diesem Spiel ziehen, da ist sich auch sein Coach sicher: "So toll Giannis diese Saison war, seine Spiele waren nicht immer perfekt." Dies trifft es für dieses Spiel 1 eigentlich ganz gut. Die Maschine, die Giannis während der Regular Season war, hat durch die Celtics wieder menschliche Züge erhalten. Nun liegt es am MVP-Kandidaten, darauf zu reagieren.

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