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NBA - Mavs-Insider Tim Cato im Interview: "Sie würden Dirk nie aus der Liga drängen"

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Durch den Trade haben die Mavs letztlich auch ihre Playoff-Chancen in die Tonne geschmissen. Eigentlich gar nicht so schlecht, wenn man bedenkt, dass Dirk Nowitzki nun noch ein paar Spiele starten kann, oder?

Cato: So kann man das sehen. Je mehr Dirk jetzt noch spielt, umso besser. Sind wir ehrlich: Im letzten Monat der Saison geht es nur noch darum, dass Dirk einen würdigen Abschied bekommt. Das ist die höchste Priorität, dazu kann man sehen, was man in den neuen Spielern und denen, die nun mehr spielen können, an Potenzial im Kader hat. Aber selbst das sollte man hintenanstellen, denn Dirk hat sich diese Aufmerksamkeit zum Ende seiner Karriere noch einmal redlich verdient.

Eine Sache, die noch interessant werden könnte, ist, ob die Mavs ihren Pick behalten, der nach Atlanta wandert, wenn er außerhalb der Top 5 ist. Viele rätseln nun: Wollen die Mavs ihren Pick behalten oder ihn lieber jetzt abgeben?

Cato: Da habe ich aus Mavs-Kreisen unterschiedliche Dinge gehört. Natürlich bräuchte es eine gute Portion an Glück, um wirklich noch durch die Lottery in die Top 5 zu rutschen. Klar, wenn Dallas die Lottery gewinnt und Zion Williamson bekommt, wären alle glücklich hier. Ich glaube aber, dass es einen Plan gibt, der eher vorsieht, dass der Pick dieses Jahr nach Atlanta geht. Das wäre natürlich nicht notwendig, aber stören würde es bei den Mavs niemanden. Dazu erhöhen sich die Chancen auf den Super-Draft, den es wohl 2022 geben wird, wenn auch die High-School-Spieler verfügbar sein könnten. Wenn Dallas den diesjährigen Pick abgibt, hat man danach zwei Erstrundenpicks für die kommenden drei Jahre, was die Chance auf den 2022er Pick erhöht [Dallas muss nach dem Pick an Atlanta noch zwei Erstrundenpicks an New York abgeben, d. Red.]. Beide Seiten haben Vor- und Nachteile, doch Dallas ist gerade so oder so ein schlechtes Team und wird Spiele verlieren, da brauchen sie nicht groß tanken. Beide Szenarien wären für die Mavs aber wohl in Ordnung.

Interessant dürfte auch der Sommer werden, da Dallas klammheimlich nach dem Barnes-Trade wieder jede Menge Cap Space hat. Die ganz großen Fische wird man wohl nicht bekommen, aber Flügelspieler wie Tobias Harris, Jimmy Butler oder Khris Middleton könnten doch eigentlich passen?

Cato: Das sehe ich auch so. Gerade Harris oder Middleton sind interessante Spieler, Butler ist wahrscheinlich schon eine Ecke zu alt für Doncic und Porzingis, dazu kommen die Geschichten im Umgang mit seinen Mitspielern. Man wird sicher auch über Butler nachdenken, aber ich sehe da nicht unbedingt den Fit. Dallas sollte stattdessen wirklich einen dieser 1B-Spieler jagen, der eine starke Option darstellen kann, wie eben mit Middleton oder Harris angesprochen. Noch wichtiger ist aber, dass wenn es nicht klappt, man nicht irgendjemanden mit einem Monster-Vertrag ausstattet, nur weil man jemanden bezahlen muss. Dann lieber kurze Verträge abschließen und einige Veteranen holen, die dir helfen, Spiele zu gewinnen, um dann 2020 und 2021 neu anzugreifen.

Er gewinnt dir vielleicht keine Spiele, aber dieser Veteran könnte nächste Saison ja auch wieder Dirk sein ...

Cato (lacht): Wer weiß das schon? Ich denke aber, dass es das jetzt war. Es ist einfach eine Knochenmühle für ihn. Er kann sicher nochmal ein solider Spieler sein, aber es ist so verdammt viel Arbeit für ihn, um überhaupt in die Form zu kommen, in der er gerade ist. Und das ist auch gar nicht so schlecht, wie er gemacht wird. Der letzte Monat war grundsolide und er war zumeist kein Minus auf dem Feld. Wenn er also noch ein Jahr dranhängen würde, könnte er dieses Niveau bestimmt noch einmal erreichen. Es war aber hart für ihn zu sehen, wie das Team mit den Youngstern zu Beginn Probleme hatte und er so lange gebraucht hat, um wieder fit zu werden. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er nun wirklich genug hat.

Es ist schon ein wenig amüsant, wie alle davon sprechen, dass es sein letztes Jahr ist, obwohl er das nie wirklich gesagt hat. Selbst Adam Silver sprach von Dirks letzter Saison im Hinblick auf seine All-Star-Nominierung. Kommt es einem manchmal nur so vor, dass er beinahe zum Rücktritt gedrängt wird?

Cato: Ich verstehe, was Sie meinen, aber das wird nicht passieren. Sie würden Dirk nie aus der Liga drängen. Wenn du ihn aber auf dem Feld hast, ist es nicht leicht für das komplette Team. Er ist inzwischen so limitiert in seiner Mobilität, dass man mit ihm nur noch ein, zwei verschiedene defensive Systeme spielen kann. Sollte er aufhören, würde das für Dallas sicher neue Möglichkeiten geben, aber wenn er weitermachen will, wird er natürlich wieder mit offenen Armen empfangen. Er ist schließlich das Beste, was der Franchise jemals passiert ist, und das weiß auch jeder - nicht nur in Dallas.

Haben Sie schon etwas gehört, was er nach seiner Karriere als Spieler machen möchte?

Cato: Nach dem, was ich gehört habe, kommt ein Job in den Medien wie Fernsehen für ihn nicht infrage. Ich glaube, er würde gerne ein wenig coachen, aber auch nur in kleinerem Umfang mit wenig Verantwortung. Ich sehe ihn eher als Shooting Coach oder als jemanden, der in der Spielerentwicklung tätig ist. Gerade Porzingis könnte von Dirk enorm profitieren, denn Kristaps' Spiel hat so viele Parallelen zu dem von Dirk. Ich glaube aber auch nicht, dass er sofort mit dem Coachen beginnt. Er wird erstmal Urlaub machen und sich dann irgendwann bei den Mavs melden. Dass die Türen offenstehen, haben Mark Cuban und Co. ja immer wieder betont.

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