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NBA Above the Break: Playoffs ohne LeBron? Ist Boston noch zu retten? Der Mailbag

LeBron James und Kyrie Irving sind mit ihren jeweiligen Teams gerade nicht so zufrieden.
© getty/SPOX
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@kamil2_0: Irving und Lebron, wie zerstört ist diese Beziehung? Oder ist da doch was dran mit Irving zu LA?

Da sich beide ziemlich öffentlich miteinander ausgesprochen haben, denke ich nicht, dass die Beziehung noch zerstört ist. Ein Move von Kyrie zu den Lakers würde mich trotzdem sehr wundern. Irving wollte raus aus dem LeBron-Schatten und selbst wenn er eines Tages wertvoller sein sollte als LeBron - der "Headliner" wäre er neben ihm nie. Auch deshalb befürchten die Celtics Gerüchten zufolge ja keinen Abgang von Kyrie zu den Lakers, sondern wenn dann eher zu den Knicks.

Neben einem Superstar wie Kevin Durant (oder Kawhi Leonard oder Anthony Davis) wäre Kyrie zwar wohl nicht der beste Spieler, aber als Partner gleichberechtigt und mit relativ großer Wahrscheinlichkeit populärer. Zwei der drei genannten Spieler haben kaum (öffentliche) Persönlichkeit, der dritte ist Durant. Angesichts seiner Vorgeschichte mit James bliebe Kyrie neben ihm hingegen immer eine Art Junior-Partner.

Natürlich ist das Ganze aktuell mit viel Spekulation verbunden und Kyrie ein komischer Kauz, der vermutlich selbst noch nicht genau weiß, was im Sommer passiert. Ähnlich wie bei den Lakers wird auch bei den Celtics die restliche Saison Implikationen für die kurz- und langfristige Zukunft haben. Was aktuell nicht unbedingt für Boston spricht.

@MaxB0217: Warum kriegen es die Celtics einfach nicht hin konstant gut zu spielen? Liegt es an fehlender Teamchemie? Und glaubst du, dass sie trotzdem noch einen tiefen Play-off Run hinlegen können?

Möglich ist ein tiefer Playoff-Run sicherlich noch, gegen die stärkste Konkurrenz im Osten hat Boston überwiegend gut gespielt und zumeist auch gewonnen, die üble Abschlachtung seitens der Raptors am Mittwochmorgen mal ausgeklammert. An seinen guten Tagen zeigt Boston das Potenzial für einen tiefen Playoff-Run, einen der stärksten Closer haben die Celtics in Kyrie Irving ebenfalls im Kader.

Tatsächlich kann aber irgendwann ein Punkt erreicht werden, an dem es zu spät ist, teaminterne Probleme noch zu lösen oder sich aufeinander einzuschwören. Die Celtics haben viel Talent, aber bei weitem nicht so viel, dass sie regelmäßig Spiele mit einer Lässigkeit angehen könnten, die an Arroganz grenzt. Sie sind nicht die Warriors. Und sie sind nicht auf einer Linie.

Marcus Smart hat es kürzlich angesprochen: In den vergangenen Jahren spielten Teams ungern gegen Boston, weil die Celtics Overachiever waren, die kämpften, füreinander spielten und exzellent gecoacht waren - Talentdefizite kompensierten sie mit Intelligenz und Herz. In dieser Saison gab es erstmals richtige Erwartungen an das Team und gemessen daran enttäuschen die Celtics auf ganzer Linie. Auf einmal sind sie Underachiever.

Und der Trend geht in die falsche Richtung. Im Februar ist die zuvor gute Defense eingebrochen (Platz 18) und allein in den letzten acht Spielen gab es fünf Viertel, die Boston mit 15 oder mehr Punkten verlor - das klingt nach einem Team, das bei Widerstand zu leicht auseinander bricht. -23 im zweiten Viertel gegen die Raptors war der vorläufige Tiefpunkt.

Über die Ursachen wurde dabei ja schon viel sinniert. Mehrfach haben Spieler offen zugegeben, dass die Teamchemie nicht passt, die Kombination der jungen Overachiever der letzten Saison mit Irving, Gordon Hayward (ein Fall für sich) verlief nicht reibungslos. Verletzungsprobleme unter anderem von Aron Baynes spielten auch eine Rolle. Den Hipster-Wikinger darf man nicht unterschätzen: Wenn Baynes mehr als 15 Minuten spielen konnte, haben die Celtics eine 14-3-Bilanz. In allen anderen Spielen stehen sie bei 23-22.

Ebenfalls nicht unwichtig: Die Celtics haben in dieser Saison keine klar identifizierbare Identität. Man weiß nicht so recht, wofür dieses Team steht (Team-Meetings?). Das war unter Brad Stevens vorher nie der Fall, weshalb dieser auch von sich sagt, dass er selbst von seiner Leistung enttäuscht ist. Nicht nur er. Man kann ihm beileibe nicht alles anlasten, solange die Celtics aber bei weitem nicht alles aus ihren Möglichkeiten herausholen können, fällt das ein Stück weit auch auf den Coach zurück.

Ein paar Gründe zur Hoffnung verbleiben trotzdem. Boston hat nach Milwaukee immer noch das zweitbeste Net-Rating im Osten (bald wird Toronto sie kassieren), ihre erwartete Sieg-Zahl angesichts von Ratings etc. sieht sie stärker als die tatsächliche Bilanz. Die Top-Teams im Osten strotzen nicht vor positiven Playoff-Erfahrungen (Kawhi und Green in Toronto ausgeklammert). Die Celtics haben in den letzten beiden Jahren (in unterschiedlicher Besetzung) die Conference Finals erreicht und Kyrie.

Sie können sich nur nichts dafür kaufen, was sie in der Vergangenheit erreicht haben. Es geht um das Hier und Jetzt. Wenn das noch rechtzeitig bei allen Beteiligten ankommt, können die Celtics trotz allem weit kommen. Wenn sie so weitermachen wie zuletzt, ist ein Erstrundenaus wahrscheinlicher.

@Heuni: Wird es einen Umbruch in San Antonio geben? Hört Pop evtl. auf?

Zuerst zur letzten Frage: Gregg Popovich hat in der Vergangenheit zugegeben, dass er unter anderem LaMarcus Aldridge versprochen hat, noch nicht aufzuhören, solange dieser bei den Spurs ist. LMA geht nächste Saison in sein letztes voll garantiertes Vertragsjahr (für 20/21 sind nur 7 Mio. garantiert). Man könnte ihn natürlich traden und dann aufhören, es würde mich aber sehr wundern. Pop coacht im Sommer 2020 Team USA bei Olympia - das wirkt eher wie ein realistischer Zeitpunkt.

Solange er die Spurs wiederum coacht, wird es keinen echten Umbruch geben. Das zeigte nicht zuletzt der Trade von Kawhi, bei dem man eben nicht auf junge Talente und Picks ging, sondern auf den "Star" in DeMar DeRozan. Im Spätherbst seiner Karriere will Popovich wohl nicht mehr von vorn anfangen. Selbst wenn das für die Franchise langfristig Sinn ergeben könnte.

Die Spurs haben in den letzten Jahren viele Transaktionen getätigt, um den Status Quo nicht groß zu verschlechtern. Deswegen bekamen Aldridge, Pau Gasol (bis heute bizarr) und Patty Mills nochmal längere Verträge, DeRozan kam hinzu. Für kommende Saison stehen schon knapp 111 Mio. Dollar in den Büchern, wobei Gasols Vertrag nur teilweise garantiert ist. Der Kader bleibt dabei mittelmäßig.

Aus dieser Situation kommen die Spurs vorerst nicht raus, frühestens im Sommer 2020 wäre das möglich (DeRozan hat eine Spieler-Option für 20/21). Also werden die Spurs auch kommende Saison eher wieder um die hinteren Playoff-Plätze mitspielen. Hoffentlich dann wieder mit Dejounte Murray, um wirklich zu beurteilen, ob ein etwaiger späterer Umbruch um ihn herum stattfinden kann.

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