NBA

NBA Above the Break: Die J.J. Barea All-Stars - Fünf Helden der zweiten Reihe

Derrick White, Jerami Grant und Malcolm Brogdon sind Teil der J.J. Barea All-Stars.
© SPOX

Zur Saison-Halbzeit ist es Zeit für einen Blick auf die Midseason-Awards - bei Above the Break werden in dieser Ausgabe jedoch mal etwas andere Spieler geehrt. NBA-Redakteur Ole Frerks stellt fünf Rollenspieler vor, deren Wert sich teilweise nur auf den zweiten Blick zeigt - und widmet sie einem Ehrenmitglied.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Die Saison hat mittlerweile ihre Halbzeit erreicht, die meisten Teams haben mindestens 41 von 82 Spielen absolviert und kommende Woche endet bereits das Voting für die All-Star Starter. Außerdem wird überall über Midseason-Awards und dergleichen diskutiert.

Wer meine Einschätzungen dazu haben möchte: Voila.

MVPMIPSixth ManDPOYRookieCoachExecutive
Giannis AntetokounmpoPascal SiakamDomantas SabonisPaul GeorgeLuka DoncicGregg PopovichMasai Ujiri

 

Die Begründungen dazu finden sich in der neusten Ausgabe vom Korbjäger Podcast und irgendwann im Laufe der Saison sicherlich auch noch schriftlich. Heute möchte ich allerdings noch weitere Auszeichnungen verteilen, an ein paar Spieler, die bei den großen Auszeichnungen nicht vorkommen werden - heute werden die J.J. Barea All-Stars geehrt, eine Ansammlung von Rollenspielern, die starke Saisons spielen und dabei doch unter dem Radar fliegen.

Ein paar Erklärungen dazu: Es geht mir nicht darum, die besten Rollenspieler zu ehren oder Spieler zu beschreiben, bei denen mittlerweile jeder Basketball-Fan erkannt hat, dass sie mehr Wertschätzung verdienen (möglicher Name: Das Khris Middleton-Phänomen). Rookies sind tabu, Spieler, die schon mal All-Stars waren und trotzdem eher wenig Profil haben, ebenfalls (sorry, Paul Millsap).

Star-Potenzial ist nicht gefragt, Scoring auch nur bedingt. Die hier genannten Spieler könnten die Show nicht alleine schmeißen. Sie brauchen Stars, denen sie zuarbeiten können - deshalb würde das Team wohl auch keine Bäume ausreißen, wenn es tatsächlich existieren würde (auch wenn es großen Spaß machen sollte, dieses Team zu coachen!). Die Stars brauchen sie aber auch, und darum geht es.

Ein letzter "Disclaimer": Als die Idee bei mir erstmals aufkam, hatte sich J.J. Barea noch nicht verletzt. Der Mavs-Guard wäre ohne Frage ein Kandidat für das Team gewesen - und das seit vielen Jahren. Daher wird das Team nach ihm benannt. Gute Besserung! Und nun zum Team ...

Backcourt: Derrick White (San Antonio Spurs; 8,7 Punkte, 3,1 Rebounds, 3,6 Assists)

Dieses Team käme nicht ohne die Spurs aus, die rund um ihr Grundgerüst seit Jahrzehnten genau solche Spieler ins Visier nehmen, ausbilden und fördern. Man könnte auch in dieser Saison mehrere Spurs-Akteure hier aufzählen: Davis Bertans, Bryn Forbes oder Jakob Pöltl beispielsweise. White erhält den Vorzug, weil er die größte Rolle in San Antonios Langzeitplanungen einnehmen dürfte.

Schon in dieser Saison ist der Zweitjahresprofi ein elementarer Teil vom Erfolg der Spurs - umso wichtiger wurde er, als sich Dejounte Murray vor der Saison schwer verletzte. Für White ein durchaus großer Schritt, nachdem er in seinem ersten Jahr nur 17 Spiele für die Spurs absolvierte; schon jetzt hat er diese Zahl mehr als verdoppelt, während sein Minutenschnitt sich fast genau verdreifacht hat.

Teilweise überschneidet er sich dabei durchaus mit dem Spieler, dessen Rolle er eingenommen hat. White ist spielintelligent und lang, ähnlich wie Murray übernimmt er den besten Guard des Gegners in der Defense - seine Vielseitigkeit erlaubt es Gregg Popovich, mit individuell schlechten Verteidigern wie Forbes und DeMar DeRozan in der Starting Five eine respektable Defense aufzubieten.

Auch wenn natürlich mehr als die Guards mit hineinspielen: In den Minuten, die White auf dem Court verbringt, würde das Defensiv-Rating der Spurs für die Top 7 reichen (105,9). Ohne White sind die Spurs unterer Durchschnitt (109,2). Keine Sensation: Solange Murray nicht zur Verfügung steht, ist White der einzige überdurchschnittliche Verteidiger auf den kleineren Positionen.

Spurs: Derrick White erinnert an Manu Ginobili

Der 24-Jährige hat dabei aber auch offensiv seinen Wert. Ein herausragender Shooter ist er nicht, wenngleich 34,3 Prozent bei knapp 2 Versuchen pro Spiel gerade noch akzeptabel sind - hier besteht aber sicherlich noch Steigerungspotenzial. White schafft es trotzdem auch jetzt schon, der Offense nicht zu schaden. Kurz gesagt liegt das daran, dass er clever ist.

Etwas länger gesagt: White bewegt sich gut in den Räumen, die DeRozan und LaMarcus Aldridge schaffen. Er steht selten still und erkennt Lücken, wenn diese sich bieten. Mit dem einen oder anderen Cut erinnert er an Manu Ginobili, ohne dass er jemals dessen zentrale Rolle in der Offense einnehmen wird. Exakt die Hälfte seiner Field Goals erzielt er in der Zone, zumeist direkt nach dem Pass, ohne viel nachzudenken.

Seitdem White zum Dauerstarter wurde, hat er indes noch etwas mehr zeigen können, dass er auch mit dem Ball in der Hand durchaus seinen Wert haben kann. Obwohl er nicht den schnellsten ersten Schritt hat oder ein Monsterathlet ist, kann er sich Platz verschaffen, um am Korb oder auch mal aus der Mitteldistanz abzuschließen. Sein Passing Game ist gerade aus dem Pick'n'Roll grundsolide.

Wie entwickelt sich Whites Rolle bei den Spurs?

Alles in allem ist grundsolide vielleicht das Attribut, das White am besten beschreibt. Er ist in keinem Aspekt überragend, hat dafür aber auch kaum eine Schwäche. Das gilt umso mehr, wenn er seinen Distanzwurf noch etwas mehr stabilisieren kann. Die Spurs und ihr legendärer Shooting Coach Chip Engelland sind mit Sicherheit das Team, das ihn hier am besten fördern kann.

Auch wenn man ihm das nicht immer anmerkt: White hat noch nicht ansatzweise eine ganze NBA-Saison (82 Spiele) hinter sich, noch hat er nicht einmal die 60 geknackt. Der No.29-Pick von 2017 ist kein klassischer Upside-Spieler, er kann in dem, was er tut, aber ohne Frage noch besser werden. Es wird faszinierend zu sehen, wie sich seine Rolle gestaltet, wenn Murray zurückkehrt. Die beiden könnten nebeneinander den fiesesten Defensiv-Backcourt der NBA formen.

Man kann sich indes auch gut vorstellen, dass White einfach wieder ins zweite Glied rückt. Murray ist der weitaus talentiertere Spieler - aber White ist bestens geeignet als bodenständige Absicherung, und das schon in seinem zweiten NBA-Jahr. Für 19/20 haben die Spurs bereits die Option gezogen, für 20/21 werden sie das auch tun. Einen so guten Value am Ende der ersten Runde bekommt man schlichtweg nicht oft.