NBA

NBA: Nikola Jokic und die Denver Nuggets: Der Anti-Melo

Nikola Jokic ist der Franchisespieler der Denver Nuggets
© getty
Cookie-Einstellungen

Denver Nuggets als homogene Einheit

Den Erfolg der Franchise lediglich auf Jokic zu reduzieren, wäre ohnehin falsch. Auch Murray spielte zuletzt deutlich besser als zu Saisonbeginn, vor allem in den Schlussabschnitten. Dazu mauserte sich Backup-Spielmacher Monte Morris auf Guard zu einer echten Alternative.

Der Zweitrundenpick von 2017 steht nun regelmäßig in der Crunchtime auf dem Feld und kann die beste Assist-Turnover-Ratio (6,2!) der kompletten Liga vorweisen. Er reiht sich so bestens in das homogene Nuggets-Team ein, welches in der Spitze vielleicht nicht elitär, dafür aber ausgeglichen besetzt ist.

Es macht in einer ausgeglichenen Liga wie der NBA eben einen Unterschied aus, wenn man mindestens zehn kompetente Spieler Abend für Abend aufstellen kann. Akteure wie Trey Lyles, Torry Craig oder auch Malik Beasley könnten sicherlich auch bei anderen Teams regelmäßig starten.

Die neue Defense der Denver Nuggets

Die angesprochene Einheit lässt sich auch in der Defense erkennen, selbst wenn vieles erneut mit Jokic beginnt. Der Serbe wurde in seiner Karriere konsequent in Pick'n'Rolls attackiert, da dieser eben nicht der Schnellste auf den Beinen und gegen wieselflinke Guards beinahe chancenlos ist, auch weil er eben keinen Ringbeschützer darstellt.

Es brauchte also einen neuen Ansatz und den präsentierten die Nuggets in dieser Saison, indem Jokic als Center bei einem Pick'n'Roll deutlich höher verteidigt und vielmehr den Guard unter Druck setzt. Hedging nennt man dies in der NBA und ist natürlich keine Revolution. Die Miami Heat perfektionierten es in ihrer Big Three-Ära, die Cavs wandten es in den Finals immer wieder gegen Stephen Curry an.

Die Strategie hat natürlich auch gewisse Schwächen, schließlich erfordert das Hedgen jede Menge Kommunikation wegen der folgenden Help Defense. Schützen müssen kurzfristig offen stehen gelassen werden, alle Spieler sind dazu angehalten zu rotieren und abschließend saubere Closeouts zu liefern. Gelingt dies nicht, gibt es offene Dreier für den Gegner (hier ein Beispiel).

Nuggets: Dreier des Gegners erwünscht

Allerdings wird so auch der Gegner unter Druck gesetzt. Gerade jüngere Teams haben gegen Denver Schwierigkeiten, die erforderten schnellen Entscheidungen zu treffen. Neben Ballverlusten entstehen so viele Würfe in höchsten Stresssituationen, die automatisch eine niedrigere Erfolgsrate haben.

Beachtet man all dies, sollte es nicht verwundern, dass die Nuggets bei knapp 38 Prozent ihrer Defensiv-Aktionen dem Gegner einen Dreier erlauben (Platz 27), wobei die Gegner gerade einmal 32 Prozent der Versuche treffen, was zusammen mit den Detroit Pistons Bestwert in der Association ist. Die Hälfte dieser Distanzwürfe, die Denver abgibt, werden von der NBA als ‚wide open' klassifiziert, wovon die Kontrahenten aber nur gut 36 Prozent treffen.

Es ist also auch ein wenig Glück involviert, dass die Nuggets Platz vier in Defensiv-Rating belegen, schließlich könnten Gegner ihre Dreier deutlich besser versenken. Wäre dies der Fall, würde Denver aber weiterhin ein immerhin durchschnittliches NBA-Team sein; in Verbindung mit der kreativen und explosiven Offense könnte man sich dies aber durchaus erlauben.

Können die Nuggets ihre Form bestätigen?

Trotz all der Ausfälle bleibt die Offensive des Teams elitär mit 111 Punkten auf durchschnittlich 100 Ballbesitze, was für Platz 7 im Ligavergleich reicht, daran haben auch die Verletzungen nicht viel geändert. Mehr Ausfälle können sich die Nuggets aber auch nicht leisten, wobei ihnen dabei nun auch der Spielplan wieder ein wenig hilft.

Denver ist mal wieder nicht bei den Christmas Games vertreten und spielt in diesem Kalenderjahr nur noch viermal. 2019 könnte dann zumindest Harris zurückkehren, auch mit Millsap darf im ersten Kalendermonat gerechnet werden.

Es dürften sicherlich in den nächsten Wochen einige Dürreperioden mit einigen Niederlagen geben, doch dass Denver auch mit einer Rumpftruppe weiterhin absolut konkurrenzfähig auftritt, ist ein gutes Zeichen für die Franchise, die sich nach fünf Jahren der Abwesenheit wieder so sehr nach den Playoffs sehnt.

Nikola Jokic: Der andere Melo

Für die Postseason braucht es vor allem Stars und den haben die Nuggets nun in Jokic. Er ist der klare Franchisespieler, er sorgt dafür, dass der Motor auch mit all den Ausfällen nicht zu stottern beginnt. Einen Spieler solcher Qualität hatten die Nuggets wohl zuletzt in Carmelo Anthony, bevor dieser seinen Trade nach New York erzwang.

Kurioserweise wählten beide das Jersey mit der Rückennummer 15 in der Mile High City, mehr Parallelen sind zwischen den beiden aber nicht zu erkennen. Melo gewann mit Denver in acht Jahren gerade einmal zwei Playoff-Serien, Kritik an egoistischen Spiel war die Norm. Jokic wird diese Vorwürfe eher nicht ernten, der Serbe hat dagegen die Chance ein neues Kapitel Nuggets-Geschichte zu schreiben.

Inhalt: