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Daniel Theis im Interview vor dem NBA-Start: "Wir haben die Zielscheibe auf dem Rücken"

Daniel Theis hat in seiner zweiten Saison mit den Boston Celtics Großes vor.
© getty

Daniel Theis steht bei den Boston Celtics vor seiner zweiten NBA-Saison. Im Interview spricht der Big Man über gestiegene Ansprüche und den Favoritenstatus seines Teams in der Eastern Conference.

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Außerdem: Warum Celtics-Coach Brad Stevens jede Anerkennung verdient und die Aussagen von Kyrie Irving Balsam für Bostons Seele sind. Die Celtics eröffnen in der Nacht auf Mittwoch die neue Saison im Heimspiel gegen die Philadelphia 76ers (ab 2 Uhr live auf DAZN).

SPOX: Daniel, das Team ist komplett und wieder fit, die Saison steht kurz bevor: Wie ist die Stimmung in Boston?

Daniel Theis: Sagen wir mal so: Wir sind sehr, sehr froh, dass die Preseason vorbei ist. (lacht) Da lief es jetzt für uns mit drei Niederlagen in vier Spielen natürlich alles andere als gut. Trotzdem ist die Stimmung im Team super, alle sind froh, dass jetzt das komplette Team beisammen ist und alle fit sind - das ist ja genau das Gegenteil vom letzten Jahr. Dazu haben wir Kontinuität: Letztes Jahr waren elf Spieler neu im Team, diesmal ist fast das ganze Team gleichgeblieben und wir können darauf aufbauen. Dass die Preseason so schlecht gelaufen ist, war dann vielleicht auch ein kleiner Hallo-Wach-Moment für uns, den wir gebraucht haben, um zu sehen, dass es kein Selbstläufer wird. Die Liga ist zu stark, als dass man denken dürfte, dass Talent oder Tiefe im Kader ausreichen, um Spiele zu gewinnen. Die Arbeit und Intensität darf man nicht vernachlässigen, auch nicht in der Preseason.

SPOX: Hat das Team die Preseason zu locker genommen oder lag es einfach an mangelnder Abstimmung?

Theis: Beides spielte sicherlich eine Rolle. Wir haben im Camp härter trainiert als wir dann gespielt haben, so komisch das klingt. Die Umsetzung aufs Spiel hat nicht funktioniert. Warum das so war, weiß aktuell keiner bei uns. Natürlich ist es aber ein Faktor, dass Kyrie [Irving], Gordon [Hayward] und auch ich ja alle nach langen Verletzungspausen wieder zurück sind. Gordon hat ein ganzes Jahr lang nicht wirklich Basketball gespielt. Dass sich die Abläufe und Rollen dadurch für einige ein wenig verändern, ist auch klar. Im Endeffekt braucht es einfach noch ein bisschen Zeit, dass alles etwas harmonischer funktioniert und wir dann auch erfolgreicher spielen.

Daniel Theis über Bostons Favoritenrolle: "Kein Spiel wird ein Selbstläufer"

SPOX: Die letzte Saison verlief trotz der Verletzungen sehr erfolgreich, nun ist über den Sommer LeBron James in den Westen gewechselt - dadurch gilt Boston als Top-Favorit in der Eastern Conference. Ist das auch team-intern der Anspruch?

Theis: Ja, wobei wir uns da nicht auf Rankings, Favoriten-Rollen oder irgendetwas konzentrieren wollen. Der Hype ist natürlich groß nach dem Einzug in die Conference Finals bei so vielen Ausfällen und wir realisieren, dass wir jetzt das Team sind, das jeder schlagen will. Das kenne ich aus Bamberg - wenn du viel Erfolg hattest, ist jedes Team gegen dich besonders motiviert und will seine beste Partie abliefern. Wir haben diese Zielscheibe auf dem Rücken, zumindest in der Eastern Conference. In der Preseason haben wir ein Stück weit wirklich gemerkt, dass wir uns nicht auf Hype oder dergleichen ausruhen dürfen - nur, weil uns viele Leute am Ende der Saison in den Finals sehen wollen, wird kein einziges Spiel für uns zum Selbstläufer. Vor dem ersten Preseason-Spiel hatten wir erst zwei Tage trainiert und ich denke, dass diese vier Spiele uns gezeigt haben, dass wir auf jeden Fall alle noch Arbeit vor uns haben. Die Details, die Energie, die Intensität sind wichtig, ob man jetzt einen Favoritenstatus hat oder nicht.

SPOX: Apropos Details. Brad Stevens ist im Laufe der letzten Playoffs (noch) berühmter geworden, weil seine ATOs, also Plays nach der Timeout, so sensationell funktioniert haben. Er hat teilweise sehr ungewöhnliche Ideen. Schütteln da im Huddle eigentlich gelegentlich Spieler den Kopf?

Theis: Mittlerweile nicht mehr, weil wir gemerkt haben, wie gut er darin ist. (lacht) Auch am Ende vom Spiel, ob das Halbfeld-Offense ist oder beim Einwurf. Diese Kreativität ist enorm und da kommt es ihm zugute, dass er so viele andere Spiele schaut und immer unkonventionelle Ideen hat. Dass das jetzt auch in den Playoffs so gut funktioniert hat, hat ihm natürlich nochmal mehr Respekt verschafft. Den hat er auf jeden Fall auch verdient.

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