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NBA: San Antonio Spurs nach dem Abgang von Tony Parker: Das Imperium zerfällt

Tony Parker hat die San Antonio Spurs gen Charlotte verlassen.
© getty

Tony Parker hat die San Antonio Spurs nach 17 Jahren verlassen. Die einstige Muster-Franchise bekommt damit einen weiteren Riss, nachdem das Drama um Kawhi Leonard die Organisation im vergangenen Jahr in ihren Grundfesten erschütterte. Was bedeutet das nun und läutet der Parker-Abgang endgültig das Ende einer goldenen Ära ein?

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Über 20 Jahre waren die Spurs ein Muster an Konstanz. 1997 draftete San Antonio Tim Duncan an Nummer 1 und etablierte sich mit dem Coach/GM-Gespann aus Gregg Popovich und R.C Buford als die Vorzeige-Franchise im US-Sport neben den New England Patriots. Die Kontrahenten gingen und kamen, waren es die ShaKobe-Lakers, die Detroit Pistons, die Mavs mit Dirk Nowitzki, die Lakers mit Kobe und Gasol oder das Superteam um LeBron James vom South Beach.

San Antonio war immer ein potenzieller Contender, garniert mit fünf Titeln zwischen 1999 und 2014. Das Spielermaterial war im Kern immer das gleiche. 1999 waren da die Twin Towers aus Duncan und Admiral David Robinson, vier Jahre später waren dann bereits Tony Parker und Manu Ginobili mit dabei.

Das Gerüst stand: Parker, Manu und The Big Fundamental standen für individuelle Klasse und Konstanz, 50 und mehr Siege durften über fast genau zwei Jahrzehnte stets eingeplant werden, ein absolutes Novum in der NBA. Mit dem Draft-Steal von Kawhi Leonard 2011 schienen die Spurs zudem den Übergang für die nächste Dekade perfekt vorbereitet zu haben.

Im Moment deutet darauf aber nichts mehr dahin. Stattdessen scheint es, als ob sich die große Ära am Alamo River rasant schnell dem Ende zuneigt. Duncan hing die Sneaker bereits vor zwei Jahren an den Nagel, Ginobili denkt Jahr für Jahr an sein Karriereende. Leonard will unbedingt getradet werden und nun unterschrieb Parker für zwei Jahre in Charlotte, bei einem Team, welches keinerlei Ambitionen hat, ein Contender zu sein.

Tony Parker verlässt die San Antonio Spurs für Charlotte

Noch einmal: Tony Parker hat bei den Charlotte Hornets unterschrieben, das hätte wohl auch vor wenigen Tagen kaum jemand für möglich gehalten. LeTony, der stets betonte, für immer in San Antonio bleiben zu wollen, wird mit stolzen 36 Jahren doch noch einmal ein anderes Trikot tragen. In Buzz City trifft Parker immerhin auf Buddy Nic Batum und den ehemaligen Spurs-Assistent James Borrego.

Es dürfte vielen Fans ähnlich falsch vorkommen wie damals Patrick Ewing in Seattle oder Hakeem Olajuwon in Toronto, um hier nur mal ein paar Beispiele zu nennen. "Es war eine harte Entscheidung. Harte drei Tage. Und es war schwer, mit Pop darüber zu sprechen. Aber ich musste weiterziehen", erklärte Parker gegenüber The Undefeated.

Die Spurs hätten Tony Parker gerne behalten

Musste weiterziehen? Das wirft dann doch einige Fragen auf. Fakt ist, dass San Antonio gerne mit dem vierfachen Champion und Finals-MVP von 2007 verlängert hätte. 10 Millionen Dollar für zwei Jahre hätten die Spurs vielleicht nicht gezahlt, doch Parker und die Spurs, das schien eigentlich schon immer zu passen - sieht man einmal von dem versuchten Trade 2003 ab, als San Antonio unbedingt Jason Kidd holen wollte.

Auch bis zu jenem Freitagabend, als die Entscheidung durchsickerte, deutete eigentlich nichts auf einen Abgang hin. Nach dem Playoff-Aus gegen die Golden State Warriors in der ersten Runde ließ der Franzose verlauten, dass er auch nächste Saison gerne für die Spurs spielen würde und damit zufrieden sei, dass er nun der Backup vom jungen und talentierten Dejounte Murray sei.

Spurs: 50 Siege sind keine Selbstverständlichkeit mehr

Murray war zusammen mit All-Star LaMarcus Aldridge einer der wenigen Lichtblicke einer verkorksten Spurs-Saison, auch wenn es Popovich irgendwie schaffte, auch aus diesem Team fast 50 Siege zu pressen. Im Blickpunkt stand natürlich das Drama um Leonard, welches sich von Woche zu Woche verschärfte. Auch Parker machte dabei nicht die beste Figur, als er sich zu der Aussage hinreißen ließ, dass seine eigene Verletzung "100mal" schlimmer als die des mehrfachen DPoY gewesen sei.

Schenkt man einigen Medienberichten Glauben, verletzten diese harschen Worte Leonard so sehr, dass er sich nur noch mehr vom Team isolierte und sich auch in den Playoffs nicht mehr blicken ließ. Das muss man nicht glauben, doch es verschaffte Leonards Camp ein perfektes Alibi, um ihren Klienten in New York zu "verstecken", angeblich auch vor den Spurs selbst.

Tony Parker streitet Zwist mit Kawhi Leonard ab

"Ich habe kein Problem mit Kawhi Leonard. Wir haben uns nie gestritten", versuchte sich Parker nach seinem Wechsel zu rechtfertigen. "Als mich ein Journalist gefragt hat, ob meine Verletzung schlimmer war, habe ich ja gesagt, weil das stimmte. Aber das hat nicht bedeutet, dass seine Verletzung nicht signifikant gewesen wäre."

"Er hat die Franchise übernommen und ich habe ihm die Fackel willentlich übergeben. Es ist sehr traurig, dass die Medien sich ein Zitat rauspicken und es so aussehen lassen, als würde ich nicht mit ihm spielen wollen. Er war das Gesicht dieser Franchise."

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