NBA

5 Fragen zum Trade von Kawhi Leonard: Verrat auf mehreren Ebenen

Kawhi Leonard spielt ab der kommenden Saison für die Toronto Raptors.
© getty
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Was bedeutet der Trade für die Spurs?

Die Spurs waren in einer vertrackten Lage. Einerseits wird ihnen längst bewusst gewesen sein, dass sie Kawhi nicht mehr von seiner Trade-Forderung würden abbringen können - was dazu geführt hat, dass sein Trade-Wert weiter in den Keller ging. Andererseits strebten sie weiterhin den für sie optimalen Deal an, der sie im Westen entweder relevant bleiben lassen oder viele Assets (Talente und Picks) für eine rosige Zukunft einbringen würde.

Mit dem Raptors-Deal haben sie nun die erste Variante umgesetzt - auch, weil sich herausstellte, dass sich Teams wie die Lakers, Sixers oder vor allem die Celtics nicht "melken" ließen. So etablierten sich die Raptors, die im Rennen um Kawhi lange Zeit nicht wirklich ernstgenommen wurden, als Frontrunner und schnürten letztlich ein Paket, dass die Texaner zufriedenstellt.

Im Mittelpunkt des Pakets steht natürlich DeMar DeRozan. Mit ihm erhalten die Spurs einen All-Star mitten in seiner Prime - oft wird vergessen, dass er erst 28 Jahre alt ist. Sein Vertrag läuft bis 2021 (Spieler-Option im letzten Jahr), was den Spurs mehr Planungssicherheit gibt. Er verdient in der kommenden Saison allerdings gut sieben Millionen Dollar mehr als die Klaue.

Betrachtet man die Spielweise DeRozans vor der Saison 2017/18, wären Zweifel berechtigt, ob er ins Popovich'sche Offensiv-System passt. Schließlich ist DeRozan ein enorm balldominanter Spieler, der seine Stärken im klassischen Eins-gegen-Eins entfaltet. Ob sein Aufwärtstrend beim Distanzwurf weiter anhält, wäre den Spurs zu wünschen, ansonsten wird es wieder enorme Spacing-Probleme geben.

Jakob Pöltl kommt als Bonus

Die erwähnte vergangene Regular Season sollte dies aber beiseite wischen, denn in dieser hat er bewiesen, dass er auch in einer Offensive funktioniert, die von Ball Movement geprägt ist. Andererseits unterstrich auch Pop in der Causa LaMarcus Aldridge, dass er flexibel genug ist, um seine Offense auf die Stärken der Säulen zuzuschneiden.

Als Bonus bekamen die Spurs dann auch noch mit Pöltl immerhin ein echtes Asset und damit einen zumindest kleinen Baustein für die Zukunft. Der Wiener machte in der vergangenen Saison einen echten Sprung und war Teil des überragenden Bench-Mobs der Raptors in der Regular Season. Der No.9-Pick von 2016 legte in 18,6 Minuten im Schnitt 6,9 Punkte und 4,8 Rebounds pro Partie auf.

Der Österreicher dürfte in Texas eine ähnliche Rolle wie in Kanda einnehmen - nämlich als Big von der Bank. Mit Aldridge und Pau Gasol wird Pöltl zwei gestandene Veteranen vor seiner Nase haben und mit dem Letten Davis Bertans (wenn er denn endlich unterschreibt) um die restlichen Minuten kämpfen.

Der Pick, den die Spurs noch bekommen, sieht auf dem Papier nett aus, wird aber maximal No.21 im Jahr 2019 sein, eher sogar niedriger. Sollte Toronto dann wider Erwarten doch enttäuschen und einen der ersten 20 Picks bekommen, bekommen die Spurs eben zwei Zweitrundenpicks. Es geht es auch darum, einfach sein Gesicht zu wahren, das ist mit dem Pick halbwegs geglückt.

Die Spurs gehen nicht in den Rebuild

Unter dem Strich haben die Spurs ihr Ziel erreicht, sportlich eine Hausnummer in der harten Western Conference zu bleiben. Vor allem offensiv ist DeRozan kein ausschlaggebendes Downgrade gegenüber Kawhi (wenn man vom Dreier absieht), vor allem nicht hinsichtlich des Fragezeichens hinter der Gesundheit von Leonard. Selbst mit nur neun Saisonspielen von der Klaue gewannen die Texaner immerhin 47 Spiele. Man darf also davon ausgehen, dass San Antonio auch in dieser Spielzeit wieder im Playoffrennen mitmischt und vielleicht auch um den Heimvorteil spielt.

Der Cap-Flexibilität hat der Deal dagegen nur bedingt geholfen. Natürlich sind nun die 10 Millionen Dollar für Danny Green aus den Büchern, dafür bekommt DeRozan die nächsten drei Jahre (das Letzte hat eine Spieleroption) je 27,7 Millionen Dollar. Immerhin muss man nicht in den sauren Apfel beißen und Luxussteuer zahlen, diese ist nach jetzigen Berechnungen noch 2,4 Millionen entfernt.

Für die Saison 2019/20 sind jedoch auch schon 109 Millionen verplant, die aber auch die 16 Millionen für Gasol enthalten. Davon sind aber nur 6,7 Millionen garantiert, wenn er vor dem 10. Juli 2019 entlassen wird. Mit Pöltl steht nun der mögliche Ersatz schon im Kader.