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NBA Playoffs: Die Pelicans feiern Jrue Holiday: Der Albtraum des Damian Lillard

Jrue Holiday dominiert in der bisherigen Serie Damian Lillard.
© getty

Die New Orleans Pelicans haben auch Spiel 2 der Playoff-Erstrundenserie bei den Portland Trail Blazers gewonnen. Dabei war nicht Anthony Davis, sondern Jrue Holiday der entscheidende Spieler - weil er Damian Lillard an die Kette legte und auch in der Offensive nicht zu kontrollieren war.

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Der Begriff "Two-Way Player" ist in der NBA einer, der sich in den letzten Jahren hoher Beliebtheit erfreute. Es soll ein Spieler sein, der in der Offense und Defense gleichermaßen auf hohem Niveau spielt und den Ausgang einer Partie dadurch entscheidend beeinflussen kann - je nach "Bedarf". Der leider inaktive Kawhi Leonard ist vielleicht der Prototyp davon, mit Klay Thompson und mittlerweile auch Kevin Durant haben die Warriors gleich zwei, in Houston hebt Chris Paul die Rockets seit seiner Ankunft auf ein neues Niveau.

Bei den Pelicans, die überraschend die ersten zwei Spiele der ersten Playoff-Runde in Portland gewonnen haben, gibt es auch einen. Head Caoch Alvin Gentry sagte jüngst über diesen: "Da Kawhi raus ist, bin ich mir nicht sicher, ob es derzeit einen besseren [Two-Way Player] gibt. Könnt ihr mir einen nennen?" Schweigen.

Das Besondere an dieser Aussage: Sie handelte nicht von Anthony Davis - dem Franchise Player, dem Topscorer, dem Fixpunkt der Offense und Defense -, auf den die Definition ohne Zweifel auch sehr gut passen würde. Gentry sprach auf der Pressekonferenz von Jrue Holiday, der besonders in Spiel 2 der beste Mann seiner Farben auf dem Parkett war. Auf beiden Seiten des Spielfelds.

NBA Playoffs: Jrue Holiday gegen Damian Lillard

"Abend für Abend fordern wir von ihm, dass er uns mindestens 20 Punkte gibt und den besten Perimeter-Spieler des anderen Teams verteidigt - ganz egal wer es ist und wie groß er ist", erklärte Gentry weiter. Der Leidtragende dieser Forderung: Damian Lillard.

17,5 Punkte im Schnitt bei einer Feldwurfquote von 31 Prozent hat Dame in der Serie bis dato produziert, hinzu kommen 3,5 Ballverluste und nur 5,5 Assists. Bisher scheint es, als hätte er seinen Meister in Holiday gefunden, der seinen Kontrahenten übers Feld jagt und ihm im Verbund mit "seinen" Big Men die schärfste Waffe raubt: Das Pick-and-Roll.

Schon zum Auftakt der Serie war die Pels-Defense dagegen elitär und offenbar hat Blazers-Coach Terry Stotts noch nicht das richtige Adjustment dagegen gefunden. Das ist ohnehin schwierig, weil NOLA mit verschiedenen Varianten aufs Blocken und Abrollen reagiert.

In den meisten Fällen hilft der Big - häufig Davis oder Nikola Mirotic - gegen Ballführer Lillard aus, um diesem zunächst den Dreier wegzunehmen (5/16 in den ersten beiden Spielen). Holiday kämpft sich währenddessen schnellstmöglich um den Block, um Dame wieder aufzunehmen.

Gelingt ihm das (was meistens der Fall ist), kommt es zum kurzzeitigen Doppeln Lillards, der den Spalding dadurch abgibt - Ziel erreicht aus Sicht der Pelicans. Denn das Spacing Portlands ist in der bisherigen Serie verheerend, sodass das Double-Team ohne Probleme wieder aufgelöst werden kann. Außerdem ist jeder Wurf, den nicht Lillard oder McCollum (von dem in der Regel nicht weggeholfen wird) abfeuern, ein guter für NOLA.

Pelicans: Anthony Davis und Nikola Mirotic überzeugen

In den Fällen, in denen Holiday doch nicht schnell genug ist, um wieder vor Lillard zu kommen, bevor dieser zum Drive ansetzt, greifen die Pels auf die VEER-Variante der Pick-and-Roll-Defense zurück (to veer: abdrehen, die Richtung ändern). In dem Fall kommt ein Signal vom Big Man an den Guard, der sofort umdreht und mit aller Macht verhindert, dass der Abroller ungestört in die Zone kommt. Auch hier macht Holiday mit seiner Aggressivität und guter Rumpfstabilität einen sehr guten Job.

Besonders mit Davis als zweitem Verteidiger ist die Variante gut geeignet, da AD jeden Wurf Lillards trotz seiner Geschwindigkeitsnachteile erschweren kann. Doch auch Mirotic löst diese Aufgabe bis dato überraschend souverän.

Der Großteil des bisherigen Defensiv-Erfolgs geht aber trotzdem auf Holidays Kappe, schließlich ist er es, der Lillard außerhalb der Pick-and-Rolls alleine verteidigt. Dann zeigt sich eine weitere Qualität des 27-Jährigen: Er ist ein Meister darin, den Ballführer in die Richtung zu drängen, in der es für die Defense vorteilhafter ist. Die Statistiker von ESPN haben den Einfluss Holidays auf Lillard in Zahlen festgehalten: In der laufenden Serie steht er bei 0/8 aus dem Feld, wenn Holiday als primärer Verteidiger am Mann ist.

Jrue Holiday auch der beste Offensiv-Spieler

Das soweit zur Defense - die ja nur einen Teil des Prädikats "Two-Way Player" ausmacht. Der andere Teil ist die Offense.

Zunächst die reinen Zahlen: Mit 33 Punkten (14/24 FG) und 9 Assists war Holiday auch hier der Matchwinner und stellte sogar AD in den Schatten. Krachende Dunks als Momentum-Changer hatte er genauso im Repertoire wie diverse Abschluss-Variationen aus dem Pick-and-Roll, das bei den Pels deutlich besser funktionierte als auf der anderen Seite.

Ist Holiday durch einen Block - am liebsten von der Braue persönlich - vorbei an seinem Gegenspieler, versteht er es, seinen Gegner durch den Einsatz des Körpers auf den Rücken zu nehmen. Jemand wie Lillard ist in solchen Fällen eher darauf bedacht, nicht zu foulen. Das nutzte Holiday aus, indem er seine Dribblings enorm verzögerte, Abschlüsse antäuschte und dadurch die Helpside reizte.

Wurde diese aktiv, stecke Holiday durch, wenn nicht, schloss er selbst ab. Wieder die ESPN-Zahlen: Aus seinen 19 Drives in Spiel 2 resultierten 14 eigene Punkte (7/12 FG) sowie 7 Zähler (3/4 FG) anderer Spieler durch Holiday-Assists.

Die Playoff-Statistiken von Lillard und Holiday im Vergleich

Spiel 1, Blazers vs Pelicans 95:97

MinutenPunkteField GoalsReboundsAssistsTurnovers
Jrue Holiday392110/20723
Damian Lillard42186/23220

Spiel 2, Blazers vs. Pelicans 102:111

MinutenPunkteField GoalsReboundsAssistsTurnovers
Jrue Holiday383314/24391
Damian Lillard40177/18347

Und: Obwohl die Pelicans ein schnelles Spiel bevorzugen, fiel die Entscheidung im Halbfeld. Denn als in der Crunchtime das Moda Center euphorisiert erwachte und auch Lillard endlich mal einen guten Moment hatte, drohte das Spiel zu kippen. Holidays Reaktion? Er drosselte das Tempo, nahm das Feuer aus dem Spiel und sorgte 95 Sekunden vor Schluss mit einem frechen Dreier über Zach Collins für den Dagger.

"Ich habe keine Sekunde daran gezweifelt, dass er den langen Dreier nehmen wird", sagte Coach Gentry hinterher. So etwas war vor wenigen Wochen noch undenkbar: In eine entscheidende Possession wird Davis nicht involviert, da der beste Spieler des Teams an diesem Abend ein anderer ist.

Damian Lillard: "Ich bin enttäuscht von mir"

Die Blazers haben darauf noch keine Antwort gefunden und liefern aus diesem Grund die üblichen Aussagen. "Ich bin enttäuscht von mir", sagte Damian Lillard. "Ich muss einfach besser spielen und meine Würfe treffen."

Auch Stotts richtete den Blick nach vorne: "Die Mathematik sagt nun, dass wir zwei Spiele in New Orleans gewinnen müssen, am besten natürlich die nächsten beiden. Und mein Gefühl sagt mir, dass wir dazu absolut in der Lage sind."

Was ihnen dabei helfen würde, wäre ein waschechter Two-Way Player.

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