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Frank Ntilikina im Interview: Die Knicks? "Einfach nur ... puuuhh!"

Von Dirk Sing
Frank Ntilikina wurde von den New York Knicks an Position acht im Draft 2017 ausgewählt
© getty
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SPOX: Ihr Einstieg bei den Knicks verlief indes alles andere als rund. Sie haben sich gleich zu Beginn im Training verletzt und mussten dadurch auf ihre geplante Teilnahme an der Summer League verzichten...

Ntilikina: Ja, das stimmt. Nachdem ich das Ganze ursprünglich als perfekten Anfang für mich gesehen hatte, um mich auf die neuen Gegebenheiten einzustellen, war es zunächst schon ziemlich frustrierend, dass ich doch nicht dabei sein konnte. Das Schwierigste in dieser Phase war, geduldig zu bleiben und darauf zu warten, bis die Verletzung komplett ausgeheilt war. Ich wollte schließlich so schnell wie möglich an die Arbeit, um meinen Körper für die anstehende NBA-Saison vorzubereiten und ihn fit zu machen.

SPOX: Sie sind dann mit etwas "Verspätung" ins individuelle Sommertraining eingestiegen und haben in New York mit einigen Knicks-Akteuren auf und neben dem Court harte Einheiten durchgezogen. Wie wichtig war für Sie dieses intensive Training mit Leuten, die größtenteils schon mehrere NBA-Jahre auf dem Buckel hatten?

Ntilikina: Es hat mir extrem geholfen - und das gleich in vielfacher Hinsicht! Wir haben zum einen sehr viel und hart trainiert, aber auch viel miteinander gesprochen. Die Jungs haben mir unzählige wichtige Ratschläge rund um den Basketball und die NBA gegeben, von denen ich jetzt immens profitiere. Wenn man so will, dann war das für mich eine riesengroße Lehrstunde, für die ich allen sehr dankbar bin.

SPOX: In welchen Bereichen haben Sie denn in den vergangenen Wochen und Monaten besonders an sich gearbeitet?

Ntilikina: Auch wenn es vielleicht banal klingen mag: Da ich mich überall verbessern möchte und muss, habe ich mich auf nahezu alle Facetten konzentriert. Mit war zum Beispiel bewusst, dass das Spiel in der NBA nochmals deutlich athletischer und körperlicher ist als in Europa. Und wenn du dann auch noch als Rookie hierher kommst, kannst du diesbezüglich einfach noch nicht bei 100 Prozent sein. Aus diesem Grund habe ich schon sehr früh damit begonnen, mich in diesem Bereich zu verbessern. Dazu gehört natürlich, dass du in den Kraftraum gehst und Gewichte stemmst. Aber auch bei den Skills habe ich selbstverständlich noch viel Luft nach oben. Mir ist bewusst, dass ich nach wie vor noch sehr viel Arbeit vor mir habe, um dort anzukommen, wo ich einmal sein möchte.

SPOX: Bei den New York Knicks haben Sie mit Jarrett Jack (34) und Ramon Sessions (31, inzwischen aber entlassen, d. Red.) zwei sehr erfahrene Point Guards an ihrer Seite. Was können Sie von Ihren routinierten Teamkollegen lernen?

Ntilikina: Für mich sind diese beiden Jungs ein absoluter Glücksfall beziehungsweise so etwas wie meine großen Brüder. Sie haben in dieser Liga schon so viel erlebt und geben mir jetzt ihre Erfahrung weiter. Gerade für einen jungen Spieler ist das Gold wert. Sie helfen mir jeden Tag enorm, geben mir wichtige Tipps und sagen mir offen und ehrlich ihre Meinung. Das ist schon ziemlich cool.

SPOX: Knicks-Head Coach Jeff Hornacek hat Ihnen im bisherigen Saisonverlauf nicht nur durchschnittlich sehr ordentliche 21 Minuten Spielzeit verschafft, sondern Sie auch in der einen oder anderen entscheidenden Phase einer Partie auf den Court geschickt beziehungsweise dort gelassen. Wie wichtig ist gerade dieser Punkt für Ihr Selbstvertrauen?

Ntilikina: Das hilft auf alle Fälle immens! Wenn dir dein Coach in bestimmten Situationen vertraut, obwohl du jetzt noch nicht wirklich die ganz große Erfahrung hast, dann ist das gerade für den Kopf sehr, sehr wichtig. Er zeigt mir damit, dass er an mich glaubt. Und ich versuche natürlich, ihn für dieses Vertrauen nicht zu enttäuschen. Ich weiß auch, dass ich von diesen Erfahrungen, die ich jetzt sammle, in meiner weiteren Karriere enorm profitieren werde. Um nochmals konkret auf die Frage zurückzukommen: Es gibt mir schon sehr viel Selbstvertrauen, ja.

SPOX: Mitte November sind Sie mehr oder unfreiwillig in den Mittelpunkt von Diskussionen gerückt. LeBron James meinte nach einem 111:104-Sieg seiner Cleveland gegen die Dallas Mavericks, dass sich die New York Knicks beim Draft 2017 mit Dennis Smith Jr. einen richtig guten Spieler entgehen ließen und dieser eigentlich ein Knickerbocker hätte sein sollen. Die Basketball-Welt war sich jedoch einig, dass das keine Kritik an Ihrer Person, sondern vielmehr ein Seitenhieb von James in Richtung seines "Intim-Feindes", dem mittlerweile entlassenen Team-Präsidenten Phil Jackson, war. Seit dieser Aussage werden Sie unweigerlich immer wieder mit Smith Jr. verglichen. Wie gehen Sie mit dieser Situation um?

Ntilikina: Ich mache mir darüber ehrlich gesagt keine großen Gedanken. Vergleiche zwischen Spielern hat es schon immer gegeben und das wird auch in der Zukunft der Fall sein. Ich fokussiere mich ausschließlich auf das, was ich selbst beeinflussen kann - und das ist meine eigene Entwicklung und Leistung. Was andere Leute sagen oder tun, darauf habe ich keinen Einfluss.

SPOX: Wenn Sie dennoch Ihren Spielstil mit dem von Dennis Smith Jr. selbst vergleichen: Worin liegen Ihrer Meinung nach die Hauptunterschiede?

Ntilikina: Ich würde sagen, dass meine Stärken augenblicklich mehr in der Verteidigung liegen. Dennis hingegen ist ein Spieler, der in der Offensive gefährlicher ist, selbst kreieren und dementsprechend auch sehr gut scoren kann. Es macht Spaß, ihm zuzuschauen. Für mich geht es nun hauptsächlich darum, auch an meinen offensiven Fähigkeiten zu arbeiten und diese zu verbessern, damit ich ein kompletterer Spieler werde.

SPOX: Wir haben in diesem Interview ja schon über die große Erwartungshaltung in New York gesprochen. Mittelfristig erhoffen sich die Fans und Verantwortlichen, dass vor allem das Duo Frank Ntilikina/Kristaps Porzingis die Knicks in eine erfolgreiche Zukunft führt. Wie würden Sie die Chemie zwischen Ihnen und Porzingis nach den ersten gemeinsamen Monaten beschreiben?

Ntilikina: Kristaps ist sowohl auf als auch neben dem Court fantastisch. Nachdem er ja vor zwei Jahren vom Draft her in einer ähnlichen Position wie ich war und ebenfalls direkt aus Europa in die NBA gekommen ist, gab es da schon so etwas wie eine Gemeinsamkeit. Er konnte mir dadurch im Vorfeld viele wertvolle Tipps geben. Aber auch auf dem Feld kann ich natürlich sehr viel von ihm lernen. Was er mit seiner Körpergröße alles anstellt, ist einfach unglaublich. Es macht riesigen Spaß, gemeinsam mit ihm auf dem Court zu stehen. Unser Verständnis wird von Training zu Training und von Spiel zu Spiel besser. Ich denke daher, dass wir auf einem sehr guten Weg sind.

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