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"Bei Schröder drehen die Leute durch"

Russell Westbrook, Kevin Durant, LeBron James
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Die Cavaliers sind besser als letzte Saison

Davide Chinellato: Die Cavs sind definitiv besser geworden. Betrachten wir es mal so: Sie haben Kyrie Irving verloren und dafür Isaiah Thomas, Jae Crowder, Dwyane Wade und Derrick Rose bekommen. Oder anders gesagt: Sie haben einen All-Star Point Guard, einen Ex-MVP, einen zukünftigen Hall of Famer und einen der am meisten unterschätzten Verteidiger der Liga ins Boot geholt. Das macht sie besser, auch wenn Irving zuvor ihr zweitbester Spieler war und keiner von den Neuen seine offensive Qualität erreicht. Es wird auf jeden Fall interessant zu sehen sein, wie sie sich aufstellen, vor allem mit Love auf der Fünf. Was sehr wertvoll ist: Crowder kann in der Defense LeBron entlasten und sich in einem möglichen Matchup mit den Warriors beispielsweise um Durant kümmern. Dann kann sich James - der immer noch der beste Spieler des Planeten ist - anderer Dinge annehmen.

Thorben Rybarczik: Trotzdem glaube ich, dass die Defense ein Problem bleibt, Crowder hin oder her. Wenn Love also auf der Fünf startet und auf der Eins Thomas oder Rose rumläuft, dann braucht doch jeder Gegner nur ein 1-5-Pick-and-Roll laufen, um die Defense auszuhebeln. Mit LeBron und Crowder mag es eine elitäre Helpside geben, aber das macht Teams wie Golden State oder Houston gar nichts aus. Da regnet es Dreier.

Alex Schlüter: Trotzdem können wir doch grundsätzlich mal festhalten, dass die Cavs einige der größten Baustellen zugeschüttet haben. Mit Rose kommt jetzt, wenn Thomas fit ist, ein Ballhandler von der Bank, der in der Lage ist, seinen eigenen Wurf zu kreieren. Mit Crowder, Smith und Co. an Derricks Seite, ist die Bank stark aufgewertet. Das waren beides Dinge, die LeBron persönlich in der Vorsaison kritisiert hat - man hat ihn also erhört. Das sind außerdem beides Dinge, die gerade in der langen Regular Season gefragt sind. Ich glaube darum, dass Cleveland im Vergleich zur vergangenen Saison auch mehr Siege holen wird.

Ole Frerks: Besser geworden sind sie für mich nicht wirklich, zumindest nicht, wenn man es auf ein potenzielles weiteres Duell mit den Warriors bezieht. Für mich wird viel davon abhängen, in welcher Verfassung Thomas zurückkommt. Kann er der gleiche Spieler sein, der er in der letzten Saison war? Selbst wenn: Er wäre genau wie Wade und Rose trotzdem ein Spieler, der nicht verteidigen kann oder will. Ich sehe bei den Cavs fast nur Spezialisten, wenn man LeBron ausklammert. Crowder und er sind nahezu die einzigen echten Two-Way-Player. Zwei typische Beispiele: Shumpert kann nur verteidigen (nicht so gut, wie gern behauptet wird!), Thomas ist nur im Angriff wertvoll. Da stimmt die Balance nicht und ich bezweifle, dass dieses Problem im Sommer behoben wurde. Mag sein, dass sie im Osten sowieso keine Defense spielen müssen, aber dem Titel sind sie nicht näher gekommen. Und noch etwas: Es gibt viele Spieler im Kader wie nun Rose, Wade oder Thomas, die ihre eigenen Ziele verfolgen und sich wahlweise an jemandem rächen oder für einen neuen Vertrag empfehlen wollen. Ich weiß nicht, ob das gut gehen kann.

Alex Schlüter: Ray Allen, Udonis Haslem, Shane Battier - LeBron hat bei den Heat mit einem ganzen Haufen Spezialisten seine Titel geholt. Ich sehe da kein Problem. Klar ist es ein toller Luxus, wenn man viele Schweizer Taschenmesser im Kader hat, aber so lange man mit James eine Schweizer Taschenmachete besitzt, ist das alles zu verkraften.

Davide Chinellato: Das Problem mit den "schwierigen" Charakteren sehe ich auch nicht wirklich, Ole. Denn alle wissen: Die Cavs sind das Team von LeBron. Er ist der Boss, ihm muss man folgen. Und für ihn gibt es nur den Titel als Ziel, nichts anderes. Für die Cavs-Organisation gilt übrigens das gleiche, denn eine weitere Championship ist meiner Meinung nach die einzige Chance, dass LeBron über 2018 hinaus im Team bleibt. Doch was ich sagen wollte: Egal ob es ein Rose, Thomas oder Wade ist, deren Verträge allesamt auslaufen - sie alle werden sich LeBron und dem großen Ziel unterordnen und ihren besten Basketball zeigen. Dafür sorgt LeBrons Aura, was die Cavs von jedem anderen Team unterscheidet.

Thorben Rybarczik: Glaubst du also, dass die Cavs im Osten das Team to beat bleiben? Oder haben die neuformierten Celtics eine Chance, das Finals-Abo von LeBron zu durchbrechen?

Davide Chinellato: Eine Chance haben sie. Allerdings haben die Celtics für Spieler wie Irving oder Gordon Hayward einen hohen Preis gezahlt: Sie haben Tiefe und sehr gute Verteidiger verloren. Auf der anderen Seite haben sie in Brad Stevens den wohl besten jungen Coach der Liga, der es schaffen wird, all die neuen Teile zusammenzufügen. Aber in einer Best-of-7-Serie sehe ich die Cavs vorne. LeBron spielt eben (noch) in Cleveland.