NBA

Die nächste letzte Chance

LaMarcus Aldridge
© getty
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A propos Warriors: Die Enttäuschung aus Spiel 1 der Conference Finals wirkt in San Antonio noch nach. Niemand hat vergessen, dass die Spurs mit 21 Punkten führten, bevor Leonard auf dem Fuß von Zaza Pachulia landete und sich verletzte. In San Antonio dachten sie, dass sie das Mittel gegen die Warriors gefunden hatten - auch deswegen tickte Pop so aus und warf Pachulia Absicht vor.

Man kann davon halten, was man will. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Spurs Spiel 1 mit Leonard gewonnen hätten - klar ist aber auch, dass sie danach trotzdem nicht die Favoriten in der Serie gewesen wären. Vielleicht wäre eine Schlacht draus geworden, vielleicht hätten die Dubs auch die nächsten vier Spiele dominiert. Dass man diese Frage jedoch nicht beantworten kann, ist die vergessene Tragödie der 2017er Playoffs.

Popovich: Kein Interesse an Gerüchten

Vielleicht sind auch die Spurs der Ansicht, dass sie es sich selbst schulden, den Warriors einmal in voller Stärke entgegenzutreten. Vielleicht wurde deshalb fast nichts verändert, obwohl Parker, Gasol, Aldridge und Manu Ginobili alle (mindestens) auf der falschen Seite der 30 sind. Vielleicht gehen sie auch davon aus, dass sie nächstes Jahr ohnehin keinen dicken Free Agent-Fisch bekommen, und versuchen deshalb mit Oldies, das Maximum aus der Prime von Leonard herauszuholen.

Vielleicht wollten sie auch einfach, dass die Gerüchteküche verstummt. Popovich deutete dies im Rahmen der Aldridge-Verlängerung an: "Je eher so etwas erledigt ist, desto besser, damit man eine gewisse Normalität und Kontinuität hat. So vermeidet man Chaos und sonstige Ablenkungen."

Vielleicht - und das klingt schon eher nach den Spurs - wird auch einfach mit Kalkül gearbeitet. Die obigen Faktoren mögen alle eine Rolle spielen, aber Fakt ist auch: Der neue Deal ist teamfreundlicher als der alte. Aldridge hat nicht mehr selbst die Kontrolle, wie er es mit der Spieler-Option gehabt hätte. Stattdessen sind es nun die Spurs, die in der Saison 20/21 über eine (Quasi-)Option verfügen: Laut Lowe sind dann nur 7 Millionen Dollar garantiert.

Natürlich zahlt man für Aldridge trotzdem viel Geld und nicht jedes Team hätte sich so verhalten - Aldridge selbst dürfte happy sein, da er auf dem offenen Markt kein so hohes Gehalt bekommen hätte. Aber mit fixen Kosten kalkuliert es sich leichter. Zudem könnte sich der neue Deal auch positiv auf seinen Trade-Wert auswirken, sollte San Antonio erneut nicht an den Warriors vorbeikommen und doch etwas ändern wollen.

Kein festes Bekenntnis

Klar ist: Ein unumstößliches Bekenntnis zu Aldridge haben die Spurs nicht abgegeben, vielmehr haben sie die endgültige Entscheidung vertagt. Und der Saisonstart gibt ihnen (natürlich) Recht: Leonard und Parker fehlen immer noch, trotzdem ist San Antonio ungeschlagen (4-0) - und Aldridge wie ausgewechselt.

26 Punkte, 8,8 Rebounds, 1,5 Blocks, 2,8 Assists im Schnitt - so liest sich LMAs Ausbeute zum Saisonstart. Der 32-Jährige ist in bestechender Form und spielt auf einmal physischer denn je: 3,5 Offensiv-Rebounds und 6,3 Freiwürfe im Schnitt bedeuten jeweils Career Highs. Genau das will Pop von ihm sehen - und das macht wiederum auch Aldridge happy: "Er hat ein paar Dinge geändert, um es für mich angenehmer zu machen. Die Dinge sind jetzt etwas anders und das ist großartig für mich", sagte Aldridge am Montag zur Express-News.

Momentan brauchen ihn die Spurs als erste Option, und man sieht ihm förmlich an, wie gut ihm das tut. "Ich versuche einfach, ich selbst zu sein", erklärte LMA. Das fällt ihm momentan leicht. Erst die Zeit wird zeigen, ob es dabei bleibt, wenn Kawhi zurückkehrt - und Aldridge wieder ins zweite Glied rückt. Falls ja, könnte das Experiment mit LMA und den Spurs mit etwas Verspätung doch noch zum Erfolg werden - und zwar dann, wenn es zählt: in den Playoffs.

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