NBA

"Einen zweiten Dirk wird es nicht geben"

Von Robert Arndt
Vladimir Radmanovic begann seine Karriere bei den Seattle SuperSonics
© getty

Vladimir Radmanovic spielte zwölf Jahre in der NBA. Im Interview mit SPOX sprach der Serbe über seine Zeit bei den Los Angeles Lakers mit Kobe Bryant und Phil Jackson, die Jahre bei den Golden State Warriors, über die neue Welle an Europäern in der Liga und über seinen berühmten Snowboard-Unfall.

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SPOX: Herr Radmanovic, wir erreichen Sie in Berlin. Was verschafft uns die Ehre?

Radmanovic: Ich bin nun seit mehreren Jahren Botschafter der NBA und reise in verschiedene Länder und betreue dort einige Projekte. Ich gehöre zu den Glücklichen, die nach der Karriere in der Familie bleiben konnte. Ich freue mich immer wieder, viele bekannte Gesichter zu sehen.

SPOX: Dann haben Sie sicher auch Ihr altes Team, die Golden State Warriors, verfolgt, die sich wieder souverän zum Champion gekürt haben. Glauben Sie, dass sie nächstes Jahr schlagbar sind?

Radmanovic: Garantieren kann man natürlich nichts. Ich bin sehr froh, dass ich Teil dieser Franchise gewesen bin, auch wenn die Warriors zu diesem Zeitpunkt nicht gut waren. Danach hat sich einiges geändert. Sie haben gute Entscheidungen getroffen, ein tolles Team aufgebaut, gut gedraftet. Mit Kevin Durant haben sie noch einmal ein ganz anderes Level erreicht, was sie auch gebraucht haben. Das wird sie noch mehrere Jahre an der Spitze halten.

SPOX: Sie kamen nach Oakland, als Stephen Curry gerade frisch gedraftet wurde. Als sie den Jungen spielen gesehen haben, hätten Sie da je gedacht, dass aus ihm ein solch prägender Spieler für die Liga wird?

Radmanovic: Seine Rookie-Saison war schon sehr gut, er legte fast 20 Punkte im Schnitt auf. Natürlich haben wir sein Potenzial gesehen, aber es wäre eine Lüge zu sagen, dass ich es kommen gesehen habe, welch dominanter Spieler er werden würde. Er hat einfach alle Erwartungen übertroffen. Das ist, was große Spieler tun. Niemand hat es gesehen, als er gedraftet wurde. Er war deutlich zu klein, aber er hat gezeigt, dass man nicht der Größte oder Stärkste sein muss, um in dieser Liga zu dominieren. Das kommt natürlich auch der NBA zu Gute.

SPOX: Wie war damals die Stimmung? Es wurde viel diskutiert, ob Monta Ellis und Curry zusammen im Backcourt spielen können. War das damals ein Thema innerhalb der Mannschaft?

Radmanovic: Nicht wirklich. Unser Zusammenhalt war gut, auch wenn wir auf dem Feld nicht erfolgreich waren. Manchmal passen Dinge einfach nicht zusammen. Das Management hat schließlich die Entscheidung getroffen, dass Ellis gehen muss und das war im Nachhinein der richtige Entschluss.

SPOX: Auch Sie kennen das Gefühl getradet zu werden. Für insgesamt sieben Teams spielten Sie in Ihren 13 Jahren in der Liga. Wo hat es Ihnen denn am besten gefallen?

Radmanovic: Für mich als Spieler war Seattle zum Anfang meiner Karriere die beste Situation. Dort habe ich meine meisten Minuten und Würfe bekommen. Ich bekam die Chance, Dinge zu tun, die ich später nicht mehr hatte. Doch auch das halbe Jahr bei den Los Angeles Clippers hat jede Menge Spaß gemacht. Die Franchise war fast zehn Jahre nicht in den Playoffs und wir hatten mit Elton Brand oder Sam Cassell eine tolle Truppe. Es hat mir sehr geholfen, weil alles neu für mich war. Ich hatte mich an Seattle gewöhnt und wurde erstmals getradet. Glücklicherweise kam ich in dieses gute Team und das machte mir die Umgewöhnung sehr leicht.

SPOX: Nach dem Jahr wurden Sie Free Agent und entschieden sich für den Stadtrivalen, die Lakers. Warum, wenn Sie doch sagten, dass Sie viel Spaß bei den Clippers hatten?

Radmanovic: ich hatte die Option zu bleiben, doch nach dem Anruf der Lakers, sah ich die Chance teil etwas noch Größerem zu sein. Und ich denke, ich hatte Recht. Wir haben es in die Finals gegen Boston geschafft und es war eine der besten Erfahrungen meiner Karriere, auch wenn wir letztlich den Court als Verlierer verlassen haben. Ich bereue darum diese Entscheidung überhaupt nicht.

SPOX: Sie haben so mehrere Jahre mit Kobe Bryant gespielt, der als verbissen galt und viel von seinen Kollegen forderte. Wie haben Sie ihn erlebt?

Radmanovic: Es stimmt, er hat nicht immer die richtigen Worte gefunden, auch mal den Bogen überspannt, aber ich denke, dass solch großartige Spieler wie er, das Recht dazu haben, sich so zu verhalten. Wir wissen einfach nicht, wenn andere Spieler so gut wie er gewesen wären, wie sie sich dann verhalten hätten. Klar, er hat viele Würfe genommen, aber er hat bewiesen, dass er sie versenken konnte. Also hatte er auch das Recht dazu. Ich mache ihm da keine Vorwürfe. Er ist einer der besten Spieler aller Zeiten und ich habe es genossen neben einem solchen Athleten auf dem Feld zu stehen.

SPOX: Nicht nur auf dem Feld stand neben Ihnen eine echte Legende, sondern auch an der Seitenlinie in Phil Jackson. Wie hat er sich von anderen Coaches abgehoben, unter denen Sie gespielt haben?

Radmanovic: Interessant war, dass wir mit der Triangle ein komplettes anderes Offensivsystem als der Rest der Liga gelaufen sind. Als Trainer ist es aber viel wichtiger ein guter Psychologe zu sein. Phil war ein Meister darin, das Beste aus jedem einzelnen Spieler herauszuholen. Dennoch glaube ich, dass nicht Coaches, sondern die Spieler Meisterschaften gewinnen. Klar ist aber auch, dass der Coach die richtigen Systeme laufen muss, sonst werden gewisse Dinge nicht funktionieren. Du kannst aber auch der beste Coach in der Liga sein, gewinnst aber mit den falschen Spielern keinen Ring.

SPOX: Sie sprachen von den Motivationskünsten von Jackson. Wie hat er aus Ihnen die beste Leistung herausgekitzelt?

Radmanovic: Seine Herangehensweise ist völlig anders. Hin und wieder hat er über Spieler in den Medien gesprochen und uns damit provoziert, noch besser zu werden. Meistens sprach er aber überhaupt nicht mit den Spielern unter vier Augen. Seine Methoden waren unüblich, aber offensichtlich funktionierten sie hervorragend.

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