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Auf der Suche nach dem perfekten Spiel

LeBron James und die Cleveland Cavaliers stehen nun unter Druck
© getty

Die Cleveland Cavaliers haben in Spiel 2 nicht viel falsch gemacht und wurden dennoch vermöbelt. Selbst ein LeBron James in Topform reichte gegen diesen Gegner nicht aus. Und Parallelen zum Vorjahr sollte besser niemand ziehen.

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Auch, wenn es komisch klingt: Es gibt gute Nachrichten bei den Cavaliers. Sogar mehrere: Sie haben deutlich besser gespielt als in Spiel 1. Die Differenz bei den Ballverlusten wurde verkleinert. Die defensive Intensität und die Physis haben - wie von Kevin Love abgekündigt - gepasst. Die eigene Zone war diesmal nicht komplett offen. Besser noch: Bei den Points in the Paint dominierten die Cavs gar mit 60:40. Zur Erinnerung: In Spiel eins war dieses Duell mit 56:30 an die Dubs gegangen.

Eine nicht ganz unerhebliche, schlechte Nachricht gibt es allerdings auch zu verkünden: All das hat nichts gebracht, der Titelverteidiger war nach einer ordentlichen ersten Halbzeit erneut chancenlos und wurde mit 132:113 aus der Oracle Arena gejagt.

Das einzige, was den Cavs noch bleibt, ist wohl die Hoffnung auf den Heimeffekt in den Spielen 3 und 4: "Die Serie geht jetzt mit uns nach Cleveland. Bis dahin müssen wir uns sammeln und dann einen Reboot durchführen", erklärte ein fast schon ratlos wirkender Tyronn Lue auf der Pressekonferenz.

Wer verteidigt KD?

Bleibt die Frage, was die Cavs anders machen können als in Spiel 2, in dem ja zunächst vieles richtig lief (siehe oben). Von LeBron James, der mit 29 Punkten (12/18 FG), 11 Rebounds und 14 Assists sein achtes Finals-Triple-Double auflegte (und damit zusammen mit Magic Johnson Rekordhalter ist), kann man schließlich nicht noch mehr erwarten: Der King spielt bereits an seinem Limit und wirkte in beiden Spielen in der zweiten Halbzeit erschöpft.

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Das hat natürlich viel mit Kevin Durant zu tun, der James im direkten Duell ziemlich zermürbt und halt doch eine andere Hausnummer ist als DeMarre Carroll oder Jae Crowder, gegen die sich James defensiv ausruhen konnte.

Das Problem: Niemand sonst im Cavs-Kader kann es mit KD aufnehmen, auch, wenn es in Spiel 2 immerhin Ansätze gab - und zwar von Iman Shumpert. Der Flügelspieler durfte deutlich länger ran als zum Serienauftakt, da J.R. Smith offensiv mal wieder ein Totalausfall und defensiv - wie zuletzt leider gewohnt - nie wirklich auf der Höhe war.

Shump entlastet den King

Shumpert schaffte es halbwegs, LeBron in der Verteidigung zu entlasten. Gerade in der ersten Halbzeit nervte er KD, indem er ihm eng auf den Füßen stand, ihn vor sich hielt und sich auch durch Screens nicht komplett abschütteln ließ. LeBron wurde derweil gegen Livingston oder Iguodala gestellt, zwei Spieler also, die von draußen nicht unbedingt alle Lichter ausschießen.

In diesen Phasen erlebte die Oracle Arena einen James in Höchstform. Mit seinen unwiderstehlichen Drives tankte er sich zum Ring durch, wo er hochprozentig abschloss oder den freien Mann suchte und fand. Zur Halbzeit stand er bei effizienten 18 Punkten und 10 Assists - und es war nicht so, dass seine Co-Stars nicht abgeliefert hatten. Kevin Love traf seine Würfe, Kyrie Irving hatte immerhin schon 10 Punkte und 3 Assists gesammelt.

Und trotzdem führten die Warriors zum Pausentee mit 3 Punkten. Weil sie auf jeden Cavs-Run eine Antwort hatten, der das Momentum wieder auf die Heimseite brachte. Weil sie neben KD noch einen Stephen Curry hatten, der in MVP-Form spielt. Weil Klay Thompson (22 Punkte, 4/7 Dreier) seinen Shooting Slump wie aus dem Nichts überwunden hat. Und weil Durant mit seiner durch Greens Foulprobleme verursachten Umstellung auf Center endgültig zum Defensiv-Monster mutierte und eine Statline auflegte, die es noch nie gegeben hat.

Wieder das dritte Viertel

Obwohl es also nur 3 Punkte waren, die es in der zweiten Halbzeit aufzuholen gab, wirkten die Cavs auf dem Court nicht gerade zuversichtlich. Vielleicht hatten sie das dritte Viertel aus Spiel 1 im Hinterkopf, in dem die Dubs ihren 8-Punkte-Vorsprung auf 21 Zähler ausbauten. Und tatsächlich geschah diesmal ähnliches: Der Durchgang ging mit 35:24 an die Warriors und das Spiel war entschieden. Dafür war nur ein einziger unbeantworteter Run nötig.

Und LeBron? Der wurde wieder auf KD angesetzt, da Shumpert sein Niveau nicht aufrechterhalten konnte. Er litt an Krämpfen und bekam nach der Partie gar eine Infusion. Für Spiel 3 soll er aber dennoch eine Option für die Starting Five sein, damit James mehr defensive Pausen bekommt - wie in der ersten Halbzeit.

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Im Locker Room nach dem Spiel kam es erstmals vor, dass LeBron etwas flapsig wurde. Auf die - zugegebenermaßen nicht sehr kluge - Frage, ob die Cavs nun ihren Homecourt beschützen müssten, stellte er den Reporter bloß und ließ anschließend noch verlauten, dass er in den Finals nicht mehr für das Pressepodium zur Verfügung stehen würde.

Ist James vielleicht genervt von der Situation? Dass er seinen besten Basketball zeigt und trotzdem keine Chance hat, musste er in seiner Karriere noch nicht oft erleben. Auch dass er mit seinem Ausrutscher gegen KD in Spiel 1 und der Tanzeinlage Currys in Spiel 2 auf der falschen Seite von viral gehenden Highlights zu sehen war, kam in der Vergangenheit nicht so oft vor.

Wo ist die Hilfe?

Daran, dass James in Ohio noch eine Schippe drauflegen kann, sollte aber niemand zweifeln, gibt es doch mittlerweile wohl keinen NBA-Spieler, der mental so stark ist. Er allein wird es aber nicht richten können - so simpel das auch klingt und so oft es bereits heruntergebet wurde. Smith erzielte in Spiel 2 0 Punkte. Deron Williams traf in den ganzen Finals noch keinen Wurf (bei 9 Versuchen), Kyle Korver steht bei 1/6 von Downtown, Kyrie Irving wird von Klay Thompson in Schach gehalten.

Und dann gibt es noch das Dilemma auf der anderen Seite: Machen die Cavs die Zone dicht und verstärken die Helpside gegen Durants Drive, stellt der Gegner mal eben einen Finals-Rekord bei den getroffenen Dreiern auf. Nimmt man ihnen diesen und entblößt die Zone, bedankt sich Durant und liefert einen Dunk nach dem anderen wie in Spiel 1 - eine verzwickte Situation.

Nun könnte man anmerken, dass die Finals 2016 einen ähnlichen Verlauf nahmen. Die ersten beiden Spiele gingen gar noch deutlicher an die Dubs, ehe das historische Comeback eingeläutet wurde. Aber: "So sehr es sich auch anbietet, diesen Vergleich zu ziehen: Sie sind dieses Jahr ein komplett anderes Team", weiß Irving.

Gesucht: Das perfekte Spiel

Was er auch weiß, ist die Tatsache, dass sein Team ein perfektes Spiel braucht, um eine Chance zu haben. Das Forcieren von Turnovern reicht nicht: Die Dubs verloren 20 Mal den Ball und hatten am Ende trotzdem 132 Punkte auf dem Konto. Sie brauchen einen James in Monsterform, der defensiv entlastet wird. Sie brauchen einen Irving, der in den Uncle-Drew-Modus schaltet, wie es in Spiel 4 gegen Boston der Fall war. Sie brauchen Unterstützung von der Bank und von den Rollenspielern - und sie müssen darauf hoffen, dass der Gegner offensiv einen schlechten Tag hat.

Das Blöde daran: All das brauchen sie nun nicht nur einmal, sondern in vier von möglicherweise fünf verbleibenden Spielen, um den Titel gegen dieses Über-Team, das auf alles eine Antwort hat, zu verteidigen.

Man muss in Wahrscheinlichkeitsrechnung nicht besonders gut sein, um zu erkennen, dass es nicht besonders einfach ist, diesbezüglich optimistisch zu sein.

Das Playoff-Bracket im Überblick

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