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Die schlechteste Bank seit Lehman Brothers

Alles ist gut, solange John Wall nicht auf der Bank Platz nimmt...
© getty

Nach zwei Siegen der Boston Celtics sind die Washington Wizards in ihrem ersten Heimspiel unter Druck und können sich keinen Fehltritt mehr erlauben. Die ersten beiden Spiele haben dabei gezeigt, was Washington von einem echten Contender unterscheidet. Spiel 3 läuft in der Nacht von Donnerstag auf Freitag um 2 Uhr auf DAZN.

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Mit zusammengerechnet 22 Punkten Unterschied haben die Celtics die Spiele 1 und 2 gewonnen. Beim zweiten war zwar eine Overtime und eine der legendärsten Leistungen in der langen und ruhmreichen Geschichte der Celtics seitens Isaiah Thomas nötig - diese Verlängerung dominierten die Gastgeber dann jedoch genug, um am Ende doch wieder einen zweistelligen Sieg herauszuspielen.

Bei der Ursachenfindung für die beiden Niederlagen wird Coach Scott Brooks über die Leistungen von Thomas, der in der Serie bisher 43 Punkte pro Spiel aufgelegt hat, nachgedacht haben, sicherlich. Auch über das starke All-Around-Game von Al Horford, der seit Spiel 3 der Bulls-Serie endgültig zeigt, warum die Celtics (und auch die Wizards) ihm einen Maximalvertrag angeboten haben.

Reaktionen zu Thomas: "BAUT IHM EINE KLEINE STATUE!"

Weder "The Mighty IT" (cc: Kobe Bryant) noch Big Al sind jedoch das Hauptproblem für die Wizards in dieser Serie. Der größte Unterschied, der zwischen beiden Teams in diesen Serien bisher besteht, kommt durch Terry Rozier zustande. Beziehungsweise durch das, was der junge Celtics-Guard repräsentiert.

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Gute Teams haben eine Bank

In den Playoffs schrumpfen traditionell die Rotationen aller Teams, es gibt keine Back-to-Backs mehr, die besten Spieler sollen so viel wie möglich auf dem Court stehen. Das ist nichts Neues - aber auch Folgendes ist bekannt: Die besten Teams haben Optionen von der Bank.

Bei den Warriors gehört (unter anderem) Andre Iguodala zu vielen der besten Lineups, die Cavaliers sind häufig dann am gefährlichsten, wenn LeBron James gemeinsam mit drei oder vier Shootern von der Bank auf dem Court steht.

Die Celtics sind qualitativ mindestens eine Stufe unter diesen beiden Contendern anzusiedeln - aber auch sie haben Optionen. Marcus Smart ist häufig Teil des Closing Lineups, Kelly Olynyk ist einer der wichtigsten Scorer, wenn Thomas nicht auf dem Court steht.

Brad Stevens konnte in beiden Spielen gegen Washington Rookie Jaylen Brown im letzten Viertel bringen und dadurch nichts an Qualität verlieren - im Gegenteil. Mit Brown auf dem Court hatten die Celtics in bisher 18 Minuten ein Net-Rating von +55,8. In Crunchtime-Situationen!

Rozier ist der Plus/Minus-König

Die interessantesten Werte in dieser Hinsicht hat bei den Celtics bisher Rozier. 40 Minuten stand der Sophomore auf dem Court, in denen Boston pro 100 Ballbesitze 49,8 Punkte mehr erzielte als Washington. In 61 Minuten ohne ihn erzielte Washington 6 Punkte mehr. Zum Vergleich: Mit Thomas auf dem Court erzielte Boston 8,2 Punkte mehr als Washington, ohne ihn verzeichnete Boston ein Plus von 46,5.

Ist Rozier deswegen besser als Thomas? Ist Thomas schädlich für die Celtics? Selbstverständlich nicht. Wer die On/Off-Court-Zahlen so interpretiert, hat den Sinn dahinter nicht verstanden.

Sie sollten vielmehr Folgendes verdeutlichen: Thomas spielt den Großteil seiner Minuten gegen die besten Lineups der Wizards. Er wird immer gebraucht. Rozier spielt vermehrt gegen die Bankspieler der Wizards. Und in den heißen Phasen wird er gebraucht, wenn er gut drauf ist - sonst gehen die Minuten an Smart, Brown oder wen auch immer. Für diesen Luxus würde Scott Brooks mittlerweile wahrscheinlich seinen rechten Arm opfern.

Die beste Starting Five der Liga?

Das beste 5-Mann-Lineup dieser Playoffs (am Net-Rating gemessen), das wenigstens 50 Minuten zusammen eingesetzt wurde, besteht aus John Wall, Bradley Beal, Otto Porter, Markieff Morris und Marcin Gortat, besser bekannt als der Starting Five der Wizards. In insgesamt 135 Minuten waren sie um 21,3 Punkte besser als der Gegner. In zwei Spielen gegen Boston erreichten sie sogar ein Rating von +42,5 - bei zwei Niederlagen, wohlgemerkt.

Es war vor den Playoffs bereits bekannt, dass die Wizards dünn sind; daran änderten auch die späten Verpflichtungen von Bojan Bogdanovic und Brandon Jennings nichts. Gerade Jennings wirkt momentan teilweise, als hätten ihm die MonStars sein Talent geklaut - seine auffälligste Playoff-Szene ereignete sich, als er auf Roziers Schuh trat, damit dieser ihn nicht wieder anziehen konnte.

Die Verletzung von Ian Mahinmi half der ohnehin schwachen Bank freilich auch nicht. Mittlerweile ist Washington in einer Situation, in der fast jede Minute ohne die Starting Five abgeschenkt wird - gegen Boston haben die Wiz bisher kein Lineup, das mehr als 3 Minuten gespielt hat und ein positives Net-Rating aufweist.

Es reicht schon, wenn ein einziger Spieler fehlt: Das Lineup mit vier Startern plus Kelly Oubre statt Morris etwa wurde mit -26,7 Punkten abgefieselt, mit Bogdanovic statt Oubre waren es -87,5 Punkte Unterschied. Kleine Stichprobe, natürlich - aber nichtsdestotrotz alarmierend.

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Perfektion wird erwartet

Die Starting Five der Wizards ist besser als die der Celtics. Die Zahlen belegen da nur, was man ohnehin sehen kann: Dank Porter, Beal und Morris ist Spacing vorhanden, Gortat und Morris können am Korb aufräumen, Beal ist ein ordentlicher sekundärer Playmaker. Wall ist nach LeBron James derzeit womöglich der beste Spieler des Ostens und spielt herausragende Playoffs. Die Mischung passt.

Das Problem jedoch: Die Wizards-Starter müssen nahezu perfekt spielen, da nahezu jeder Vorsprung, den sie herausholen, von der Bank wieder verzockt werden kann. In Spiel 1 kamen die Celtics nach 0:16-Rückstand zurück, auch weil Morris ausfiel. In Spiel 2 waren sie nicht perfekt genug, trotz aller Ratings: Beal ließ zu viel liegen, Wall gingen am Ende nach zuvor sensationeller Leistung die Körner aus. Dennoch hatten beide Guards am Ende der regulären Spielzeit noch per Jumper die Möglichkeit, den Sieg aus Boston zu entführen. Nur trafen sie eben nicht.

Noch nichts verloren

Verloren ist die Serie deswegen noch nicht für Washington, auch sollte man die Wizards noch nicht abschreiben. In der Regular Season gewannen sie beide Heimspiele gegen die Celtics deutlich. Dass ihr Style auch in den Playoffs funktioniert, weiß man. Dass sie in der Spitze talentierter sind als ihr Gegner, ist ebenfalls ziemlich offensichtlich.

Aber in den Playoffs entscheiden eben oft einzelne Runs oder sogar einzelne Plays über Sieg und Niederlage. Ein angenommenes Offensiv-Foul von Smart, ein Rebound in Traffic von Rozier, ein Dreier von Olynyk, ein Stop von Brown - was auch immer.

Die Celtics können sich zumeist darauf verlassen, dass sie wenigstens einige solcher Plays von ihren Bankspielern bekommen. Die Wizards müssen hoffen, dass abgesehen von Oubre wenigstens ein weiterer Spieler anfängt, etwas Positives beizutragen. Und das lieber früher als später.

Celtics vs. Wizards: Die Serie im Überblick

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