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Der beste LeBron aller Zeiten?

Totale Dominanz - LeBron James in den Eastern Conference Playoffs
© getty

Die Cleveland Cavaliers marschieren bisher unaufhaltsam durch die Playoffs, nur noch zwei Siege fehlen ihnen zur dritten Finals-Teilnahme in Serie. In Spiel 3 (2.30 Uhr im LIVESTREAM auf SPOX) werden die Boston Celtics aber noch einmal alles versuchen, um ihnen die Party zu vermiesen. Welche Storylines sind entscheidend?

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No Thomas, no party: Als wären die ersten beiden Spiele aus Bostons Sicht nicht schon schlimm genug gewesen - nun müssen sie auch noch ohne Isaiah Thomas auskommen. IT hat eine Hüftverletzung erlitten, die es ihm "nicht erlaubt, zu spielen", womit seine herausragende Saison ein unrühmliches Ende gefunden hat. Wer soll jetzt die Kohlen aus dem Feuer holen?

Vermutlich wird Brad Stevens Terry Rozier starten lassen, da Marcus Smart sein vielleicht wichtigster Bankspieler ist. Die Offense dürfte jedoch - noch mehr als bisher - von Al Horford initiiert werden. Der Big Man hat im Schatten des (gerechtfertigten) Thomas-Hypes bisher selbst richtig gute Playoffs gespielt (15,4 Punkte, 7,3 Rebounds, 5,5 Assists, 60,8 Prozent aus dem Feld und 55,8 Prozent von der Dreierlinie), um eine Chance in Spiel 3 zu haben, müsste er nun aber komplett über sich hinauswachsen.

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Eine große Bürde, aber gleichzeitig auch eine große Chance, den Kritikern an seinem Mega-Vertrag endgültig das Maul zu stopfen. Das wird schwer genug: Horford hat in seiner Karriere noch kein Playoff-SPIEL gegen LeBron James gewonnen. Vielleicht ja beim 14. Versuch?

You live by the three: Neben Horford der wohl wichtigste Faktor - die Celtics müssen ihre Dreier treffen! Kein Team in diesen Playoffs ist abhängiger vom Longball. Bei Siegen hat Boston in der Postseason bisher 13,9 Dreier mit 38,9-prozentiger Quote getroffen, bei Niederlagen 11,3 bei nur 33,8-prozentiger Quote.

Damit gewinnt man keinen Blumenstrauß und schon gar kein Auswärtsspiel gegen Playoff-LeBron. Immerhin: Ihre Quote war bei Auswärtsspielen bisher leicht besser. Allerdings fehlt natürlich mit Thomas auch der gefährlichste Shooter in ihrem Team, und, äh... auf geht's, Kelly Olynyk! Wir wissen, was in dir steckt!

Die Zukunft beginnt jetzt: Noch so jemand, der über sich hinauswachsen muss: Jaylen Brown. Der Rookie hat sich seinen Platz in der Rotation erarbeitet und ist auch in den Playoffs bereits ein Faktor gewesen, wenngleich gewisse Rookie-Fehler selbstverständlich trotzdem noch auftreten. Die ersten Spiele gegen Cleveland haben nun wiederum gezeigt, dass Stevens den 20-Jährigen in dieser Serie ganz besonders braucht.

Brown ist der beste Verteidiger gegen LeBron im Boston-Kader, was nicht bedeuten soll, dass er James stoppen könnte - natürlich nicht. Aber mit seiner Mischung aus Athletik, Schnelligkeit und Kraft ist Brown eher als Avery Bradley (zu klein), Horford (zu langsam) oder Jae Crowder (zu klein, zu wenig athletisch) dazu in der Lage, LeBron wenigstens ein bisschen für seine Punkte arbeiten zu lassen, wobei er darauf achten muss, nicht so viele Fouls zu begehen. In Spiel 1 (eine 13-Punkte-Niederlage) hatte er als einziger Celtic mit signifikanter Spielzeit sogar ein positives Plus/Minus-Rating (+4).

Wie gesagt: Das soll nicht bedeuten, dass LeBron deswegen schlecht schlafen wird - in seiner derzeitigen Form könnte James auch gegen das Dreamteam 40 Punkte auflegen. Für Stevens macht es dennoch Sinn, seinem jüngsten Spieler in Spiel 3 noch mehr Minuten zu geben als in Spiel 2 (23:44, VIEL Garbage Time). Es ist ja nicht so, dass man bei einem 0-2-Rückstand gegen den amtierenden Champion ohne seinen besten Spieler noch etwas zu verlieren hätte.

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Brown hat von allen aktuellen Celtics die höchste Upside, das hat ihn zum No.3-Pick gemacht. Die Celtics haben die ganze Saison über versucht, ihn behutsam aufzubauen, und sind damit gut gefahren. Nun ist es für ihn aber an der Zeit, so richtig ins Feuer geworfen zu werden. Vielleicht sogar als Starter, denn schlechter als Amir Johnson oder Gerald Green kann er sich kaum anstellen. Wenn es nicht aufgeht, kann man schließlich immer noch darauf zählen, dass er dadurch wenigstens wichtige Erfahrungen für seine Zukunft sammeln.

Rückkehr des Onkels? Fun Fact: Bevor Kyrie Irving in Spiel 2 acht seiner elf Würfe in Folge unterbrachte, hatte er seit Spiel 2 der ersten Runde kein Spiel mehr mit wenigstens 50-prozentiger Wurfquote beendet. Natürlich, er ist ein Gunner der Kobe-Schule, der in erster Linie schwierige Würfe nimmt, dennoch waren seine teilweise horrenden Quoten dann doch ziemlich kurios, wenn man bedenkt, dass Cleveland in der Zwischenzeit meistens deutlich gewann und ein offensives Feuerwerk nach dem anderen abbrannte.

41,5 Prozent seiner Würfe trifft Irving bisher in den Playoffs, wenn man seine beiden besten Spiele ausklammert, sind es sogar nur 36,9 Prozent. Derzeit reicht das (offensichtlich) für den Osten, aber wohl kaum gegen die Warriors. Wichtiger als alles andere wird für die Cavs in Spiel 3 sein, dass sie ihren Point Guard dauerhaft wieder in einen guten Rhythmus kriegen.

Der beste LeBron: A propos guter Rhythmus: Was James momentan abreißt, ist wirklich kaum noch in Worte zu fassen. Also versuchen wir es mit Zahlen. 34,3 Punkte. 8,5 Rebounds. 7,1 Assists. 2,3 Steals. 1,5 Blocks. 56,9 Prozent aus dem Feld. 45,8 Prozent von der Dreierlinie - besser, als Stephen Curry je war (Regular Season oder Playoffs). 63,4 Prozent effective Field Goal Percentage (Career High). 32 (Alter).

Allen Konventionen gemäß musste James eigentlich langsam etwas von seiner Dominanz einbüßen, davon ist allerdings wenig zu sehen - im Gegenteil. Ob Brad Stevens oder Mike Miller, ob eine Heerschar an amerikanischen Journalisten, immer häufiger fällt die Aussage, dass wir derzeit den besten LeBron James aller Zeiten sehen. Auch die eigentliche GOAT-Diskussion (MJ vs. LeBron) wurde zuletzt öfter wieder aufgegriffen und selbst vom vielleicht meistrespektierten ESPN-Mann Zach Lowe als "legitime Debatte" bezeichnet.

Wie auch immer man zu beiden Debatten steht, man darf sicherlich festhalten, dass James mental nie stärker war. Er ist jedem seiner Gegner gedanklich mehrere Schritte voraus und scheint - von den Freiwürfen abgesehen - keine Schwäche mehr zu haben. Und genau dies strahlt er auch aus. Einen solchen Level von Dominanz und Kontrolle haben in der Geschichte der Liga nur eine Handvoll Spieler erreicht.

Vielleicht sollte man einfach abwarten, sich zurücklehnen und genießen, wie ein absoluter Ausnahmespieler versucht, die Grenzen seines Sports zu sprengen. Ob er es schafft oder vielleicht sogar schon geschafft hat - darüber kann und wird man später ohnehin noch diskutieren.

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