NBA

Das Milchgesicht kann ja werfen!

Die Saison 2016/17 hatte in Sachen individueller Rekorde einiges zu bieten
© getty
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Platz 3: Russell Westbrook, 29. März vs. Orlando

Ok, es ist ja inzwischen Gang und Gäbe, seinen Star-Spieler bei Heimspielen an der Freiwurflinie mit "MVP"-Rufen zu ehren. Doch wenn die Auswärts-Menge einen gegnerischen Spieler feiert, während er das eigene Team gerade in der Verlängerung auseinandernimmt, dann muss er entweder Brian Scalabrine heißen oder etwas Unglaubliches angestellt haben.

Im Falle von Russell Westbrook beim Spiel in Orlando war es Letzteres. Nicht nur, dass die wütende Wuchtbrumme das Triple-Double mit den meisten jemals erzielten Punkten aufs Hartholz knallte - nein, das wäre ja noch nicht genug. Das 38. Triple-Double der Rekord-Saison war ein ganz besonderes.

Die Thunder feierten dank Westbrook ein Mega-Comeback und holten sich den Sieg nachdem sie bereits mit 21 Punkten hinten gelegen hatten. Franchise-Rekord. Zudem sicherte Russ OKC mit seinen 57 Punkten, 13 Rebounds und 11 Assists einen Platz in der Postseason.

Und: Es war natürlich die Nummer Null, die das Spiel mit einem wilden Dreier von der Seitenauslinie kurz hinter der Mittellinie in die Overtime schickte. In der war er übrigens an jedem der 12 Punkte beteiligt. 7 erzielte er selbst, 5 legte er auf. Geht.

Platz 2: James Harden, 31. Dezember vs. New York

"Es war wie bei NBA 2K!" Brandon Jennings, zu diesem Zeitpunkt noch Backup-Einser der New York Knicks, hatte Schwierigkeiten, zwischen Realität und Virtualität zu unterscheiden. Denn was James Harden da gerade gemacht hatte, war nicht von dieser Welt.

Mit 53 Punkten, 16 Rebounds und 17 Assists zog der Bärtige New York die Knickerbockers aus. Es war das erste und einzige 50/15/15-Spiel der Liga-Geschichte. Die 8 Ballverluste sollen nicht unerwähnt bleiben, doch bei einer Usage-Rate von gefühlt 99,5 Prozent, einem neuen Career High in Punkten und getroffenen Dreiern sowie einem eingestellten Bestwert in Assists wollen wir mal nicht so kleinlich sein.

Passend zum neuen Style der Rockets und zum neuen Ansatz von Harden war es Ryan Anderson, der das Spiel mit einem Triple entschied - nach Vorlage von Ihr-wisst-schon-wem. Diesem Typen mit dem Kinnhaar aus dem Video-Spiel.

Platz 1: Russell Westbrook, 9. April vs. Denver

2,9 Sekunden auf der Uhr - da sollte man in der Defense schon auf Russell Westbrook aufpassen. Besonders, wenn man mit zwei Punkten führt und der eigene Playoff-Spot am seidenen Faden hängt. Besonders, wenn besagter Westbrook zuvor das 42. Triple-Double der Saison perfekt gemacht hatte. Besonders wenn er schon 47 Punkte auf dem Konto hat.

Die Nuggets wussten, was die Stunde geschlagen hatte. Nach seinem 10. Assist und der Rekord-Übernahme von Big O hatte Russ das Spiel übernommen und 12 Punkte in Serie erzielt. Während seiner Jagd auf die letzte Vorlage war Denver scheinbar uneinholbar davongezogen - aber nur scheinbar. Denn Westbrook war noch nicht fertig. Und er hatte 2,9 Sekunden.

Denver spielte gute Defense. Sie zwangen Russ weit hinter die Dreierlinie, wo ihn Steven Adams nach einem Einwurf von Kyle Singler fand. Westbrook zögerte keine Sekunde, stieg hoch und schraubte den Wurf aus knapp elf Metern mit dem Buzzer rein. Eiskalt. Als wäre es das Normalste der Welt.

Erst danach zeigte die Maschine wieder menschliche Züge. "Pures Adrenalin, überwältigende Emotionen", kommentierte Westbrook das wilde Spiel: "Von so einem Gamewinner träumt man als Kind. Besonders aus der Distanz und dann auch noch in einer fremden Arena. Das ist etwas, dass ich nie vergessen werde."

Wir auch nicht, Russell. Wir auch nicht.

Außer Konkurrenz: Yogi Ferrell, 4. Februar vs. Portland

Der Auftritt von Yogi Ferrell kommt nicht ganz an die absoluten Top-Leistungen der Saison heran, aber dennoch muss seine Wahnsinns-Performance hier erwähnt werden.

Super-Yogi schweißte den Blazers satte neun Dreier rein, da die Verteidiger die Frechheit besaßen, unter den Screens durchzugehen. Was denken die sich bitte!? Wäre ja nicht so, als wäre Ferrell ungedraftet und nach drei Monaten in der D-League gerade mit einem Zehntagesvertrag in Dallas untergekommen. Ähm, doch. Genau so war es.

Aber so abgezockt, wie der kleine Terrier seine 32 Punkte auflegte, dazu 5 Vorlagen lieferte und das gesamte Mavs-Team samt Dirk Nowitzki in der Crunchtime überstrahlte - das war schon ziemlich großes Kino. Und niemandem schmeckte das Popcorn besser als Mark Cuban.

Nach zwei starken Spielen gegen die Cavs und Spurs erwarf sich Ferrell mit seiner Gala-Show einen Mehrjahresvertrag bei den Mavs und die Chance, sich als Starting Point Guard der Zukunft zu beweisen.

Wenn auch nicht für die gesamte Liga - doch dieses Spiel war das Wichtigste in der Karriere des Yogi Ferrell. Genauer gesagt ermöglicht es ihm diese sogar erst. Und es zeigte auf besondere Art und Weise, dass es für jeden eine Chance gibt. Und man braucht nur eine einzige.

Am Cut gescheitert: Damian Lillards 59 Punkte vs. Utah, Chris Pauls 20/20-Spiel vs. New Orleans, Jimmy Butlers 52 Punkte vs. Charlotte , Nikola Jokics 17/21/12 vs. Golden State und LeBron James' 44/9/10 gegen Charlotte.

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