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Starke Hawks-Rumpftruppe führt Cavs vor

Jose Calderon (r.) vertrat Dennis Schröder als Point Guard der Hawks
© getty

Mike Budenholzer hatte sich vor dem Back-to-Back-Game dazu entschieden, Millsap, Bazemore, Howard und Schröder zu schonen. Was im Vorfeld nach einem klaren Sieg für die Cleveland Cavaliers (51-28) aussah, wurde zu einer Demonstration, wie wichtig die richtige Einstellung sein kann. Mit einem unglaublichen 114:100-Sieg deklassierten die Reservisten der Atlanta Hawks (41-38) den Champion, wodurch die Hawks die Playoffs nun fast sicher haben.

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Dennis Schröder, der sich beim gestrigen Sieg gegen die Boston Celtics leicht den Fuß verdreht hatte, nahm angeschlagen auf der Bank Platz. Dabei wurde der Deutsche Zeuge eines mehr als unerwarteten Erfolgs seines Teams.

Angeführt vom gerade am Ende überragenden Tim Hardaway Jr. (22 Punkte, 9/14 FG) sowie von Ex-Cavalier Mike Dunleavy (20 Punkte, 6/9 FG) boten die dezimierten Hawks Cleveland nicht nur Paroli, sondern führten den Champion vor. Gleich sechs Spieler Atlantas punkteten zweistellig.

Cavs-Coach Tyronn Lue nahm zwei Minuten vor dem Ende, als sein Team bereits mit 20 Punkten zurücklag, seine Starter vom Feld. Dabei hatte gerade LeBron James (27 Punkte, 12/15 FG, 7 Assists, 8 Rebounds) eine couragierte Leistung gezeigt. Dieses Mal blieb die Unterstützung für die Big Three um Kevin Love (15 Punkte, 15 Rebounds) und Kyrie Irving (18 Punkte, 7 Assists) aber gänzlich aus.

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Die Reaktionen:

LeBron James (Cavaliers): "Unser Energielevel war einfach sehr schlecht und ich weiß auch nicht, warum. In letzter Zeit hatten wir uns wieder verbessert, aber heute haben wir einige Schritte zurück gemacht."

Tim Hardaway Jr. (Hawks): "Dieser Sieg heißt gar nichts. Wir werden sie schon am Sonntag wiedersehen. Sie sind ein großartiges Team und werden sich sicherlich revanchieren wollen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Überraschenderweise entschied sich Budenholzer, im Playoffkampf sein Team zu schonen. Der angeschlagene Schröder erhielt ebenso eine Pause wie Howard und die gerade erst wiedergenesenen Millsap und Bazemore. So begannen Calderon, Hardaway Jr., Prince, Ilyasova und Humphries. Bei den Cavs fehlte Tristan Thompson zum zweiten Mal in Folge und wurde von Channing Frye vertreten, der neben Irving, Smith, James und Love startete.

1. Viertel: Kein guter Beginn beider Teams, die ohne Ende aus der Distanz abdrückten, aber nur wenige Dreier trafen. Lediglich Ersatz-Center Frye glänzte mit fünf schnellen Punkten, die restlichen Feldspieler warfen viele Fahrkarten. Mit der Zeit setzten sich die Cavs etwas ab. Nach einem herrlichen Fullcourt-Pass von Love besorgte James per Slam Dunk die Fünf-Punkte-Führung. Die Hawks kamen aber zurück. Dunleavy stellte an der Freiwurflinie am Ende des Viertels auf 21:19 für Atlanta.

2. Viertel: Die Cavs fanden weiter nicht die richtige Einstellung zum Spiel und ließen sich von den Hawks-Reservisten herspielen. Nach einem Dunk von Bembry zum 30:21 und einem 18:4-Run der Hawks nahm Lue die Auszeit. Die zeigte Wirkung. Angeführt von Irving und Love kämpfen sich die Gastgeber dank eines 9:0-Laufs zurück, ehe Love per Eckendreier die Führung zurückholte. Atlanta steckte aber nicht auf und führte zur Pause mit 52:50.

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3. Viertel: Die Cavs zogen die Zügel an. James machte mit zwei starken Layups eine Ansage und die Stars übernahmen offensiv. Nach einem feinen Irving-Pass sorgte James mit einem spektakulären Dunk für die Neun-Punkte-Führung, ehe die Hawks aber in nur einer Minute durch einen 7:0-Run wieder herankamen und drei Minuten vor dem Ende des Viertels durch einen Bembry-Layup in Führung gingen. Die baute Atlantas Bank schließlich vor dem Schlussviertel auf 83:78 aus.

4. Viertel: Über James und Korver glichen die Cavs früh im Viertel wieder aus. Das brachte aber keine Sicherheit, vielmehr kam Atlanta wieder stärker auf, startete einen 18:2-Run, ging durch einen Dreier und einen irren Slam Dunk von Hardaway Jr. sowie einem beidhändigen Dunk von Muscala vier Minuten vor dem Ende mit 103:89 in Führung. Cleveland schien völlig von der Rolle, während die Hawks endgültig heiß gelaufen waren. Zwei Minuten vor dem Ende hämmerte Hardaway den Dreier zum 114:94 (!) rein. Lue reagierte und wechselte seine Starter aus. Am Ende hieß es "nur" noch 114:100 für Atlanta.

Cavs vs. Hawks: Hier geht es zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Tim Hardaway Jr. Lange Zeit agierte der Shooting Guard relativ unauffällig, obwohl er schon zu Beginn die Rolle als Go-to-Guy im dezimierten Hawks-Team inne hatte. Die füllte er am Ende schließlich auch beeindruckend aus. Die Dreier und Dunks des Hawks-Topscorers im Schlussviertel, in dem Hardaway 15 seiner 22 Punkte auflegte, waren einfach unfassbar und zogen Cleveland komplett den Zahn.

Der Flop des Spiels: Die Cavs-Bank. Es ist schwer, einzelne Spieler herauszunehmen, weil die Cavs als Team versagten. Einen großen Anteil daran hatte die indiskutable Leistung von Clevelands Bankspielern, die sich von DeAndre Bembry, Ryan Kelly und Co. defensiv vorführen ließen und vorne keinerlei Unterstützung lieferten. Nicht umsonst gewann die Hawks-Bank das direkte Duell überdeutlich mit 55:21.

Das fiel auf:

  • In der NBA wird weiter über die Pausen für Stars gesprochen und die Hawks traten gänzlich ohne ihre vermeintlich beste Starting Five an. Statt gegen Atlantas Rumpftruppe aber gleich eine Ansage zu machen, fehlte den Gastgebern die Einstellung zum Spiel. Nur selten wurde der Weg zum Korb gesucht, stattdessen eher unmotiviert Dreier geschossen und häufig zu laxe Defense gespielt.
  • Weil der Distanzwurf bis zum Schluss überhaupt nicht fallen wollte (9/36 Dreier), attackierten die Cavs in der zweiten Hälfte deutlich häufiger den Korb. Das gelang auch gerade James und Irving gut. Das Problem: Der Rest des Teams lebt vom Dreier und leistete in dieser Phase keinen hilfreichen Beitrag.
  • Überraschend war vor allem die Dominanz von Atlantas Second Unit, wo Spieler wie Ryan Kelly und DeAndre Bembry, die sonst nur selten zum Zug kommen, alles taten, um auf sich aufmerksam zu machen. Schon zur Pause hatten die Bankspieler der Hawks die der Gastgeber mit 30:6 in den Schatten gestellt. Dabei gab es auch keine klare Hierarchie mehr. Budenholzer ließ eine Zehn-Mann-Rotation spielen, in der kein Spieler mehr als 30, aber auch keiner weniger 20 Minuten sah.
  • Bedenklich war am Ende vor allem die Leistung der Cavs in der Defensive. Help-Defense? Fehlanzeige. Enge Verteidigung am Perimeter? Kaum vorhanden. Ob im Fastbreak oder im Setplay, die Cavs bekamen keinen Zugriff auf die Hawks, kamen stets einen Schritt zu spät und verpassten es schließlich auch, Atlantas Lauf im Schlussviertel mal durch ein Foul oder irgendeine andere Aktion in der Verteidigung zu stoppen. Die Wurfquote von 50,6 Prozent sowie die 16 verwandelten Dreier der Hawks kamen nicht von ungefähr.

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