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"Sacramento braucht einen Exorzismus"

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© spox
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Die Hawks brauchen einen Trade

Alex Schlüter: Im Vergleich zu anderen Franchises, ist das Team der Hawks eigentlich relativ ordentlich zusammengestellt. Das Problem, dass mir in den miesen Wochen mit all den Niederlagen am meisten aufgefallen ist: Sie haben das Spiel nicht so gespielt, wie sie es mit dem Personal, das sie haben, spielen sollten. Mit Horford ist ein intelligenter Big an gegangen, mit Schröder ein - im besten Fall enorm aggressiver Point Guard - in die Starting Five gekommen. Wenn man im Sommer diese Moves macht, dann muss man das Zepter aber auch komplett in Schröders Hände geben. Coach Budenholzer hat die Spielzüge aber so gut wie gar nicht angepasst, Dennis war dadurch viel zu oft ein passiver Ballverteiler. Ich habe das Gefühl, dass sich das jetzt geändert hat. Coach Bud sagt weniger Spielzüge von außen an, lässt Schröder mehr spontan aus dem Pick-and-Roll kreieren. Dennis ist jetzt selbst viel präsenter, was den Hawks enorm gut tun. Daher sehe ich aktuell keinen Druck, einen neuen Spieler zu holen.

Ole Frerks: Die Entwicklung von Schröder ist der Lichtblick in Atlanta, ganz klar. Perfekt ist das natürlich noch nicht, aber ich denke, dass er sich auf einem sehr guten Weg befindet. Abgesehen davon finde ich die Aussichten der Hawks allerdings nicht so rosig. Howard ist nach starkem Saisonstart zwar immer noch solide, aber wieder etwas auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Millsap ist die gewohnte Bank und einer der komplettesten Spieler der Liga. Aber sonst? Korver ist alt, Bazemore meilenweit von seiner Contract-Year-Form entfernt, wahnsinnig viel junges Talent ist im Kader nicht vorhanden. In welche Richtung soll das gehen? Die Hawks sind bei weitem kein Contender, aber auch zu gut für einen Pick, der sie wirklich weiterbringt. Ich würde daher versuchen, den Tradewert von Millsap und vielleicht auch Korver zu testen.

Martin Klotz: Das wäre auch mein Vorschlag. Ein Millsap-Trade würde für mich am meisten Sinn ergeben. Er kann im Sommer aus seinem Vertrag aussteigen und nachdem man schon Horford ohne Gegenwert verloren hat, darf das bei Paule nicht nochmal passieren. Ich überlege gerade, welchem Team Millsap derart helfen könnte, dass sie bereit sind, Atlanta dafür ein vernünftiges Angebot zu machen.

Ole Frerks: Wie wäre es mit Toronto? Jemand wie Millsap könnte das Loch auf der Vier stopfen und der Trade würde die Raptors direkt in Schlagdistanz zu den Cavs bringen. Ein guter Vierer ist alles, was in Kanada fehlt. Auch Korver könnte bei einem Contender mit seinem Shooting immer noch eine wichtige Ergänzung sein. Spontan fallen mir da die Grizzlies ein. Als Trade-Material könnten beide Atlanta mehr bringen als jetzt, da die Hawks auch mit ihnen höchstens gutes Mittelmaß darstellen und sich mitten im Niemandsland befinden. Die teuren Verträge von Howard und Bazemore haben den Hawks natürlich einiges an Manövrier-Spielraum genommen, aber mit ein paar Trades könnte man mittelfristig die richtigen Voraussetzungen schaffen, um das Team sinnvoll(er) um Schröder aufzubauen. In der jetzigen Form jagen die Hawks einfach niemandem Angst ein.

Jonathan Tjarks: Bazemore ist erst 27 Jahre alt, unwahrscheinlich, dass er sein Mojo komplett verloren hat. Wie viele Jahre gute Korver noch hat? Eher weniger. Ich würde noch ein paar Wochen warten, vielleicht bis zur All-Star Break. Ich würde das Team in seiner jetzigen Zusammenstellung noch nicht aufgeben, auch wenn sie - das muss man sagen - in den letzten Wochen wirklich furchtbaren Basketball spielen.

Martin Klotz: Wohl wahr, Jonathan. Wenn man sich schon dafür entscheidet, auf das 1-5 Pick-and-Roll mit Schröder und Howard zu setzen, dann ist das Zauberwort "Spacing". Und davon hatte Atlanta aufgrund der schwachen Shooter einfach Null Komma Null. Das fehlende Ball Movement und das Flügelproblem sind die Uraschen für die Krise, aber da die Hawks weder Bazemore (neuer Vertrag) noch Sefolosha (bester Verteidiger) abgeben können, bleibt außer einem Trade nur eins: Die Jungs müssen einfach performen. Punkt. In den vergangenen Jahren hat Mike Budenholzer die Franchise zu einem Pass-First-Team gemacht, davon ist man mit der Entscheidung pro Schröder abgewichen.

Jonathan Tjarks: Man könnte sagen: Atlanta hat seine Identität verloren. Betrachtet man das große Ganze, war es vielleicht nicht die beste Entscheidung, sich in diese Richtung zu entwickeln. Aber in dem Moment, in dem sich Horford für Boston entschieden hat, hatte Atlanta keine andere Wahl mehr, als Howard zu holen und damit den Spielstil zu verändern. Schröder macht bisher einen Super-Job und sowohl er als auch die anderen Jungs brauchen natürlich Zeit, um sich an das neue Konzept anzupassen. Dennis ist erst 23 Jahre alt und dafür hat er schon eine große Verantwortung. Es macht Hoffnung, dass sein Jumper deutlich besser geworden ist. Aber es hat es als Point Guard, der am besten besetzten Postion in der Liga, nicht einfach. Er muss noch besser darin werden, die Spieler um sich herum besser zu machen. Das ist der Unterscheid zwischen einem durchschnittlichen und einem wirklich guten Spielmacher. Ich bin sehr gespannt, wohin Schröder dieses Team führen kann.

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