NBA

"Heute passiert Trash Talk über Twitter"

Von Interview: Dean Walle
Paul Pierce war 15 Jahre lang einer der Leader der Boston Celtics
© getty
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SPOX: Können Sie einem Spieler wie DeAndre Jordan auch mit seiner Freiwurfschwäche helfen?

Pierce: Ich kann DeAndre Jordan zeigen, wie man ein echter Leader ist und ein Team führt. Und das jeden Tag. Er ist einer unserer Führungspersönlichkeiten. DJ muss in diese Rolle hineinwachsen. Als ich in die Liga kam, wurde ich bereits in meinem zweiten Jahr zum Captain der Boston Celtics gemacht. Ich habe die Leader-Rolle quasi mein ganzes Leben lang inne gehabt. Er ist unser Center, der Anker unserer Defense. Er hat eine laute Stimme und jeder hört ihm zu. Wenn du ein Leader sein möchtest, musst du das jeden Tag bringen und nicht nur manchmal. Ich kann ihm helfen, dieser Leader zu werden.

SPOX: Sie waren definitiv ein Leader - aber auch ein hervorragender Trash Talker. Gibt es einen Spieler, den sie auf dieser Ebene respektieren?

Pierce: Die wirklich großartigen Trash Talker sind ja gar nicht mehr in der Liga. Es ist alles anders. Die Spieler heutzutage reden nicht mehr so viel Trash wie früher. Ich habe noch gegen die besten Trash Talker aller Zeiten gespielt. Michael Jordan! Gary Payton! Charles Barkley! Das war richtiger Old School Trash Talk. Das gibt es jetzt quasi nicht mehr. Heute passiert Trash Talk über Twitter. Der beste Trash Talker heute ist wohl Draymond Green.

SPOX: Sie haben fast 20 Jahre gegen Dirk Nowitzki gespielt. Wie sehen Sie ihn als Spieler und als Competitor?

Pierce: Dirk ist einer der fünf Spieler, die ich mir am liebsten anschaue. Er hat die Power-Forward-Position in der NBA verändert. Sein Wurf. Seine Finesse. Seine Offensiv-Qualitäten. Seine Spielintelligenz. Ich liebe jeden Teil seines Spiels. So ein harter Arbeiter. Seine Einstellung. Was er geschafft hat, ist unglaublich. Ein großartiger Spieler. Wie er die Dallas Mavericks über so eine lange Zeit getragen hat, ist beeindruckend. Er hat die Franchise quasi im Alleingang zur Meisterschaft geführt und den MVP-Titel gewonnen. Er ist einer meiner fünf Lieblingsspieler aller Zeiten.

SPOX: Wie gut sind die neuen Superstars in der NBA verglichen mit den Big Dogs vergangener Tage?

Pierce: Es gibt heute viel mehr Talent in unserer Liga. Die großen Jungs sind wesentlich vielseitiger als früher und schießen Dreier. Dirk hat großen Anteil an dieser Entwicklung. Die jungen Spieler, die jetzt in die NBA kommen, haben ihn in ihrer Jugend beobachtet und spielen deswegen sogar teilweise mehr außen als innen. Zwei Beispiele sind Anthony Davis und Karl Anthony Towns. Diese Jungs können nicht nur werfen, sondern auch Dribbeln und sind extrem variabel. Aber all das liegt hauptsächlich an der Generation meiner Ära.

SPOX: Wie sehr hat sich ihr Standing in der NBA durch den Titelgewinn mit den Boston Celtics verändert?

Pierce: Ich habe mir den Respekt der anderen Spieler hart erarbeitet und verdient. Nicht nur jetzt sondern auch schon in der Vergangenheit. Wir haben in Boston einen Titel gewonnen und das bleibt für immer. Besonders wenn man als Celtic einen Titel gewinnt, vergisst das niemand. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich meine Fußstapfen in der NBA hinterlassen durfte. Und dankbar dafür, dass ich mich einen Champion nennen darf.

SPOX: Sie haben in Ihrer Karriere viele spektakuläre Playoff-Duelle mit anderen Spielern ausgefochten. Welche davon würden Sie besonders hervorheben?

Pierce: Zwei davon werde ich sicher niemals vergessen. Die Schlachten mit LeBron James als er in Cleveland spielte. Und natürlich meine Duelle mit Kobe Bryant. Wir standen zwei Jahre nacheinander gegen die Lakers in den Finals. Einmal habe ich gewonnen, beim zweiten Mal er. Kobe und LeBron sind meiner Meinung nach zwei der besten zehn Spieler aller Zeiten.

SPOX: Jeder dachte, sie würden ihre Karriere bei den Boston Celtics beenden. Wie kam es dazu, dass sie doch in Los Angeles gelandet sind?

Pierce: Das war nicht leicht. Aber ich bin jetzt zu Hause. Hier bin ich aufgewachsen. Alles hat hier angefangen. In Inglewood, etwa zehn Minuten von unserem Trainings-Center entfernt. Ich habe das große Glück, zu Hause, vor den Augen meiner Freunde und meiner Familie meine Karriere beenden zu dürfen. Leute, die mich vom ersten Tag an gesehen und unterstützt haben. Leute, die gesehen haben, wie sich Paul Pierce von einem Jungen zu einem Mann entwickelt hat. Der ein Champion geworden ist. Das ist eine hervorragende Art, um aufzuhören. Aber trotzdem werde ich meine Karriere als Boston Celtic beenden. Selbst wenn es nur für einen Tag sein sollte.

SPOX: Ist das bereits sicher? Hat General Manager Danny Ainge bereits signalisiert, dass er Ihnen diesen Wunsch erfüllen wird?

Pierce: Ich würde sein Angebot auf jeden Fall nicht ausschlagen. (lacht)

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