NBA

Ein Champion als Lieblingsgegner

Von Philipp Jakob
Damian Lillard (l.) legt beim Sieg gegen die Warriors 40 Punkte und 10 Assists auf
© getty

Die Golden State Warriors scheinen "Big Game Dame" schlicht und einfach zu liegen. Nach der rekordträchtigen Monster-Performance von Damian Lillard beim 120:108-Sieg gegen die Dubs schweben die Portland Trail Blazers auf Wolke sieben. Das Selbstbewusstsein für weitere Erfolge ist da. Doch was machen die Warriors?

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Schon Mitte des zweiten Viertel sah man Stephen Curry, wie er auf der Warriors-Bank sitzend die Hände vors Gesicht schlug. Vielleicht ahnte der amtierende MVP, was im Laufe des Abends noch auf sein Team zukommen sollte. Vielleicht machte es ihn verrückt, dass seine Knieverletzung ihn weiterhin vom Spielen abhielt. Oder vielleicht war das einfach nur die ungläubige Reaktion auf die Performance von Damian Lillard.

Wie Curry wurden auch Klay Thompson, Draymond Green und Co. zu Zuschauern der Dame-Show degradiert. Golden State hatte den 40 Punkten und 10 Assists von Lillard wenig entgegenzusetzen. In allerbester Curry-Manier hämmerte der 25-Jährige den Gästen 8 Dreier aus allen Lagen um die Ohren. Das reicht locker für einen Platz in den Geschichtsbüchern.

Noch nie hat ein Spieler in der Franchise-Geschichte der Trail Blazers in einem Playoff-Spiel so oft von Downtown getroffen wie Lillard. Er ist seit Clyde Drexler im Jahre 1992 der erste Trail Blazer, der 40 & 10 in einer Playoff-Partie auflegte. Und: Es ist kein Zufall, dass ihm diese Meilensteine gegen die Golden State Warriors gelangen.

Die Dubs sind Lillards Lieblingsgegner

Der amtierende Champion scheint "Big Game Dame" zu liegen. Immerhin erzielte er in den drei Heimspielen gegen die Dubs in dieser Saison durchschnittlich 43,6 Punkte. "Da gehen einem die Superlative aus", sagte Portland-Coach Terry Stotts über seinen Starspieler. "Er ist ein großartiger Kämpfer. Es stand außer Frage, dass er heute ein klasse Spiel abliefern würde."

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Nicht ganz so erfreut über Lillards Leistung waren verständlicherweise die Warriors. Besonders Klay Thompson, der die meiste Zeit die Bewachung des zweimaligen All-Stars übernahm, schaute auf der Pressekonferenz griesgrämig drein. "Wir müssen sie in der Defense mehr arbeiten lassen", gab der 26-Jährige gleich die Marschroute für Spiel 4 vor. "Heute haben sie im vierten Viertel die Dreier getroffen, die sie im letzten Spiel noch versemmelt hatten. Und das lag daran, dass wir sie in der Defense ausgelaugt hatten."

Warriors-Rollenspieler enttäuschen

Mit Stephen Curry auf dem Court würde das definitiv einfacher werden. Der 28-Jährige nahm zumindest schon mal an einer kleinen Partie zwei-gegen-zwei mit dem Trainerteam teil und fühlte sich gut. Ob ihn Warriors-Coach Steve Kerr für Spiel vier am Montag schon wieder einsetzen wird, bleibt allerdings noch fraglich.

Fakt ist: Golden State könnte den MVP gut gebrauchen.

Die sonst so hochgelobte Tiefe des Kaders machte sich in Spiel drei nicht bezahlt. Keiner der Rollenspieler konnte Akzente setzen, Thompson und Green waren über die kompletten 48 Minuten nahezu allein auf weiter Flur - und dass gegen ein Blazers-Team, bei dem auch Al-Farouq Aminu und C.J. McCollum zusätzlich zum überragend aufgelegten Lillard überzeugten.

"Mein Job war es vor allem, von Beginn an aggressiv zu sein. Meistens folgt mein Team dann meinem Beispiel", erklärte der Point Guard. "Das geht aber über das Scoren hinaus. Das bezieht sich auch darauf, wie fokussiert ich bin." Ganz offensichtlich steckte Lillard seine Teamkameraden mit der richtigen Einstellung an. "Du willst nicht mit 0:3 hinten liegen. Punkt."

Selbstbewusstsein ist vorhanden

Nun haben die Trail Blazers definitiv Blut geleckt und werden damit umso gefährlicher für Golden State. Immerhin hatten sie den amtierenden Champion bereits in Spiel zwei am Rande einer Niederlage. In Spiel drei haben sie bewiesen, dass sie die Warriors auch in den Playoffs besiegen können.

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"Jetzt denken sie, dass sie uns rauswerfen können", meinte Draymond Green. "Wir wissen es aber besser. Ihr dürft einen harten Kampf in Spiel 4 erwarten und wir werden besser sein!" Portland benötigte ein fast perfektes Spiel von Aminu, eine rekordträchtige Nacht von Lillard und ein schwächelndes Warriors-Team, um den Sieg einzufahren.

Das Selbstbewusstsein, eine solche Leistung nochmals abrufen und Golden State erneut schlagen zu können, ist aber dennoch da.

Ob mit oder ohne Curry wird Portland dabei relativ egal sein. Immerhin musste in der laufenden Saison auch schon der MVP höchstpersönlich eine Niederlage im Moda Center in Portland einstecken. Man darf nicht vergessen: Die Trail Blazers sind das einzige Team in der NBA, dass die Golden State Warriors zwei Mal in dieser Saison schlagen konnte. Und wer weiß, was in den kommenden Tagen noch alles passiert ...

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