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Gangs of Big D

Zwischen den Mavs und Thunder ging es in Spiel 3 hoch her
© imago

Die Dallas Mavericks liegen in der Erstrundenserie gegen Oklahoma City mit 1-2 zurück und brauchen dringend einen Sieg. Vor Spiel 4 (So., ab 2 Uhr im LIVESTREAM FOR FREE) rücken die gesundheitlichen und spielerischen Probleme in den Hintergrund, Hauptthema sind die Dirty Plays der Thunder. Kann das den Mavs helfen?

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"Wie heißen Sie nochmal?" Rick Carlisle war auf einmal ganz Ohr. Soeben hatte Berry Tramel, Reporter des Oklahoman ihn nach dem unsauberen Spielstil der Thunder gefragt. "Können Sie noch einmal wiederholen, was Sie gerade gesagt haben?", fragte der Mavs-Coach. Und Tramel wiederholte: "Ich sagte, sie sind spielen schon ganz schön dreckig."

Carlisle war zufrieden. "Ich wollte nur sicher gehen, dass Ihre Aussage auf der Aufnahme ist. Leute, das ist Berry Tramel vom Oklahoman, der das ganze Jahr über die Thunder berichtet. Und selbst er vertritt so eine Meinung." Das Gespräch ging noch einige Minuten weiter. Namen wurden genannt. Steven Adams, Serge Ibaka.

"Jeder im Team spielt ein bisschen dreckig, aber die beiden sind die Anstifter", so Tramel auf eine weitere Nachfrage Carlisles. Geschickt drehte dieser das Interview um, sodass es die Meinung des Journalisten war, die die anderen anwesenden Medienvertreter auf ihren Aufnahmen hatten.

Sowohl Adams als auch Ibaka finden sich laut einer Umfrage der L.A. Times unter Coaches und Spielern unter den Top 5 der dreckigsten Akteure wieder. Auch das berichtete Tramel Carlisle. Der Coach hatte seine Steilvorlage - und sie war perfekt.

"Nichts mit Basketball zu tun"

Eigentlich hat Dallas ganz andere Baustellen. Gesundheitliche beispielsweise. Kann Deron Williams spielen? Und wenn ja, wie viele Minuten? Hat J.J. Barea noch etwas im Tank? Ist das Knie von Dirk Nowitzki abgeschwollen? Und natürlich spielerische. Wie können die Mavs ihr schwaches Outside-Shooting verbessern? Welche Defense funktioniert gegen Russell Westbrook und Kevin Durant?

Doch seit dem Schlusspfiff von Spiel 3 gibt es quasi nur ein Thema: Dirty Plays. Bereits direkt nach dem dritten Spiel hatte er OKC der Unsportlichkeit bezichtigt und seinem Ärger Luft gemacht: "Es gab vier Aktionen, die ich als körperliche Auseinandersetzung einordnen würde, die nichts mit Basketball zu tun hatten."

Eine davon war der Ellenbogenschlag von Kevin Durant ohne ersichtlichen Grund gegen Salah Mejri. Eine völlig überflüssige Aktion des ansonsten eigentlich sehr fairen Durant. "Dafür gibt es in unserem Spiel keinen Platz", so Carlisle. "Sie waren ganz klar die Initiatoren der Eskalation."

Roberson vs. Dirk

Und es gab noch mehr Anstoß zur Kritik. Beispielsweise versuchte Andre Roberson, mit Gewalt durch einen Screen von Nowitzki hindurchzukommen. Man könnte hier durchaus Absicht unterstellen.

Hätte Dallas Spiel 2 verloren, der harte und illegale Screen von Adams, mit dem er Wes Matthews wenige Sekunden vor Spielende zu Boden schickte, wäre sicher auch noch zu einem Thema geworden. Die Liste geht weiter und weiter. Braucht noch jemand eine Erinnerung, dass wir in den Playoffs sind?

Keine Unschuldslämmer

"Wir müssen für ihr physisches Spiel bereit sein, weil sie einige solcher Situationen herbeiführen", sagte Coach Carlisle: "Das ist das Entscheidende." Doch wie immer hat jede Geschichte zwei Seiten. Die Thunder mögen zwar manche Situation provoziert haben, doch die Mavs ließen sich auch zu Reaktionen hinreißen. Sogar Nowitzki.

Der sonst stets bedachte Deutsche hatte Glück, dass er für seinen Tritt nach Robersons Foul nicht unter die Dusche geschickt wurde. Für eine ähnliche Aktion hatte DeJuan Blair in der denkwürdigen Mavs-Serie gegen San Antonio 2014 ein Spiel Sperre erhalten - und seinem Team damit einen Bärendienst erwiesen.

Genauso glücklich durfte sich Raymond Felton schätzen, das Ende des Spiels auf dem Parkett erlebt zu haben. Für seinen amtlichen Schlag mit dem Unterarm in den Bauch von Adams, nachdem ihn dieser mit der Hand im Gesicht getroffen hatte, erhielt er lediglich ein Technisches Foul.

Physisch, aber fair?

Dennoch richtete sich die allgemeine Meinung vor Spiel 4 eher gegen Oklahoma City - und das nicht nur, da Dallas der Underdog ist. Der Tenor: Die Mavs spielen physisch, aber fair. OKC dagegen teilweise dreckig. Berry Tramel ist dafür der beste Beweis. Und das ist unter anderem Carlisles Verdienst.

Der Coach weiß, dass Dallas den Thunder im offenen Feld unterlegen ist. Bei einem Straßenkampf a la "Gangs of New York" könnten die Mavs OKC allerdings auf ihr spielerisch niedrigeres Niveau runterziehen. Die Vorgabe: Einsatz, langsame Pace, den Rhythmus der Thunder brechen.

Unter Beobachtung

Auch die Referees haben sich jedes einzelne Play genau angeschaut. Das negative Image von Adams und Co. könnte Dallas in einem physischen Duell in die Karten spielen. Könnte. Mit ganz viel Konjunktiv.

Denn erstens ist auch das noch lange keine Garantie für einen anderen Ausgang als am Mittwoch, zweitens wird glücklicherweise immer noch Basketball gespielt. Und auf diesem Gebiet haben die Thunder normalerweise die Nase vorn.

Doch mit jeder Nickligkeit, mit jedem körperlichen Kampf um Rebounds oder Loose-Balls steigen Dallas' Chancen auf einen Sieg - wenn auch nur ein kleines bisschen. Und sollte es nicht klappen: Man kann Rick Carlisle und den Mavs definitiv nicht vorwerfen, sie hätten nicht alles versucht.

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