NBA

Die inneren Werte zählen

Von Max Marbeiter
Nach 0:3 verkürzten die Bucks in den Playoffs gegen Chicago noch auf 2:3
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Viel Arbeit für Kidd

Es wartet also einige Arbeit auf Coach Kidd und vor allem Defensive Coordinator Sean Sweeney. Andererseits ist Milwaukees System wohl nicht zu anfällig für Monroes Schwächen. Beim Pick'n'Roll ist der verteidigende Center meist dazu angehalten, nicht höher zu gehen als der Screen. Meist steht er sogar noch etwas tiefer, um den Ballhandler kurz aufzunehmen. Das sollte für Monroe möglich sein.

Ebenso wie das Ausfüllen der Rolle als dritter Mann auf der Strongside. Dorthin, also auf die Seite des Balls, schicken die Bucks sehr gerne einen dritten Verteidiger, der sich am Zonenrand ungefähr zwischen Freiwurflinie und Baseline positioniert. Wird der Ball auf die andere Seite gepasst, muss dieser recovern, einen Gegenspieler aufnehmen.

Monroe sollte es hinbekommen. Auf Dauer jedenfalls. Denn eines ist für Milwaukees Defense essentiell: gegenseitiges Vertrauen. Angesichts all der Rotationen ist es für die Bucks ungemein wichtig, zu wissen, dass der Mitspieler im Rücken bereits mit der Rotation begonnen hat, wenn sie selbst aushelfen.

In dieses System muss sich Monroe einfinden. Er wird sich ein wenig anpassen müssen. Zumal er sich defensiv häufig auf der Fünf, also jener Position, die die Knicks für ihn vorgesehen hatten, auf der er sich selbst allerdings nicht sieht, wiederfinden könnte. Greift Kidd dann auch noch auf ein System mit Jabari Parker auf der Vier zurück, wie er es in Brooklyn bereits mit Paul Pierce tat, käme Monroe mitunter eine Rolle ähnlich der von Andrew Bogut bei den Warriors zu.

Parker und die Schweizer-Armee-Messer

A propos Parker. Ehe sein Kreuzband nachgab, war der ehemalige Dukie vergangene Saison auf bestem Wege, Andrew Wiggins den Titel des Rookie of the Year streitig zu machen. Mangels defensiver Fähigkeiten allerdings größtenteils dank seines bereits in jungen Jahren recht ansehnlichen Offensivspiels.

Nun bleibt sicherlich abzuwarten, inwieweit sich Parker von seiner schweren Verletzung erholt hat, inwieweit sie ihn beeinflussen wird. Von seiner Athletik gelebt hat der Forward allerdings noch nie. Im Grunde bekommen die Bucks neben Monroe also einen zweiten Scorer zurück, an dessen Seite mit Khris Middleton, Michael Carter-Williams und Giannis Antetokounmpo die viel besungene Schweizer-Armee-Messer-Armee steht.

Dank ihrer Länge kommen den Dreien diverse Aufgaben zu. Speziell in der Defense, wo sie nahezu übergangslos verschiedene Positionen verteidigen können. Middleton ist so nicht nur stolzer Besitzer des zehntbesten Real-plus-Minus-Werts der gesamten Associaton, er legte vergangene Saison zudem das beste Defensive Rating aller Bucks auf (95,1 Punkte pro 100 Possessions).

Droht der Umzug?

Allein das macht die Vertragsverlängerung des Flügels (5 Jahre, 70 Millionen) zum Erfolg für die Bucks, dass Middletons Dreier in 40,3 Prozent der Fälle fällt, rundet das positive Gesamtbild ab. Ganz allgemein gilt Milwaukee nämlich nicht als sonderlich gefährliches Team aus der Distanz. Zwar legten die Bucks während der Regular Season die siebtbeste Dreierquote aller Teams auf (36,3 Prozent 3FG), dafür trafen mangels Versuchen (18,3 3PA, Rang 26) pro Spiel nur sechs Teams seltener von Downtown als Milwaukee (6,6 3PM).

Neuzugang Greivis Vasquez wird dort sicherlich ein wenig Abhilfe schaffen, beheben wird er die Schwachstelle jedoch nicht. Ebenso wenig wie Monroe und Parker die schwache Offense (96,4 Offensive Rating, Rang 25) auf ein völlig neues Level heben dürften.

Perfekt ist in Brew City also nicht alles. Zumal Besitzer Peter Feigin am Montag erklärte, dass die Franchise zum Umzug gezwungen werden könnte, sollten nicht die noch aus öffentlichen Geldern benötigten 250 Millionen Dollar für eine Arena aufgetrieben werden.

Derartige Dinge liefen allerdings ohnehin nicht in den Händen von Jason Kidd und seinen Bucks. Die bleiben auf einem sehr guten Weg - und sind mittlerweile sogar irgendwie attraktiv.

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