NBA

"Mavs haben zu viele Schwachstellen"

Von Haruka Gruber, Marc-Oliver Robbers und Max Marbeiter
Die Triangle-Experten diskutieren mit Eddie Sefko von den Dallas Morning News
© getty
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These: Die Hawks sind das beste Team

Marc-Oliver: Nimmt man es wortwörtlich, dann stimmt das sicher. Es ist eine Augenweide, der Mannschaft zuzuschauen. Die Hawks spielen so unfassbar selbstlos und sind daher so unberechenbar, dass es für jedes Team, also wirklich jedes Team, verdammt schwer ist, sie zu schlagen. Kommen wir noch mal kurz auf unsere erste These zurück. Zwischen dem 19. November und dem 3. Februar gab es keine einzige Niederlage gegen den so gefeierten Westen. Dabei standen alle Top-Teams auf dem Spielplan - außer Golden State, aber die mussten dann vier Tage später dran glauben. Das ist schon eine Hausnummer, aber die Frage wird halt sein, ob Atlanta diese Form bis in die Playoffs konservieren kann. Wirkliche Top-Teams zeichnet es nun mal aus, auf dem Punkt genau da zu sein, und dieser Punkt ist noch lange nicht erreicht. Ich bin mir nicht sicher, ob Atlanta schon so weit ist, aber vielleicht ähneln sie auch hier den Spurs und strafen mich mal wieder lügen. Stand jetzt sind sie für mich das beste, weil ausgeglichenste Team - auch besser als Golden State.

Max: Langsam, Olli! Atlanta besitzt die vierteffizienteste Offense und die sechsteffizienteste Defense. Die Assist Ratio ist sogar die höchste der gesamten Liga. Aber genau das ist der Punkt: Auch statistisch gibt es mittlerweile so viele gute Teams, dass es momentan einfach unmöglich ist, das absolut beste herauszupicken. Du willst also wirklich behaupten, dass die Hawks besser sind als Golden State oder Memphis? Puh, ich sicher nicht. Am Ende bringt es ja ohnehin nichts, derartige Titel zu vergeben. In den Playoffs entscheiden bekanntlich die einzelnen Matchups. Da kann ein Team noch so gut sein, nutzt der Gegner die Schwächen effektiv aus, ist Schluss. Ich würde das Ganze deshalb anders formulieren: Die Hawks sind entscheidender Teil einer Revolution. Lange hieß es, dass nur die Spurs spielen können, wie die Spurs nun mal spielen. Atlanta beweist, dass dem nicht so ist. Klar hat Coach Budenholzer unter Pop gelernt, aber nun hat er San Antonios Philosophie einem anderen Team implementiert. Und die Hawks sind ja nur die Spitze. Immer mehr Teams setzen auf Ballmovement, Teambasketball und Variabilität. Die Bucks erreichen damit sogar wohl die Playoffs. Kyle Korver sagte kürzlich, dass ihn das Ganze derzeit ein wenig daran erinnere, wie Tom Thibodeau einst die Defense der gesamten Liga revolutionierte. Das sehe ich ähnlich. Ob die Hawks deshalb auch das beste Team der Liga sind, weiß ich allerdings beim besten Willen nicht.

Haruka: Wenn es darum geht, wer das beste Team der bisherigen Regular Season stellt, dann ist die Antwort nicht ganz klar: Golden State oder eben Atlanta. Aber wenn es darum geht, wer das beste Team der NBA überhaupt ist, dann ist die Antwort deutlich klarer: definitiv nicht Atlanta. Mir imponiert es auch, wie Budenholzer den Spurs-Geist zu den Hawks brachte, ohne die gesamte Mannschaft auszutauschen. Und eine 43-11-Bilanz ist mehr als beeindruckend. Nur: Wir leben gerne im Heute, doch wenn wir nur ein bisschen in die Vergangenheit schauen, gab es so viele Teams, die ähnlich für ihr Teamplay bejubelt wurden und nichts rissen. Alleine letztes Jahr: Portland stand bis Mitte Januar bei 31-9 und es wurde über einen Finals-Run debattiert, dann beendeten sie die Regular Season mit 23-19 und schieden in den Conference Semifinals aus. Indiana genauso: Erst 33-7, dann 32-19 - aber immerhin wurden die Conference Finals erreicht. Und auch 2012/13 gab es die Denver Nuggets und die Memphis Grizzlies, die mit Teamplay in der Regular Season überzeugten - und doch nicht die Finals erreichten. Was ich damit sagen will: Portland, Indiana, Denver und Memphis ähneln sehr den Hawks, was die Kaderstruktur anbelangt. Sehr tief besetzt mit mannschaftsdienlichen Spielern, aber keiner von ihnen wird nach der Karriere in die Hall of Fame berufen werden. Und solange es keinen Gegenbeweis gibt, glaube ich immer noch daran, dass Superstar-Power in den Playoffs unabdingbar ist für den ganz großen Erfolg. Und diesen Superstar besitzt Atlanta nicht. Der Vergleich mit den Spurs passt vom Spielstil her, aber was viele vergessen: Die Spurs haben Tim Duncan, Tony Parker und Manu Ginobili. Die Hawks haben Al Horford, Jeff Teague und Kyle Korver. Bei allem Respekt: Das reicht nicht für die Finals geschweige denn für die Championship.

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Eddie: Ich würde auch nicht so weit gehen und sagen, dass die Hawks das beste Team sind. Das wäre mir zu viel des Guten. Ich sehe die Hawks auch nicht in den Finals, weil ich nicht glaube, dass sie in den Playoffs eine Best-of-seven-Serie gegen die Cavaliers gewinnen können. Aber bitte nicht falsch stehen: Atlanta ist richtig gut. Du stehst nicht bei einer 43-11-Bilanz, wenn du nicht einen überragenden Job machst. Jeff Teague spielt ein überragendes Jahr und Euer deutscher Point Guard Dennis Schröder hat sich stark entwickelt. Ich habe ja live gesehen, wie er hier in Dallas die Mavericks gekillt hat, an dem Abend war er mit Abstand der beste Deutsche auf dem Parkett. Dazu haben sie Kyle Korver, der schlicht und ergreifend der beste Shooter der NBA ist. Und ich war schon immer ein großer Fan von Al Horford. Er ist vom Gesamtpaket her für mich einer der besten Big Men der Liga. Die Hawks gehören in die Konversation über die besten Teams, aber als Nummer eins sehe ich sie wie gesagt nicht.

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