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Ein Floor General für den Titel?

Von Max Marbeiter
Rajon Rondo tauscht das Trikot der Celtics gegen das der Mavericks
© getty
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Welchen Einfluss nimmt Rondo auf das Spiel der Mavs?

Dass die Mavs mit Rajon Rondo auf der Eins anders auftreten werden als mit Jameer Nelson, Devin Harris oder J.J. Barea, dürfte klar sein. Während die Playmaker der Mavs bislang eher dazu da waren, den Ball nach vorne zu bringen, um dann irgendwo auf den offenen Wurf zu warten, dürfte der ehemalige Celtic wesentlich häufiger die Rolle des Creators und Facilitators übernehmen. Das ist Rondos Stärke und dafür wurde er auch geholt.

Natürlich müssen sich beide Seiten da erst einmal anpassen. Die Mavs-Offense verteilt sich eigentlich auf mehrere Schultern, profitiert von Chandler Parsons' Fähigkeiten als Passgeber nach dem Drive und Monta Ellis' Scoring Touch. Gerade letzterer blüht seit seinem Wechsel nach Dallas auf, genießt seine Rolle als primärer Ballhandler im Backcourt.

Mit Rondo an seiner Seite dürfte sich das nun wieder ändern. Rondo dominiert den Ball, sucht aber anders als beispielsweise Steph Curry, mit dem Ellis in Golden State nicht wirklich harmonierte, oder Brandon Jennings nicht den eigenen Abschluss. Dennoch: Sowohl die Mississippi Missile als auch Rondo benötigen den Ball, um effektiv zu sein. Man wird sich also arrangieren müssen. Auch, weil Rondo das Gefühl, einen dominanten Shooting Guard an seiner Seite zu wissen, nicht kennt.

Andererseits besteht die Möglichkeit, sich abzuwechseln, Ellis weiterhin häufig Angriffe initiieren zu lassen und Rondos Stärken in der zweiten Phase zu nutzen - sprich, wenn die Defense bereits kollabiert oder aber ein wenig durcheinander ist. Bekommt er dann den Ball, findet Rondo dank seines hervorragenden Basketball-IQs sicherlich den einen oder anderen offenen Passweg.

Dank seines guten Drives und der Fähigkeit am Ring abzuschließen (57 Prozent FG am Ring) ist das Pick-and-Pop mit Dirk Nowitzki zudem eine Variante, die gegnerische Defenses vor eine unglaublich schwere Aufgabe stellen dürfte. Einerseits muss sie versuchen, Rondos Drive zu verhindern, darf Nowitzki gleichzeitig jedoch nicht offen stehen lassen. Das eröffnet wiederum Möglichkeiten für Tyson Chandler, Monta Ellis oder aber Chandler Parsons.

Allerdings könnte Parsons' Rolle als Facilitator ein wenig kleiner werden. Als Shooter von der Weakside ist Rondo angesichts seiner schwachen Quoten (40,5 Prozent FG, 25 Prozent 3FG) wiederum kaum brauchbar. Rick Carlisle wird also Anpassungen vornehmen müssen. Das benötigt Zeit. Wohl auch deshalb haben die Mavs nicht erst bis zur Trading-Deadline im Februar gewartet, sondern den Deal relativ zeitig durchgezogen.

Zumal eines ganz klar ist: Wer einen Rajon Rondo bekommen kann, holt ihn auch. Speziell wenn die Eins wie im Fall der Mavs eine der größten Schwachstellen im Roster ist. Dallas besaß zwar viele Point Guards, aber eben keinen richtig guten. Nacht für Nacht wurde der Playmaker der Mavs von seinem Gegenüber an die Wand gespielt, das dürfte sich nun ändern. Rondo kann einem Curry, Paul oder Westbrook entgegentreten, sie offensiv wie defensiv fordern.

Zudem werden allein die direkten Matchups den Point Guard zusätzlich motivierten - und ein motivierter Rondo, das zeigt die Vergangenheit, ist ein guter Rondo. Dazu spielte er einst an der Seite dreier, zukünftiger Hall-of-Famer (Garnett, Allen, Pierce), weiß also durchaus, was es bedeutet, nicht erste Option, gleichzeitig aber dennoch effizient zu sein.

Natürlich ist die Situation eine andere, doch Rondo gilt als intelligenter Spieler und wird sich seiner neuen Situation - und vor allem Chance - durchaus bewusst sein. Mit den Mavs besteht nun tatsächlich wieder Möglichkeit auf einen tiefen Playoff-Run.

Schraubt Rondo seine defensive Intensität wieder nach oben, steigen jedoch die Chancen der Mavs. Dann haben die Mavs endlich einen fähigen Verteidiger auf den kleinen Positionen. Gewissermaßen ein Pendant zu Tyson Chandler in der Zone. Und das ist dringend nötig. Schließlich lassen ligaweit lediglich sechs Teams mehr Punkte zu als Dallas (102,7), in Sachen Defensive Efficiency liegt man auf Rang 20.

Das sollte sich mit Rondo ändern. Unter Umständen vermag der Point Guard sogar, die Balance zwischen herausragender Offense und schwächelnder Defense zu verbessern. Und ebendiese Balance unterscheidet ein gutes Basketball-Team von einem sehr guten.

Das Spiel der Mavs dürfte sich mit Rajon Rondo also durchaus verändern, einige Dinge müssen angepasst, einige vielleicht sogar komplett geändert werden. Auch deshalb besteht ein gewisses Risiko. Allerdings ist es das auch wert.

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