NBA

"Butler ist Chicagos Franchise Player"

Von Florian Regelmann, Marc-Oliver Robbers und Max Marbeiter
Dirk, James, Paul und Curry (v.l.n.r.) stehen im Zentrum der neuen Ausgabe der Triangle-Offense
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These: Der Draft-Jahrgang ist eine einzige Enttäuschung

Marbeiter: Wir müssen endlich mal lernen, unsere Erwartungen zurückzuschrauben. Es kann doch nicht sein, dass wir von Teenagern, die größtenteils nur ein Jahr auf dem College verbracht haben, erwarten, dass sie direkt die NBA dominieren. Die LeBrons dieser Welt gibt es nun mal nicht allzu oft. Deshalb enttäuscht mich der Jahrgang bislang auch nicht. Wer an den nackten Zahlen vorbeiblickt, sieht in Jabari Parker beispielsweise schon jetzt einen absolut soliden Spieler, dessen Offensivspiel sehr erwachsen daherkommt, der über eine gesunde Portion Basketball-IQ verfügt und noch dazu ein essentieller Bestandteil eines der Überraschungsteams der ersten Saisonwochen ist. Selbst die Zahlen sind solide. Klingt für mich nicht nach Enttäuschung. Und auch Andrew Wiggins kommt langsam in der NBA an. Klar ist sein Scoring noch zu inkonstant, aber seine Rolle ist nach den Verletzungen von Rubio und Martin auch schneller gewachsen als gedacht. Den großen Superstar haben wir bislang noch nicht gesehen, aber wer weiß, wie sich all die Talente in den kommenden Jahren entwickeln. Zumal mit Smart, Gordon und Randle drei Top-Rookies langfristig ausfallen. Exum und Payton haben ihr Potential bereits bewiesen, die Europäer die Erwartungen sogar ein wenig übertroffen. Oder hätte einer von Euch gedacht, dass Bojan Bogdanovic so schnell eine derart tragende Rolle bei den Nets einnehmen würde? Nikola Mirotic' Leistungen stimmen ebenfalls positiv.

Deveney: Wir sind noch sehr früh in der Saison. Ich würde nicht sagen, dass eine Draft Class nach nur einem Monat bewertet werden sollte. Trotzdem kann man durchaus sagen - und da wirst Du sicherlich auch nicht widersprechen, Max -, dass die Rookies den hohen Erwartungen, die Scouts und Manager an diesen Jahrgang hatten, bislang noch nicht gerecht werden. Das kann sich noch ändern, klar, aber schauen wir uns an, was wir bislang gesehen haben: Es gibt nur zwei Spieler, Andrew Wiggins und Jabari Parker, die ersten beiden Picks des Drafts, die pro Spiel zweistellig scoren. Lassen wir diese beiden außen vor, sind die besten Spieler die Europäer Bojan Bogdanovic und Kostas Papanikolaou. Wo sind all die anderen Lottery Picks? Der Spieler, der in der Lottery-Scoring-Liste den Platz hinter Parker einnimmt, ist Marcus Smart, der nur fünf Spiele gemacht hat und seine 6,8 Punkte mit einer Quote von 30,6 Prozent aus dem Feld erzielt. Und auch wenn sich das nach sehr ineffektivem Scoring anhört, so ist er damit doch in guter Gesellschaft: Jeder First Round Pick 2014 mit Ausnahme von Wiggins, Parker und Shabazz Napier trifft weniger als 40 Prozent aus dem Feld. Es ist noch genügend Zeit, um besser zu werden. Bislang haben sie jedoch enttäuscht.

Robbers: Ganz genau. Für mich ist das alles bislang absolut enttäuschend! Was war das für ein Hype um die Draft Class 2014. Das fing ja schon beim Draft 2013 an, als alle den Jahrgang um MCW und Oladipo als schwach abgetan hatten. Aber ganz ehrlich, die Jungs haben einen viel besseren Eindruck hinterlassen als es aktuell die Kollegen Wiggins, Parker und Co. machen. Ich weiß auch nicht so recht, woran es liegt. Gerade Wiggins und Parker müssten bei ihren Teams eigentlich alle Freiheiten haben, um ihr Spiel aufzuziehen. Sean, ich muss Dir da auch widersprechen. Der Faktor Zeit ist für mich kein Argument. Zeit brauchen alle Rookies jedes Jahr. Doch wer mit so viel Vorschusslorbeeren in die Liga kommt, muss schon mehr zeigen, als das, was da momentan kommt. Überlegt doch mal, wer überhaupt für den Rookie des Jahres in Frage kommt? Ich wüsste da niemanden. Aktuell dürfte man den Award gar nicht vergeben.

Regelmann: Wenn man die Stimmen im Kopf hat von der besten Rookie Class seit langem, Andrew Wiggins als nächstem LeBron und dem ganzen Quatsch, dann könnte man sicher enttäuscht sein. Ich hätte auch erwartet, dass die Stats etwas besser wären und dass ein paar Ausrufezeichen gesetzt werden, aber ich find's ehrlich gesagt grundsätzlich gar nicht mal so enttäuschend. Es zeigt einfach einmal mehr das Problem auf, dass die Rookies nach einem Jahr College viel zu jung in die Liga kommen und so weit weg sind davon, wirkliche tragende Rollen spielen zu können. Ob auch die vielen Verletzungen nur die Folge dessen sind, dass sie körperlich einfach noch nicht bereit für die NBA sind? Keine Ahnung, es scheint auf jeden Fall möglich. Stand jetzt ist ja wohl Jabari Parker der Frontrunner als Rookie of the Year, er kriegt zumindest Ansätze von einer gewissen Konstanz hin, das reicht schon, um herauszustechen. Es ist auf jeden Fall kein Zufall, dass Kostas Papanikolaou und Bojan Bogdanovic, die einige Jahre in Europa Erfahrung gesammelt haben, den besten Eindruck machen. Bogdanovic hat zwar auch große Schwankungen drin und Papanikolaous Trefferquote ist so mies, dass er eigentlich kaum spielen dürfte. Dass er trotzdem ein wichtiger Bestandteil in der Rotation eines Topteams wie den Rockets ist, zeigt, wie weit Papanikolaou im Vergleich zu vielen Rookies ist.

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