NBA

High Noon im Garden

Carmelo Anthony und die Knicks spielen derzeit unter ihren Möglichkeiten
© getty

Der Saisonstart hätte für New York kaum schlechter laufen können. Das Spiel gegen Denver (19 Uhr im LIVE-STREAM FOR FREE) bietet den Knicks jedoch die Möglichkeit, den Kurs zu ändern und die Niederlagenserie hinter sich zu lassen. Auch Denver könnte den Erfolg gut gebrauchen, denn in der Mile High City ist man bisher ebenfalls hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Die Colts der beiden Teams sind geladen - die Historie sorgt für ordentlich Zündstoff.

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Ausgangslage:

Sieben Pleiten in Folge. Sieben! Dass New York eine schwierige Saison vor sich haben würde, war allen Beteiligten klar. Dass es aber so schwer werden würde, hätten wohl die wenigsten im Big Apple gedacht. Selbst gegen Orlando, Detroit und Utah verließen die Knicks das Parkett als Verlierer. Auch wenn die Jazz einen Buzzer Beater von Trey Burke benötigten, um New York zu bezwingen - Niederlage bleibt Niederlage.

Bis sich das Team an die neue Triangle-Offense gewöhnt hat, kann es noch einen Moment dauern. Dennoch stellt sich die Frage, wie viel Zeit Rookie-Coach Fisher bleibt, um die Abteilung Attacke ins Rollen zu bringen. Mit der zweitschlechtesten Bilanz in der Eastern Conference (2-8) ist man aktuell nur besser als Philadelphia und damit in der Eastern Conference zwar noch nicht aus dem Playoff-Rennen, aber definitiv in die falsche Richtung unterwegs.

New York Knicks: Komplizierte Dreiecks-Beziehung

Aber was läuft bei den Knicks schief? Mit nur 39 Rebounds pro Spiel ist New York das viertschlechteste Team an den Brettern. Ein weiteres großes Manko: Es fehlt an Aggressivität. Das drückt sich darin aus, dass Melo und Co. nicht an die Freiwurflinie kommen. Lediglich 15,9 Mal gelingt das momentan pro Spiel - mit Abstand der schlechteste Wert der Liga.

Zum Vergleich: Die Nuggets nehmen pro Spiel 27,3 Freiwürfe, die Kings kommen als Spitzenreiter in dieser Kategorie sogar auf 35,1 Versuche von der Charity Stripe. Das einzig Positive derzeit: Immerhin fällt bei den Knicks der Dreier. 39 Prozent treffen die Knicks von Downtown und gehören damit zur Ligaspitze.

Denver wollte nach dem verletzungsgeplagten letzten Jahr endlich wieder oben angreifen, aber auch der Start in Colorado ist alles andere als zufriedenstellend. Mit einer Bilanz von zwei Siegen und sechs Niederlagen musste Coach Brian Shaw mehr schimpfen als loben, wobei Denver auch nicht die leichtesten Gegner hatte.

Jeweils zweimal mussten die Nuggets gegen Portland und das Überraschungsteam aus Sacramento ran, gegen die Cavaliers zu spielen, ist momentan auch kein Zuckerschlecken. Mit Indiana und Detroit konnten zwei schwache Teams bezwungen werden, lediglich die Pleite gegen OKC war vermeidbar.

Denver Nuggets: Von der Karriereleiter gefallen

Dennoch läuft es noch nicht rund bei Danilo Gallinari und Co. Der Italiener kämpft nach seinem Kreuzbandriss noch mit seinem Rhythmus und auch der Rest des Teams ist noch nicht im Flow: 42,7 Prozent Trefferquote ist zu wenig, eine Dreierquote von 23,8 Prozent unterirdisch.

Da hilft es wenig, dass die Defense auch noch nicht bissig genug ist. Mehr als 108 Punkte ließen die Nuggets pro Spiel bisher zu - nur drei Teams waren schlechter. Der Sieg gegen die Pacers beendete die Serie von sechs Niederlagen und gibt den Jungs aus der Mile High City immerhin ein wenig Auftrieb.

Die Stars der Teams:

Melo, Melo und nochmals Melo. In New York läuft ohne den Power Forward wenig bis gar nichts. 23,5 Punkte erzielt der 30-Jährige pro Spiel - mehr als die zweit- und drittbesten Scorer Iman Shumpert und Amar'e Stoudemire zusammen. Dennoch sind Anthonys Auftritte nur etwas wert, wenn am Ende auch ein Sieg steht. Gegen die Jazz erzielte er 46 Punkte, darunter die letzten 11 Zähler. Gereicht hat es trotzdem nicht. Das Problem: Vom Rest des Teams kommt nicht viel, also hängt es wohl doch wieder an Melo, dessen Form zumindest über jeden Zweifel erhaben ist.

Der Motor in Denver heißt Ty Lawson. Er bestimmt das Tempo, er leitet die Offense. Gegen Portland überzeugte der Point Guard mit 32 Punkten und es scheint, als hätte er seine Knöchelprobleme aus der vergangenen Saison endgültig überwunden. Lawson ist aber längst nicht so dominant wie Melo auf der Gegenseite.

Sechs Nuggets-Spieler haben einen zweistelligen Punkteschnitt, darunter Kenneth Faried. Der Power Forward überrascht derzeit die Liga - und zwar mit seiner eher durchschnittlichen Leistung. Nach dem starken Auftritt bei der WM in Spanien wurde Faried ein großes Jahr vorhergesagt, aber davon ist bisher noch nicht viel zu sehen. 11,5 Punkte und 7,8 Rebounds im Schnitt tragen nicht gerade den Stempel "Breakout-Year".

Was nicht ist, kann ja aber noch werden und vielleicht gibt das ein oder andere gute Defensive-Play gegen Carmelo dem "Manimal" aber auch eine Initialzündung für die Offense. Genug zu tun bekommen wird Faried in der Verteidigung gegen den Knicks-Star definitiv. Eine Konzentration darauf wäre sicherlich auch im Sinne von Brian Shaw.

Das Schlüsselduell:

Sein Verhalten mutet mitunter etwas seltsam an, mit seinen Worten trifft er des öfteren nicht den richtigen Ton, dennoch ist J.R. Smith bei den Knicks nach Melo der potenteste Scorer und damit einer der wichtigsten Spieler. Die Abwesenheit von Iman Shumpert, der höchstwahrscheinlich aufgrund einer Hüftverletzung ausfällt, gibt dem Ex-Nugget die Chance, Coach Fish zu zeigen, dass er auch in der Triangle funktionieren kann und sein eindimensionales Ego-Gezocke hinter sich gelassen hat.

2013 noch als bester sechster Mann der NBA ausgezeichnet, kommt J.R. im neuen System noch nicht wirklich klar und harmoniert mit der Second Unit mehr schlecht als recht. Gegen Orlando gelangen ihm vor wenigen Tagen 19 Punkte - ein kleiner Hoffnungsschimmer. In der Starting Five dürfte Smith mehr offene Würfe bekommen, vielleicht entfesselt das ja wieder den Scorer in ihm.

Sein Gegenspieler: Arron Afflalo. Der Rückkehrer aus Orlando sollte den Nuggets konstantes Shooting bringen, ist aber noch nicht wirklich im neuen alten Team angekommen. "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" könnte die Überschrift der ersten Spiele das Zweiers lauten: Seine Punkte-Ausbeute der letzten sechs Spiele: 16, 2, 0, 18, 4, 17 - alles andere als konstant. Vom Duell auf der Shooting Guard Position wird im Madison Square Garden einiges abhängen.

Geschichte:

Vor knapp acht Jahren sorgte dieses Matchup für eine der dunkelsten Stunden der NBA-Historie - und mittendrin: Carmelo Anthony und J.R. Smith. In einem eigentlich schon entschiedenen Spiel kam es im Madison Square Garden zu einer handgreiflichen Auseinandersetzung, nachdem J.R. Smith - damals noch im Denver-Jersey - von Mardy Collins überhart gefoult worden war.

Anschließend gingen die Spieler aufeinander los, unter anderem Smith und Nate Robinson, die kämpfend in die Fotografen am Spielfeldrand stürzten. Referee Dick Bavetta warf zehn Spieler vom Feld, sieben Akteure wurde später für insgesamt 47 Spiele gesperrt. Die höchste Strafe von 15 Spielen Sperre bekam Melo aufgebrummt, weil er Collins ins Gesicht geschlagen hatte. Das Image des Superstars nahm damals schweren Schaden.

Ironischerweise war es eben dieser Carmelo Anthony, der fünf Jahre später als Heilsbringer in einem Monster-Trade nach New York geholt wurde. Denver machte das beste aus dem Verlust des Franchise-Players und bekam im Gegenzug unter anderem Danilo Gallinari, Wilson Chandler und Timofey Mozgov. Alle drei stehen auch aktuell noch im Nuggets-Roster - Motivation ist daher auf beiden Seiten ohne Frage genügend vorhanden.

Rookies:

Die Neulinge in Denver zeigen bislang vielversprechende Ansätze. Gary Harris stand gegen Indiana nach Rückenproblemen zum ersten Mal in einem NBA-Spiel auf dem Parkett - und machte seine Sache gut. 13 Punkte in 18 Minuten (6/10 FG), dazu 3 Rebounds, 2 Assists und 1 Block standen für den 19. Pick des Drafts am Ende zu Buche.

Center Jusuf Nurkic kommt in seiner ersten Saison knapp 10 Minuten pro Spiel zum Einsatz, in denen er im Schnitt 4,6 Punkte und 4 Rebounds auflegt. Point Guard Erick Green durfte bislang erst in einer Begegnung mitwirken.

Die Rookies in New York konnten bisher kaum Einfluss auf die Ergebnisse nehmen: Cleanthony Early, der 34. Pick des Drafts kommt in 7,7 Minuten Spielzeit auf 2,7 Punkte und 1 Rebound, Travis Wear schaffte es in 8,7 Minuten auf 1,7 Punkte und 1,1 Rebounds.

Stimmen:

Derek Fisher (Coach Knicks): "Sicher, wir müssen einiges besser machen, aber wer den Einsatz und das Engagement der Jungs anzweifelt, der soll sich das letzte Spiel noch einmal ansehen. Wir spielen wie ein Team. Und irgendwann werden wir für diese ersten zehn Spiele belohnt werden."

Carmelo Anthony (Knicks): "Wir kommen einfach nicht ins Rollen. Der Wurf von Burke war wirklich schwer und ich habe hochgeschaut und dachte nur: 'Bitte nicht'! Ich hasse es, zu verlieren."

Ty Lawson (Nuggets): "Der Sieg gegen Indiana war sehr wichtig. Die Niederlagenserie hat uns echt mitgenommen. Aber es ist noch früh in der Saison und wir haben die Chance, die Wende zu schaffen. Das war der richtige Schritt und endlich spielen wir auch gut zusammen."

Prognose:

New York braucht dringend einen Sieg, um die Wogen zu glätten. Der Gegenwind ist für Derek Fisher aber noch nicht wirklich spürbar, da Phil Jackson die Hand über seinen Schützling hält. Dennoch weiß bei den Knicks jeder, was die Stunde geschlagen hat und an Motivation fehlt es nicht.

Ohne Iman Shumpert wird es allerdings schwer, Denver Paroli zu bieten. Die Nuggets kommen langsam besser in Fahrt und werden den Sieg aus dem Madison Square Garden entführen und - im Gegensatz zu den Knicks - ihre Wende einleiten.

Der Spielplan im Überblick

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