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NBA-Legendenserie - Gary Payton: Die Stimme in Deinem Kopf

Von Jan Zesewitz
Gary Payton lieferte sich unter anderem mit Michael Jordan einige packende Duelle.
© imago images / Camera 4
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Das Missverständnis bei den Lakers

Mit den Sonics geht es nach dem Höhepunkt 1996 schrittweise bergab. In die Finals kommen sie nicht mehr, 1998 überwirft sich Karl mit dem Management und muss gehen. Bereits im Jahr zuvor wurde Kemp zu den Cavaliers getradet und weder er noch die Sonics wurden je wieder zu dem, was sie mal waren.

Der Umbruch trifft schließlich auch Payton. Zur Trade Deadline 2003 - nach Jahren der Mittelmäßigkeit in Seattle, wird er im Tausch für Ray Allen zu den Bucks getradet. Dort hält er es jedoch nur ein halbes Jahr aus. Nach einem weiteren Erstrunden-Aus will Payton nochmal nach einem Ring greifen.

Der Griff geht ins Leere, dabei war der Champagner schon im Herbst kaltgestellt worden. Die Lakers mit Shaquille O'Neal und Kobe Bryant. Karl Malone kommt aus Utah, mit Phil Jackson coacht ein neunfacher NBA-Champion und Payton startet als Point Guard. Ein All-Star-Team hat sich zusammengetan.

Der Ausgang ist bekannt. Shaq und Kobe zanken sich durch die Saison, Malone ist nicht mehr die Naturgewalt aus Utah-Tagen, Payton kommt mit der Triangle Offense von Jackson nicht klar. Zwar legt er mit 35 Jahren noch knapp 15 Punkte und 5,5 Assists auf, doch die Lakers scheitern mit ihrem Über-Team in den Finals klar an den Detroit Pistons um Chauncey Billups und Ben Wallace, dem kompletten Gegenentwurf zu Los Angeles.

Gary Payton: Ringjagd bis zur Erlösung

In der Folgesaison spielt er für ein durchschnittliches Celtics-Team, nachdem er zusammen mit Rick Fox für Chris Mihm, Jumaine Jones und Chucky Atkins dorthin verschifft wurde. Auch dort startet er alle Spiele, trotz seines inzwischen hohen Alters. Ein weiteres Merkmal seiner Karriere: Ausdauer und Beständigkeit.

Nach Malone spielte er in den 90ern die meisten Minuten und verpasste bis zu seiner letzten Saison nur sechs Spiele wegen Verletzungen oder Schonung. 2005 wagt er einen letzten Versuch. Gemeinsam mit Celtic-Kumpel Antoine Walker geht er zu den Miami Heat um Dwyane Wade und Shaquille O'Neal.

Er ist dort zwar nur noch Rollenspieler und Sixth Man, in den Playoffs ist seine Erfahrung jedoch gefragt. Payton startet und trifft einen wichtigen Wurf 29 Sekunden vor dem Ende von Spiel 5, der die Heat mit 3-2 gegen die Dallas Mavericks in Führung bringt. Payton gewinnt endlich seine Championship.

Gary Payton - unbequem?

Mit 38 Jahren hängt er die Sneakers an den Nagel. Seine Persönlichkeit bleibt in Erinnerung. Als Trash-Talker war er in der Liga gefürchtet, sein Selbstbewusstsein von Beginn an enorm. Ein Beispiel: Seine Söhne heißen Gary Payton Jr. und Gary Payton II. Jeder weitere Kommentar überflüssig.

Neunmal wurde er ins All-Defensive First Team gewählt, er gilt als der beste Verteidiger aller Zeiten auf der Point-Guard-Position. Kevin Johnson, selbst kein schlechter Verteidiger, beschreibt es so: "Maurice Cheeks und Derek Harper waren Jungs mit schnellen Händen. Die hatte Gary auch. Er ist aber noch dazu hervorragend im Eins-gegen-Eins und ein großartiger Team-Verteidiger. Gary vereint alle drei Komponenten. Das ist sehr selten."

In der Offensive war Payton kein überragender Schütze, aber deutlich physischer als die meisten seiner Gegenspieler. Mit 1,92 Metern recht groß gewachsen, konnte er seinen Verteidiger im Post bearbeiten und zudem stark zum Korb ziehen. Sein Auge für den Mitspieler, insbesondere für Kemp, war herausragend, was sein Karriereschnitt von 6,7 Assists beweist.

Gary Payton - Mentor und Wohltäter?

Aufgrund seiner eigenen Physis und Spielweise passt ihm die heutige NBA nicht. Wieder mal kommen streitbare Aussagen aus seinem Mund: "Im Grunde genommen läuft in der heutigen NBA alles falsch." Die Regeln begünstigen die Offensive, es gibt keine Defensive mehr, nur noch Run and Gun.

Das mag etwas oberflächlich wirken, doch Payton schert sich nicht darum, was andere dazu denken. Seine persönliche "All-Time-Top-5" kommt ohne Michael Jordan aus. Stattdessen nennt er Bill Russell, Kareem Abdul-Jabbar, Magic Johnson, Wilt Chamberlain und Julius Erving.

Und doch ist das Bild des ewigen Grantlers nur die halbe Wahrheit über Payton. 2013 wird er in die Hall of Fame aufgenommen, seine Rede zeichnet ein selbstironisches, humorvolles Bild vom Glove. In diversen Filmen nahm er sich in der Vergangenheit selbst auf die Schippe.

In späteren Jahren gibt er den Mentor, insbesondere bei den Heat. Für Shaq und Wade war er ein erklärter Lieblings-Mitspieler. Und Payton setzt sich für die Dinge ein, die ihm wichtig sind. Basketball in Seattle zum Beispiel.

Payton will, dass es wieder eine Franchise am Ort des Großteils seiner NBA-Karriere gibt. Dafür ist er in Dokumentationen zu sehen und äußert diesen Wunsch bei allen erdenklichen öffentlichen Auftritten. In klassischer Payton-Manier lehnt er es ab, dass sein Trikot in Oklahoma City unters Hallendach gehängt wird. Es soll in Seattle bleiben.

Die NBA-Statistiken von Gary Payton

ZeitraumTeamSpielePunkteFG%ReboundsAssistsSteals
90-03SuperSonics99918,246,94,27,42,1
03Bucks2819,646,63,17,41,4
03/04Lakers8214,647,14,25,51,2
04/05Celtics7711,346,83,16,11,1
05-07Heat1496,6412,43,10,8
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