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Es kann nur besser werden

Stan van Gundy (M.) soll die Pistons wieder zurück an die Spitze führen
© getty
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Der neue starke Mann

Es war ein Mittwoch im Frühling 2014. Der 14. Mai, um genau zu sein. Mit Stolz gab man in Detroit die Verpflichtung von Stan van Gundy als Head Coach und President of Basketball Operations bekannt - die wichtigste Personalentscheidung der Offseason.

Ein wirklich guter Move, der Detroit in den nächsten fünf Jahren zwar 35. Mio. Dollar kostet, aber nur das Portemonnaie von Besitzer Tom Gores belastet, da die Gehälter der Coaches bekanntlich nicht für den Salary Cap relevant sind. Nach 14 Jahren wurde zudem der Vertrag mit GM Joe Dumars nicht verlängert. An seine Stelle tritt Jeff Bower, der von 2001 bis 2003 und von 2005 bis 2010 die Geschicke in New Orleans leitete.

Zwar ist SVG eine der exklusiveren Persönlichkeiten des Coaching Business, aber ein wenig Extravaganz steht den Jungs aus Motor City gut zu Gesicht. Vielleicht auch dann, wenn man für Free Agents attraktiver werden will. Zudem bringt van Gundy gute Referenzen mit: In Miami und Orlando gewann er knapp zwei Drittel seiner Spiele als Coach.

Vermutlich auch nicht geschadet haben wird die Tatsache, dass SVG bereits mit Dwight Howard und Shaquille O'Neal gearbeitet hat - schließlich erhofft man sich von Andre Drummond eine ähnliche Entwicklung.

Ein Talent für die Zukunft

Als eine der ersten Amtshandlungen wählte van Gundy im Draft Combo-Guard Spencer Dinwiddie an 38. Stelle. Eine Entscheidung für die Zukunft, denn der 21-Jährige riss sich im Januar das Kreuzband und wird mindestens den ersten Teil der Saison verpassen. So fiel Dinwiddie bis in die zweite Runde und könnte sich als Steal entpuppen - auch wenn Detroit vielleicht noch ein ganzes Jahr auf ihn warten muss.

Einige Deals der Offseason erwecken den Anschein, als bereiteten sich die Pistons bereits auf einen Umstrukturierung des Frontcourts respektive auf einen baldigen Abschied von Greg Monroe vor. Nach den Verpflichtungen von Caron Butler und Cartier Martin sitzen nun zusammen mit Kyle Singler und Luigi Datome vier nominelle Small Forwards hinter Smith auf der Bank.

J-Smoove hat im Sommer zudem noch einmal an Muskelmasse zugelegt, um mehr Minuten als Power Forward zu bekommen. "Ich bin bereit, jede Position zu spielen, die von mir verlangt wird", sagte er im Wissen um die Experimentierfreudigkeit van Gundys. Zudem wurde als Backup-Center Aaron Gray verpflichtet, der zuletzt bei den Sacramento Kings spielte.

Neuzugänge für das System

Abgesehen von der Situation im Frontcourt, die van Gundy von seinen Vorgängern geerbt hat, machte der neue starke Mann in seinen ersten Monaten einen soliden Job. Der Abgang von Rodney Stuckey zu den Indiana Pacers wurde mit der Verpflichtung von Jodie Meeks kompensiert, die durchaus als Upgrade betrachtet werden kann. Mit dem aufstrebenden Sophomore Kentavious Caldwell-Pope wird sich Meeks einen gesunden Konkurrenzkampf um den Job als Starting Shooting Guard liefern.

Bei den Los Angeles Lakers beeindruckte Meeks vergangene Saison vor allem mit seiner Treffsicherheit von Downtown (40,1 Prozent). Auf eine identische Quote kam D.J. Augustin bei den Chicago Bulls - auch er wird in dieser Saison das Pistons-Jersey tragen und hinter Brandon Jennings den Backup-Point-Guard geben. Beide Neuzugänge passen perfekt in das System von van Gundy, der auf gute Schützen und Präsenz in der Zone setzt.

Einzig die Tatsache, dass Meeks in den kommenden drei Jahren 20 Mio. Dollar und damit in diesem Jahr mehr als Monroe verdienen wird, ist für die Hackordnung im Team nicht optimal. Da in dieser Free Agency-Periode aber einige Franchises verhältnismäßig viel Geld in die Hand nehmen mussten um ihre Problemzonen zu beseitigen, ist die Summe wenigstens halbwegs zu akzeptieren.

Abschied von Mr. Big Shot

Die Feuerkraft von draußen wird in Detroit jedenfalls dringend benötigt. Vergangene Saison verwandelten die Pistons lediglich 32,1 Prozent ihrer Dreier und lagen damit auf Rang 29 aller NBA-Teams. Zumindest in dieser Hinsicht ist das Karriereende von Chauncey Billups keine allzu schlechte Nachricht. Der war nämlich längst nicht mehr so treffsicher wie zu seinen besten Zeiten (30,4 Prozent FG, 29,2 Prozent 3FG vergangene Saison) und plagte sich dazu immer wieder mit Verletzungen herum. Die Team Option für die kommende Saison nicht zu ziehen war deshalb aus sportlicher Sicht insgesamt die richtige Entscheidung.

Darüber hinaus wiegt der Abgang von "Mr. Big Shot" allerdings schwer. Er war einer dieser Locker-Room-Guys, die jedes Team braucht. Durch seine langjährige Erfahrung konnte er den jungen Spielern wertvolle Tipps geben, die Championship-Aura machte ihn für viele zudem zum Vorbild. Vielleicht bleibt der fünffache All-Star den Pistons in anderer Funktion erhalten: Im Front Office könnte er als Bindeglied zwischen erfolgreicher Vergangenheit und Zukunft fungieren.

Ein Mittwoch im Herbst 2014. Der 29. Oktober, um genau zu sein. Die Pistons eröffnen die Saison gegen die Denver Nuggets. Bald soll im Palace of Auburn Hills wieder ein Contender zu Hause sein. Die Entwicklung wird mit Sicherheit noch dauern, auch aufgrund der ungewissen Zukunft von Monroe. Aber der erste Schritt ist gemacht. Eine ausgeglichene Bilanz ist das Etappenziel, frei nach dem Motto: Es kann nur besser werden.

Seite 1: Die Causa Monroe

Seite 2: Neuausrichtung und ein schmerzvoller Abschied

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