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Small Ball rettet Pacers

Von Philipp Dornhegge
David West und Paul George waren die besten Spieler der Indiana Pacers
© getty

Die Indiana Pacers haben ein sensationelles Erstrundenaus vorerst abgewendet und das Must-Win-Game 7 gewonnen. Bei den Atlanta Hawks siegte die Nummer eins des Ostens mit 95:88 (BOXSCORE). Dennis Schröder kam auf Seiten der Hawks nicht zum Einsatz.

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In Spiel sechs stellten die Pacers früh taktisch um und passten sich dem kleinen Lineup der Hawks an. Roy Hibbert spielte nur zwölf Minuten, mit Ian Mahinmi oder ganz ohne Center war der Gast viel besser im Spiel und diktierte lange Zeit das Geschehen.

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Sowohl offensiv als auch defensiv machte Indiana einen viel besseren Eindruck als über weite Strecken der Serie, Mitte des dritten Viertels lag man mit neun Punkten vorn. Doch Atlanta schlug zurück: Zur Viertelpause hatte der Gastgeber nicht nur ausgeglichen, sondern war dank dem hervorragend aufgelegten Jeff Teague (29 Punkte) sogar in Führung gegangen.

Mit dem frühen Ausscheiden vor Augen hatte Indiana aber noch eine Antwort parat: Der Gast legte defensiv noch mal einen Zahn zu und ließ sich in der Crunchtime auch vom Rückstand nicht aus der Ruhe bringen.

Paul George (24 Punkte, 8 Rebounds) führte sein Team an, David West (28 Punkte, 11 Rebounds, 6 Assists) sorgte in der Crunchtime für die wichtigen Punkte. Mit einem 16:4-Lauf in den letzten Minuten schnappte sich Indiana noch den Sieg. Spiel sieben findet am Samstagabend in Indianapolis statt.

Die Reaktionen:

David West (Pacers): "Zu diesem Zeitpunkt der Saison geht es nur noch darum, als Gruppe zusammenzuhalten. Wir bleiben positiv und hoffen, in Spiel sieben unsere beste Leistung abzurufen. Wir haben die ganze Saison darum gekämpft, solche siebte Spiele in unserer Halle austragen zu können."

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Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Bei beiden Mannschaften hat sich in Sachen Lineup nichts getan. Die Hawks starten erneut mit Teague, Korver, Carroll, Millsap und Antic. Die Pacers schicken zunächst Hill, Stephenson, George, West und Hibbert auf den Court.

4.: Die Pacers mit einem statischen Angriff, der fünf Sekunden vor Ende der Shot Clock einen Einwurf einbringt. Indiana schmeißt die Kugel in den Backcourt, aber da ist niemand. West versucht, sich den Ball wiederzuholen, doch Teague ist schneller und geht zum leichten Layup auf und davon. 5:5, wackliger Beginn auf beiden Seiten.

8.: Nach fünf Minuten ohne Field Goal und einem 0:12-Lauf trifft George einen Runner von der linken Seite. Indiana tut sich enorm schwer, seine Angriffe vernünftig zu Ende zu bringen. 15:7 Hawks.

12.: Aha! Die Pacers verkleinern sich, bringen nach Hibberts zweitem Foul Copeland. Und schon läuft es: Watson (zwei Jumper) und Copeland (Dreier) bringen Indiana kurz vor Viertelende auf 20:22 heran.

17.: Wieder ein langer Rebound nach einem Hawks-Dreier, aber Watson hat aufgepasst. Der Pacers-Spielmacher ist vor Korver am Ball, wird vom Scharfschützen angerempelt und zieht dessen drittes Foul. Für das Spacing der Gastgeber ist die erzwungene Pause Korvers kein gutes Zeichen. Indiana erhöht dank Stephenson sofort auf 32:28.

24.: Rudelbildung kurz vor der Halbzeit! Hill und Scott geraten unter dem Korb der Pacers aneinander, beide fummeln im Gesicht des Gegenübers herum. Die logische Konsequenz: Double Technical. Zum Glück gibt's keine Disqualifikation. Hill versemmelt kurz darauf zunächst zwei Freiwürfe, zeigt mit einem Buzzerbeater-Dreier zum 44:39 der Pacers dann aber die perfekte Reaktion.

29.: Es hagelt hier derzeit offensive Fouls und technische nach illegaler Defense. George zieht mit überragender Fußarbeit ein weiteres Foul von Millsap an der Mittellinie, der folgende Angriff beschert den Pacers West-Punkte zum 53:48.

33.: Oh my!!! Teague mit einem feinen Bodenpass auf den zum Korb schneidenden Scott. Der Power Forward ist eher ein Jump Shooter, zeigt jetzt aber mal seine Athletik. Scott springt über Mahinmi und stopft. Top-10-Material, gar keine Frage. Die Fans toben, nur noch 59:54 Pacers.

43.: Die Hawks liegen noch in Front, aber Indiana ist jetzt wieder dran - nachdem es zum Ende des dritten Viertels ein bisschen nach Kollaps roch. Und dann ist es passiert: Hills Mini-Hook sorgt wieder für die Gäste-Führung, 77:76.

48.: Das Spiel stehe auf Messers Schneide, Atlanta beim Einwurf. Die Hawks mit Problemen, der Angriff endet mit einem Steal von George! Der All-Star geht an die Linie und sorgt mit zwei Freiwürfen für die Vorentscheidung. 89:85, noch 33 Sekunden zu spielen.

Atlanta Hawks vs Indiana Pacers: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Paul George. Wenn man einem Spieler der Pacers in dieser Serie überhaupt keinen Vorwurf machen kann, dann All-Star George. Der Small Forward spielt bärenstarke Playoffs und kommt im Schnitt auf 22,8 Punkte, 10,7 Rebounds, 4,8 Assists und 2,5 Steals - MVP-Zahlen.

Ausgerechnet sein viertes Foul Mitte des dritten Viertels unterstrich außerdem den Wert für die Defense. Plötzlich konnte niemand mehr Jeff Teague kontrollieren, die Hawks drehten innerhalb weniger Minuten einen Neun-Punkte-Rückstand in eine 67:64-Führung um. Georges Rückkehr im letzten Viertel brachte die Nummer eins des Ostens dann endgültig auf Kurs.

Außerdem beeindruckend: David West und seine Clutchness.

Der Flop des Spiels: Pero Antic. Die theoretische Gefahr des Mazedoniers von der Dreierlinie ist zwar wichtig für das Spacing der Hawks, dennoch spielt der Big Man eine insgesamt schwache Serie. Antic hatte vor Spiel sechs lediglich 20 Prozent aus dem Feld geschossen, diesmal traf er erneut nur einen seiner sieben Würfe.

Zudem eröffnete er allerlei Nebenkriegsschauplätze: Er beschwerte sich vehement über ein vermeintlich absichtlich gestelltes Bein von Stephenson, ging zwei Mal bei Pacers-Layups flagrant-foul-würdig dazwischen (es gab jeweils keins) und kassierte ein technisches Foul, als er sich beim Rebound selbst gefoult wähnte.

Das fiel auf:

  • Der distanzwurfstarke Pero Antic hat die Pacers die ganze Serie über vor taktische Probleme gestellt, insbesondere dann, wenn Roy Hibbert als Gegenspieler auf dem Court stand und vom Korb weggezogen wurde. In Spiel sechs spielte Hibbert zu Beginn gegen Paul Millsap (16 Punkte, 18 Rebounds), doch auch dieses Matchup kam dem langen Center nicht unbedingt zugute. Alle fünf Spieler der Gastgeber hielten sich bevorzugt außen auf, Hibbert am liebsten in der Zone. Dafür, dass Hibbert allerdings in der Offense keinen einzigen Ball sah, gibt es allerdings keine Entschuldigung. Da wäre auch Pacers-Coach Frank Vogel gefragt gewesen. In der zweiten Hälfte startete Ian Mahinmi, Hibbert bekam lediglich noch fünf weitere Minuten.
  • Obwohl die Hawks praktisch ohne Center spielen - Sechs-Minuten-Mann Elton Brand ist noch am ehesten ein klassischer Low-Post-Spieler -, hielten die Hawks bei den Rebounds super mit (44:47) und konnten sich auch am offensiven Brett immer wieder zusätzliche Angriffe sichern (11). Die Hawks werfen viele Dreier - und lange Würfe resultieren immer wieder in langen Rebounds.
  • Die Philips Arena ist in Sachen Stimmung regelmäßig eine Enttäuschung. Obwohl die Hawks mit sieben Playoff-Teilnahmen in Folge den zweitlängsten Run der Liga haben (Spurs: 17), kann die Mittelmäßigkeit der Hawks in Atlanta kaum noch jemanden aus den Sitzen reißen. Das Elimination Game gegen die Pacers war allerdings eine willkommene Ausnahme. Mit der möglichen Sensation vor Augen war die Halle frühzeitig voll, die Fans zeigten sich ungewöhnlich lautstark. Eins der wenigen Spiele, in denen Atlanta tatsächlich einen echten Heimvorteil genoss. Bitter nur, dass es nicht zum Sieg reichte.
  • Mit dem kleineren Lineup gelang es den Pacers endlich, die Dreier des Gegners besser zu verteidigen. Atlanta nahm zwar 35 Würfe von Downtown, allerdings kamen sehr viele davon nicht aus dem Rhythmus eines flüssigen Angriffs. Stattdessen waren etliche eng bedrängt, andere aus Zeitnot erzwungen. Die Quote von 25,7 Prozent dürfte Indiana-Coach Frank Vogel gefallen, der sich endlich dem öffentlichen Druck ergab und Hibbert nur noch sporadisch einsetzte. Sollte Indy weiterkommen, würde die Rolle des Centers gegen Washington freilich sofort wieder ungleich größer werden.
  • Im "Theater" um Hibbert ging etwas unter, dass der bislang so starke Luis Scola lediglich ein paar Sekunden spielte und Evan Turner gar nicht. Warum, das klärte sich nicht auf.

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