NBA

Nowitzki im Tief?

Von Tilman Rakers
Dirk Nowitzki ist den Playoffs bislang noch von seiner Bestform entfernt
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Uptempo mit Golden State und L.A.

In der vierten Serie im Westen stand Tempo im Vordergrund: mit einem Pace Factor von 99,4 Possessions war die Serie zwischen den Golden State Warriors und den Los Angeles Clippers mit Abstand die schnellste Serie (Rockets-Blazers ist Nummer zwei mit einer Pace von 95,9).

Wie auch bei der Serie Rockets-Blazers liegt das Hauptaugenmerk beider Mannschaften auf der Offensive und die jeweiligen Starspieler beziehungsweise Hauptangriffsoptionen hatten in dieser Serie keine Probleme, ihr Spiel mit der gewohnten Effizienz durchzubringen: Blake Griffin (23,3 Punkte; 56,3 Prozent TS%), Chris Paul (17,4 Punkte; 55,6 Prozent TS%) und Jamal Crawford (16,7 Punkte; 59,8 Prozent TS%) spielten ebenso effektiv wie Stephen Curry (23,0 Punkte; 59,9 Prozent TS%), Klay Thompson (16,4 Punkte; 53,0 Proeznt TS%) und David Lee (13,9 Punkte; 56,8 Prozent TS%) auf Seiten der Warriors.

Doc Rivers versuchte zwar, beispielsweise Curry mit häufigem Doppeln aus der Fassung zu bringen, war damit allerdings ebenso wenig dauerhaft erfolgreich, wie Mark Jackson mit wechselnden Varianten gegen die Ballhandler der Clippers. Eine hervorzuhebende Leistung lieferte Clippers Center DeAndre Jordan ab, der 12,1 Punkte (TS%: 68,5 Prozent) sowie 15,1 Rebounds und 4,0 Blocks pro Begegnung zu verzeichnen hatte. Auch im entscheidenden siebten Spiel war Jordan mit 18 Rebounds, drei Blocks (einen davon beim Stand von 110:109) und sechs von sechs verwandelten Würfen aus dem Feld ein entscheidender Faktor.

Erfahrung gegen Euphorie

Im ersten Sonntags-Spiel könnte die Erfahrung der Nets eine entscheidende Rolle spielen. Von den alternden Stars überzeugt bisher Joe Johnson (20,8 PPG; 63,9 Prozent TS%), der deutlich effizienter scort als in seiner bisherigen Playoffkarriere (Karriere-TS% in den Playoffs: 50,5 Prozent). Paul Pierce steuert seine 14,0 Punkte pro Spiel mit einer True Shooting Percentage von 60,2 Prozent bei.

Deron Williams scort 17,8 Zähler pro Begegnung mit einer True Shooting Percentage von 54,2 Prozent und war insbesondere in Spiel sechs (23 Punkte aus 16 Feldwurf- und vier Freiwurfversuchen) der offensive Faktor, den die Nets benötigen.

Als die Raptors die Serie in Spiel vier und fünf zwischenzeitlich drehten, schienen sie hungriger zu sein. Nun wird es spannend zu beobachten, ob das junge Team als vierte Mannschaft nach den Indiana Pacers, Oklahoma City Thunder und Los Angeles Clippers in Spiel sieben ihren Heimvorteil nutzen kann.

DeRozan solide

Über die Serie erzielt DeMar DeRozan seine 24,8 Punkte pro Spiel mit einer soliden True Shooting Percentage von 54,5 Prozent, ebenso wie der zuletzt angeschlagene Kyle Lowry (20,0 PPG; 56,9 Prozent TS%), der vor Spiel sechs (11 Punkte bei einer Quote von 4 von 16 aus dem Feld) Jonas Valanciunas (12,2 PPG; 68,6 Prozent TS%) von den Nets kaum zu stoppen war.

Neben den Raptors überzeugten in der Eastern Conference zwei weitere junge Teams. Die Atlanta Hawks (zwischenzeitlich als Nummer acht mit 3:2 in Führung gegen die Nummer eins Indiana Pacers) und die Washington Wizards (4:1-Sieg als Nummer fünf gegen die vier Chicago Bulls). Während die Wizards eine Runde weiter sind, schickten sich die Hawks an, die Indiana Pacers rauszuschmeißen, ehe diese in Spiel sieben zum ersten Mal in dieser Serie ein Spiel komplett unter Kontrolle bekamen. Obwohl die Pacers die Serie noch gewannen, scheint derzeit fraglich, ob das Team wie angestrebt auch in diesem Jahr erneut die Miami Heat ernsthaft herausfordern kann.

Was ist los mit Roy Hibbert?

Als Beobachter kommt man bei der Suche nach Gründen für die bereits lange andauernde Formschwäche der Pacers (nur 14 Siege in den letzten 30 Spielen) nicht an der - kaum vorhandenen - Form von Roy Hibbert vorbei: Hibbert ist mit nur 5,3 Punkten pro Spiel - erzielt mit einer True Shooting Percentage von 39,8 Prozent - und nur 3,7 Rebounds pro Begegnung nicht wiederzuerkennen und war erst in Spiel sieben (13 Punkte, 7 Rebounds, 5 Blocks) ein Faktor.

Fehlendes Selbstvertrauen und eine scheinbar angeschlagene Teamchemie plagen die Pacers in letzter Zeit. Ob der Schalter wieder umgelegt werden kann und der Sieg in Spiel sieben vielleicht die entscheidende Weichenstellung war, wird eine der spannendsten Fragen im weiteren Verlauf der Playoffs.

Von der Einzelleistung her eine überragende Serie lieferte Paul George ab: 23,9 Punkte (TS%: 59,5 Prozent), 10,7 Rebounds, 4,6 Assists, 2,4 Steals und 0,6 Blocks pro Begegnung führen bei ihm zu einem Player Efficiency Rating von 24,7 - hinter LeBron James (32,8), LaMarcus Aldridge (27,9), Dwight Howard (27,4) und Taj Gibson (26,5) der fünftbeste Wert aller relevanten Playoff-Teilnehmer (mehr als 150 Minuten Einsatzzeit).

Millsap bricht ein

Bei den Hawks spielte bis einschließlich Spiel fünf Paul Millsap sehr effektive Playoffs (21,0 PPG; 59,7 Prozent TS%), bevor er in Spiel sechs und sieben nur 10 von 34 Feldwurfversuchen verwandeln konnte (15,5 PPG; 39,0 Prozent TS%). An den Brettern arbeitete Millsap mit 17,5 Rebounds im Schnitt in den vergangenen beiden Spielen jedoch vorbildlich. Auch Jeff Teague (über die Serie 19,3 PPG; 52,1 Prozent TS%) konnte von der besten Defense der Liga (DefRtg 98,2 in den Playoffs) in Spiel sieben zu einer schwachen Wurfquote (5 von 16 aus dem Feld) gezwungen werden.

Über die Serie suchten die Hawks ihr Heil von hinter der Dreipunktelinie und trafen mit 79 Dreiern gleich 25 Triples mehr als die Pacers. Kyle Korver stach heraus (23 erfolgreiche Dreier; 13,4 PPG; 65,9 Prozent TS%); Mike Scott war mit fünf Dreiern in Spiel fünf entscheidend am Lauf im zweiten Viertel beteiligt, als die Pacers-Fans ihre eigene Mannschaft ausbuhten.

Bulls fehlt die Offense

In der Wizards-Bulls-Serie zeigte sich, dass die Bulls nach Derrick Rose' Verletzung und Luol Dengs Trade zu wenig Offensivpower besitzen, um erfolgreiche Playoffs zu spielen. Die Wizards zeigten dagegen eine sehr ausgeglichene Leistung: Mit Bradley Beal (19,8 PPG; 57,3 Prozent TS%), John Wall (18,8 PPG; 48,3 Prozent TS%), Nene (17,8 PPG; 53,5 Prozent TS%) und Trevor Ariza (15,6 PPG; 63,1 Prozent TS%) erzielten gleich vier Spieler über 15 Punkte im Schnitt.

Bei den Bulls enttäuschte insbesondere Carlos Boozer (9,6 PPG; 47,1 Prozent TS%). Doch auch die Point Guards Kirk Hinrich (11,0 PPG; 47,6 Prozent TS%) und D.J. Augustin (13,2 PPG; 41,1 Prozent TS%) waren nicht effektiv genug. Taj Gibson hingegen überzeugte (18,2 PPG; 62,5 Prozent TS%; 6,2 RPG; 2,4 BPG).

Heimlich, still und leise marschierten die Miami Heat locker mit 4:0 gegen die Charlotte Bobcats eine Runde weiter. Ohnehin als großer Underdog angetreten, kämpfte Charlottes Topspieler Al Jefferson ab dem ersten Viertel des ersten Spiels mit einer Fußverletzung. Drei Spiele überstand er und zeigte mit Kämpferherz starke Leistungen (18,7 PPG; 9,3 RPG; 1,7 BPG), auch wenn seine True Shooting Percentage von 50,7 Prozent unter seinem Saisonschnitt lag (53,2).

LeBron mal wieder ganz oben

Kemba Walker hielt ebenfalls so gut es ging dagegen (mit einer TS% von 62,0 Prozent überraschend effektive 19,5 PPG), doch letztlich waren die Bobcats dem Talent der Heat klar unterlegen. Dwyane Wade (17,5 PPG; 55,1 Prozent TS%) und Chris Bosh (14,5 PPG; 62,9 Prozent TS%) spielten ihren Part, überragend agierte hingegen LeBron James: Bis jetzt ist er mit 30,0 Punkten pro Spiel Topscorer der ersten Runde, mit einer True Shooting Percentage von 67,1 Prozent hat er den Topwert unter den Scorern in dieser Kategorie. Dazu holte er 8,0 Rebounds, verteilte 6,0 Assists und klaute 2,3 Bälle pro Partie. So ist auch sein Player Efficiency Rating von 32,8 absolute Ligaspitze.

Natürlich waren die Bobcats nicht der stärkste Gegner, dennoch scheinen die Heat und insbesondere James gewappnet für die Mission, die vierten Finals in vier Jahren zu erreichen. Ansonsten fällt auf, dass etliche Stars in der ersten Runde Probleme mit der Effizienz hatten. Ob es daran liegt, dass die Playoffs in diesem Jahr so ausgeglichen und spannend verlaufen, dass einige Stars der Topteams - es sei an Durant und Westbrook erinnert - ihre übliche Dominanz noch nicht konstant ausspielen konnten?

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