NBA

"Das Jazz-Camp war toll"

Von Interview: Matthias Faidt / Stephan Hennhöfer
Michael Stockton und Coby Karl spielen seit Ende 2013 zusammen in Ludwigsburg
© imago

Die MHP Riesen Ludwigsburg kämpfen in dieser BBL-Saison um die Playoffs-Teilnahme. Mit Kapitän Michael Stockton und Coby Karl sind zwei Amerikaner mit NBA-Background wichtige Bausteine. Der eine ist der Sohn von Hall of Famer John Stockton, der andere der Sohn des amtierenden NBA Coach of the Year George Karl. Zusammen stellen Sie sich den Fragen von SPOX.

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SPOX: Coby, Ihr Vater George Karl ist ein berühmter Basketball-Coach. Wie schwierig ist es, im Schatten eines so großen Namens Basketball zu spielen?

Coby Karl: Ich finde es überhaupt nicht schwierig. Basketball ist nur ein Spiel und ich bin froh, schon mein ganzes Leben ein Teil davon zu sein. Ich habe die ganze Aufregung und Freude meines Vaters miterlebt. Aber für mich ist es einfach nur ein Spiel, das sehr viel Spaß macht.

SPOX: War Ihr Vater zum Start ihrer Karriere eine große Hilfe?

Karl: Natürlich. An meiner Seite war immer jemand, der mir Tipps gab und das Spiel verstand. Aber noch viel wichtiger war seine Leidenschaft und Liebe zum Basketball. Man kann es sehen, wenn jemand liebt, was er tut. Von ihm und seinen Assistenz-Trainern zu lernen, war ein großer Vorteil für mich. Einfach nur zu sehen, wie hart sie für den Erfolg gearbeitet haben.

SPOX: Michael, der Schatten Ihres Vaters John ist sicher nicht kleiner. Zuletzt haben Ihnen die Utah Jazz, der Ex-Klub Ihres Vaters, die Möglichkeit gegeben, am Summer Camp teilzunehmen. Wie sehen Sie diese Erfahrung im Nachhinein?

Michael Stockton: Das Camp hat richtig viel Spaß gemacht. Ich war in den vergangenen beiden Jahren dort. Alles ist sehr professionell, viele Trainer und General Manager sind vor Ort. Mit all diesen Spielern zusammenspielen zu dürfen, war toll.

SPOX: Ihr Bruder David spielt noch - wie Ihr Vater zuvor - für die University of Gonzaga. Würden Sie ihm zum Schritt nach Europa raten, sollte er den Sprung in die NBA nicht schaffen?

Stockton: Ja, absolut. Er ist ein Basketball-Verrückter, wie ich zu dieser Zeit. Er würde auf jeden Fall darüber nachdenken, wenn sich einige Teams bei ihm melden würden. Es gibt sicher ein paar, zu denen er passen würde.

SPOX: Sie haben Ihre eigene Profi-Karriere in der Pro A in Karlsruhe begonnen. Nun sind Sie der Kapitän eines Playoff-Anwärters in der BBL. Wie beurteilen Sie ihre bisherige Entwicklung?

Stockton: Das ist schwer zu sagen. Ich denke schon, dass ich einige gute Entscheidungen getroffen habe, vor allem was mich persönlich betrifft. Aber es gibt so viele Dinge, die ich hätte anders oder besser machen können. Mit der aktuellen Situation meines Teams bin ich sehr zufrieden, weiß aber, dass wir uns noch verbessern können. Ich mich selbst natürlich auch.

SPOX: Coby, Sie haben in der NBA, in Spanien, Italien und nun in Deutschland sehr viele Erfahrungen gesammelt. Wo hatten sie denn ihre schönste Zeit?

Karl: Ich weiß gar nicht. Vielleicht ist es sogar die derzeitige. Ich liebe mein jetziges Team. Wir haben tolle Spieler. Viele junge Leute, die hungrig, aber trotzdem ehrgeizig und sehr professionell sind. Unsere Mentalität ist einfach speziell. Allerdings kann ich schon sagen, dass überall, wo meine Frau und ich waren, wir eine schöne Zeit hatten. Wir haben viele verschiedene Kulturen kennengelernt. Für mich persönlich waren es Einblicke in unterschiedliche Basketball-Formen.

SPOX: Was ist denn der größte Unterschied zwischen Basketball in den USA und in Europa?

Karl: Ich denke, die Stile variieren bereits von Land zu Land. Aber wenn man die beiden großen Typen nimmt, sind es in erster Linie die Regeln - beispielsweise die Drei-Sekunden-Regel in der Defense. In den USA hat man zudem mehr Platz, das Spiel ist athletischer und dadurch gibt es mehr Highlights. In Europa ist es physischer, man muss als Team auftreten.

SPOX: Und welche Unterschiede sehen Sie innerhalb Europas?

Karl: In Spanien spielt man sehr schnell, muss sofort in die Defensive umschalten und zusammenrücken. Hier sind schnelle Entscheidungen gefragt. In Italien hat man etwas mehr Zeit, dafür spielt man körperbetonter. Der Basketball in Deutschland ist ähnlich wie der in den USA. Die Schiedsrichter pfeifen nicht so streng, dadurch kann man freier aufspielen und das erhöht den Spielfluss. Das ist auch der Grund, warum viele US-Amerikaner hierher kommen.

SPOX: Wie schätzen Sie beide die Chancen ein, mit Ludwigsburg die Playoffs zu erreichen?

Karl: Unser Ziel ist nicht nur Platz acht. Viele Jungs im Team wollen in die Playoffs - und dort soweit wie möglich kommen.

Stockton: Aber das wird richtig schwer. Wir müssen noch neun Spiele absolvieren. Es ist eine enge Kiste. Viele Teams haben noch die Möglichkeit, die Playoffs zu erreichen. Wir sind froh, eines davon zu sein und freuen uns auf diese Aufgabe.

SPOX: Sie haben bereits in der NBA spielen dürfen, Coby. Und Sie, Michael, sind nun 24 Jahre. Haben Sie immer noch den Traum, es Ihrem Teamkollegen eines Tages gleichzutun?

Stockton: Das war immer mein Traum. Aber ich bin Realist und mache einen Schritt nach dem anderen. Ich bin sehr glücklich hier in Ludwigsburg. Mal sehen, was noch so alles kommt.

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