NBA

"Viele stellen sich Übergang leicht vor"

Tim Ohlbrecht (l.) lief in insgesamt drei Spielen für die Houston Rockets auf
© getty
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SPOX: Vor der Saison haben sie unter anderem ihre Arbeit mit einem Ernährungsberater sowie ihre Extra-Schichten im Trainingsraum betont. Nachdem es in Houston und Philly nicht klappte, haben Sie etwas in der Trainingsarbeit geändert?

Ohlbrecht: Ich habe bei den Sixers ja fast die ganze Vorbereitung gemacht. Von daher gab es nicht viel Bedarf oder Raum etwas zu verändern. In der Zeit bis zu meiner Entscheidung wieder für die Vipers zu spielen, habe ich weiter trainiert um "ready" zu bleiben.

SPOX: Wie haben Sie sich überhaupt fit gehalten? Wie stellt man sich das vor? Sind Sie täglich alleine in die Halle oder wie läuft das ab?

Ohlbrecht: Ja, ich habe viel Zeit im Kraftraum und in der Halle verbracht. Es war sicherlich nicht ganz einfach, weil ich nicht im Team-Training war. Ich habe trotzdem Gas gegeben und jeden Tag mehrere Einheiten gemacht.

SPOX: Nach dem anfänglichen Hype um Dennis Schröder ist es um ihn nun wieder wesentlich ruhiger geworden. Elias Harris ist nach Deutschland zurückgekehrt. Stellt man sich in Deutschland den Übergang in die NBA zu einfach vor?

Ohlbrecht: Ich habe mich sehr für Dennis gefreut, als er gedrafted wurde, und es läuft im Moment gut bei den Hawks. Elias scheint sich in Bamberg auch sehr wohl zu fühlen und die Chance bei den Lakers hatte er sich mit seiner harten Arbeit nach der College-Saison und seinen Leistungen im Sommer verdient. Ich habe schon den Eindruck, dass viele es sich leichter vorstellen als es ist. In der NBA herrscht ein harter Kampf um die Plätze und es wird einem nichts geschenkt. Die Umstellung vom Leben in Europa auf das Leben hier in den USA ist auch wirklich groß und macht es nicht leichter.

SPOX: Es gab teils sogar Häme nach den Entlassungen. Bekommen Sie das mit? Wie gehen Sie damit um?

Ohlbrecht: Ich selbst bekomme davon wenig mit. Natürlich lese ich mal was oder bekomme etwas erzählt. Ich versuche das gar nicht an mich ran zu lassen. Ich kann doch sowieso nicht kontrollieren, was andere Leute denken.

SPOX: Harris bemängelte im SPOX-Interview, dass er zu wenige Chancen bekommen hat. Sie haben auch nicht gerade viele Bewährungschance bekommen. Wie geht man damit um?

Ohlbrecht: Natürlich ist das hart und manchmal fühlt es sich ungerecht an. Aber es bleibt einem ja nichts anderes übrig, als weiter zu trainieren und sich anzubieten.

SPOX: Haben Sie aktuell Kontakt zu den anderen Deutschen? Nowitzki? Schröder? Kaman?

Ohlbrecht: Nein, wir alle haben unsere eigenen "Baustellen" denke ich. Mit ein Jungs in Europa maile ich und verfolge, wie es bei denen läuft.

SPOX: Die deutsche Welle ist ein wenig abgeebbt. Glauben Sie, dass dies nur ein kurzfristiges Phänomen war oder werden wir zukünftig mehr Deutsche in der NBA sehen?

Ohlbrecht: Da wurde auf einmal ein riesen Hype gemacht und es wurden große Erwartungen geschürt. Vielleicht war das einfach zu viel. In Deutschland gibt es eine Menge junge Talente und ich bin sicher, dass Deutschland einige gute Spieler in den kommenden Jahren hervorbringen wird. Ich kann mir gut vorstellen, dass einige auch den Weg Richtung NBA schaffen können oder es zumindest versuchen werden und das kann ja auch klappen.

SPOX: Wer könnte als nächstes den Sprung aus Deutschland schaffen?

Ohlbrecht: Da kann und möchte ich nicht spekulieren. Das wäre den Spielern gegenüber nicht fair. Ich kann nur sagen, dass das Thema NBA nicht unterschätzt werden darf und am Ende geht es nur über harte Arbeit und auch ein wenig Glück.

SPOX: Schröder hatte zwischenzeitlich einige Probleme, hat sich zuletzt aber wieder aus dem Loch herausgekämpft. Wie bewerten Sie seine Rookie-Saison?

Ohlbrecht: Ich habe ja keine wirklichen Einblicke. Ich habe mich, wie gesagt, sehr für ihn gefreut als die Hawks ihn gepickt haben. Ich denke, er macht seine Sache gut und wird seinen Weg gehen. Im Moment bekommt er wieder Spielzeit und nutzt diese auch. Ich drücke ihm die Daumen, dass es weiter so läuft.

SPOX: Der DBB hat seine Bewerbung für eine Wildcard bei der WM 2014 zurückgezogen. Wie haben Sie die Entscheidung aufgenommen?

Ohlbrecht: Die finanziellen Anforderungen waren schon unfassbar hoch. Von daher finde ich die Entscheidung richtig. Natürlich will man als Spieler bei einer WM dabei sein, aber nicht um jeden Preis und einkaufen ist ja immer so eine Sache.

SPOX: Reizt es Sie jetzt nicht besonders für die Nationalmannschaft spielen zu können? Mit Dennis Schröder, Elias Harris, Tibor Pleiß und Ihnen verfügt das Team über einen sehr talentierten und auch international erfahrenen Kern.

Ohlbrecht: Die Nationalmannschaft ist immer eine tolle Sache für mich gewesen und wird es auch weiterhin sein. Vor einigen Jahren haben viele noch Angst gehabt, ob in Deutschland etwas nach kommt. Jetzt sieht das anders aus und wir haben echt viele Spieler, die für die Nationalmannschaft in Frage kommen.

Der NBA-Spielplan im Überblick