NBA

Mit Hängen und Würgen

Von Philipp Dornhegge
Auch All-Star Paul George hat seine Mühe mit Nets-Spielmacher Shaun Livingston
© Getty

Noch ohne Neuzugang Andrew Bynum, dafür mit einer gehörigen Portion Glück haben die Indiana Pacers (36-10) den Season-Sweep der Brooklyn Nets (20-25) perfekt gemacht. Im vierten Duell der Saison sorgten die Gäste aus dem Big Apple allerdings für einen echten Krimi und verloren denkbar knapp mit 96:97 (BOXSCORE).

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Der bärenstarke Shaun Livingston führte die Nets im Bankers Life Fieldhouse mit 24 Punkten (Season-High) an, Kevin Garnett verbuchte ein Double-Double (12 Punkte, 10 Rebounds). Auch Joe Johnson (16), Paul Pierce (15) und Deron Williams (13) punkteten zweistellig.

Nach späten Dreiern von Johnson und Williams mussten die Pacers bis zum Ende zittern, ehe der 36. Saisonsieg perfekt war. Roy Hibbert und Paul George waren mit 20 Punkten Topscorer der Gastgeber, David West verbuchte 17 Zähler, 7 Rebounds und 7 Assists.

Lance Stephenson kam auf 14 Punkte, George Hill auf 10. Allerdings verursachten die Pacers 23 Ballverluste, aus denen Brooklyn immer wieder Kapital schlug und 36 Punkte erzielte. Beide Zahlen sind Negativrekorde der Pacers in diesem Jahr.

Auf der anderen Seite dominierte Indiana die Bretter (46:27 Rebounds) und traf 32 von 37 Freiwürfen (86,5 Prozent). Neuzugang Andrew Bynum soll derweil erst nächste, vielleicht sogar übernächste Woche zum Team stoßen.

Die Reaktionen:

Paul George (Pacers) über Andrew Bynum: "Wir sind eine verschworene Gemeinschaft, das wird Andrew merken, wenn er dazu kommt. Wir freuen uns, ihn bekommen zu haben."

Roy Hibbert (Pacers) über Bynum: "Ich habe ihn noch nicht hier gesehen, insofern war er heute auch keine Ablenkung. Der Coach sagt, er wird ihn sich nächste Woche intensiv anschauen, um einen Weg zu finden, ihn in unsere Mannschaft zu integrieren. Bis dahin warten wir einfach ab und machen unseren Job."

Deron Williams (Nets): "Mein Selbstvertrauen ist nicht allzu groß. Es waren zuletzt harte Zeiten, immer wieder rein und raus aus der Mannschaft, die ganzen Verletzungen..."

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Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Die Pacers starten ihre Stammfünf aus Hill, Stephenson, George, West und Hibbert, Brooklyn beginnt mit Williams, Livingston, Johnson, Pierce und Garnett.

Lopez fällt bekanntermaßen aus, Kirilenkos Wade macht einen Einsatz weiter unmöglich. Zudem fällt Blatche (Hüfte) aus. Bei den Pacers ist Neuzugang Bynum noch nicht dabei.

5.: Das passiert George auch nicht oft: Die Nets suchen in der Offensive explizit das Matchup von Johnson gegen den Pacers-Star, und Johnson nimmt ihn im Low Post gerade richtig ran. George hat schon ein Foul, danach lässt Johnson einen Fadeaway-Jumper und einen Babyhook folgen. 13:6 Nets.

8.: George mit perfektem Timing beim Doppeln, der All-Star fängt den Pass aus dem Post ab. West greift sich die Kugel und schickt George auf die Reise. Lockerer Layup, 18:14 Nets.

12.: Die Pacers mit einem Ballgewinn, Scola findet im Fastbreak George. Teletovic schickt den All-Star an die Linie, und George macht beide Freiwürfe. Und dann das! Plumlee foult Hibbert beim (unnötigen) Reboundkampf und verursacht einen weiteren Freiwurf. Der Big Man besorgt die erste Pacers-Führung, 25:24.

13.: Garnett ist wieder im Spiel und sucht in der Offense gleich seinen Wurf. Jumper, Jumper: Und schon sind die Nets wieder vorn, 28:25.

23.: Klasse Antizipation von Pierce beim Alley-Oop-Anspiel auf George, der Routinier fängt den Ball ab. Auf der anderen Seite bekommt Livingston einen lockeren Jumper aus vier Metern. 42:40 Pacers, die Partie ist völlig offen.

28.: Hill for three! Klasse Start der Gastgeber in die zweite Hälfte, der Spielmacher erhöht auf 56:47. Viertelübergreifend haben die Pacers einen 16:2-Lauf, nachdem West auch noch einen Jumper drauf legte.

30.: Das Highlight der Partie! Hibbert hält an der Dreierlinie den Ball und findet keine Anspielstation. Also dribbelt der Big Man los, vernascht damit Plumlee und zieht beim erfolgreichen Layup auch noch das Foul von Pierce! Dreipunktspiel, da muss Hibbert selbst lachen. 61:51 Pacers.

33.: 9:4-Run der Nets, bei dem wieder zwei Ballverluste der Pacers eine Rolle spielten. Indiana schießt bisher 53 Prozent aus dem Feld, verliert aber zu oft die Kugel (18 Mal) Und Brooklyn schlägt jedes Mal eiskalt zu. 67:64 Pacers.

42.: Plumlee bleibt einer der Aktivposten der Nets. Nach einem Livingston-Fehlwurf ist der Rookie zur Stelle, schnappt sich den Offensivrebound und versenkt den Layup - mit Foul. Trotz fragwürdiger Technik sitzt auch der Freiwurf, es steht nur noch 85:81 für die Pacers.

48.: Nach einem Hill-Freiwurf scheint die Partie 18 Sekunden vor Schluss gelaufen, es steht 94:90. Aber dieser Johnson! Der Clutch-Shooter nagelt den Dreier rein und verkürzt noch mal. Doch mit Freiwürfen bringt West den Sieg schließlich nach Hause.

Indiana Pacers vs. Brooklyn Nets: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Roy Hibbert. Auch der Big Man konnte sich nicht von fahrlässigem Spiel freisprechen, Hibbert unterliefen satte 5 Ballverluste. Dennoch war der All-Star der konstanteste Akteur der Pacers in der Offense und der Stabilisator in einer ungewöhnlich löchrigen Defense. Während George und Co. ihre Gegner immer wieder ziehen ließen, stopfte Hibbert bestmöglich die Löcher.

Vorne war er mit seiner Größe und Power für Kevin Garnett ein Gegner, den der Routinier nicht handeln konnte. Am Ende stand Hibbert bei 20 Punkten (7/13 Field Goals), 5 Rebounds und 3 Blocks.

Der Flop des Spiels: Deron Williams. Nach seiner Knöchelverletzung kam der Spielmacher einige Spiele von der Bank, gegen Indiana stand er erstmals wieder in der Starting Five. Vielleicht sollte ihn Kidd wieder als Reservist bringen. Williams kam neben Livingston in keinen Rhythmus, wirkte phasenweise wie ein Fremdkörper und hatte zudem kein Wurfgefühl. Williams traf lediglich 3 seiner 12 Würfe und kam auf 13 Punkte sowie 6 Assists.

Das fiel auf:

  • Es gibt nicht viele Wege, wie man die Pacers-Defense knacken kann. Ballverluste zu erzwingen ist vielleicht der beste. Mit 13 Turnover in der ersten Hälfte machte sich Indiana selbst das Leben schwer, die Nets münzten diese in satte 21 Punkte um. In der zweiten Hälfte, als Indy das Spiel unter Kontrolle zu haben schien, brachte man die Gäste mit Ballverlusten ins Spiel zurück.
  • Das dritte Viertel ist die große Stärke der Pacers, und das besonders gegen die Nets. In den ersten drei Duellen der Saison (3-0 Pacers) hatte Indiana insgesamt 26 Punkte mehr erzielt als Brooklyn, im vierten Duell gelang der Start in die zweite Hälfte wieder perfekt. Doch im Verlauf des dritten Abschnitts kehrte die Schlampigkeit der ersten Halbzeit ins Spiel der Pacers zurück - und Brooklyn war wieder im Spiel. Am Ende gewann Indy das dritte Viertel nur mit 26:25.
  • Danny Granger gelang gegen die Nets lange Zeit so gut wie nichts. Die Nets forderten den Small Forward mit Deron Williams als Gegenspieler geradezu heraus, etwas zu machen. Granger zog immer wieder zum Korb, aber die gut getimte Hilfe von Garnett bzw. Plumlee brachte ihn aus dem Konzept. Zwei Mal verlor er den Ball, seine Ableger auf die Big Man waren unpräzise. Erst mit einem erfolgreichen Dreipunktspiel gegen Ende des zweiten Viertels feierte Granger ein Erfolgserlebnis. Nach der Pause fügte er sich besser ins Teamkonzept ein und ließ das Spiel auf sich zukommen.
  • Mason Plumlee hat ohne Frage noch einiges zu lernen. Das belegen nicht zuletzt die 4 Fouls, die der Rookie innerhalb von 9 Minuten sammelte. Auf der anderen Seite sind seine Athletik und sein Spielverständnis aber zwei Qualitäten, die ihn schon jetzt wertvoll machen. Plumlees Help Defense war exzellent, Highlights waren im zweiten Viertel seine zwei Blocks gegen Mahinmi und Hill bei Dunkversuchen.
  • Ian Mahinmi ist sonst nur eine Randnotiz bei den Pacers. Der Franzose ist Roy Hibberts Backup, genießt als solcher einen guten Ruf, ist aber nicht mehr als ein Rollenspieler. Dennoch wurde Mahinmi gegen die Nets intensiv beobachtet, seine Körpersprache exzessiv und von allen Seiten bewertet. Denn mit Andrew Bynums Verpflichtung wird Mahinmis Rolle unweigerlich schrumpfen. Frust oder übermäßige Unsicherheit war der Nummer 28 der Pacers aber nicht anzumerken.
  • Muss man Zwei-Meter-Point-Guard Shaun Livingston nicht lieben? Nach seiner fürchterlichen Knieverletzung hat es Jahre gedauert, ehe er wieder eine größere Rolle bei einem NBA-Team ergattern konnte, im letzten Jahr verstärkte er den Cavs-Bench-Mob ungemein. In Brooklyn hinterlässt Livingston einen hervorragenden Eindruck, gegen Indiana machte er als Scorer sein bestes Spiel der Saison. Mit seiner Größe war er für Hill nicht zu verteidigen, aber auch Stephenson, George oder Granger hatten ihre Mühe. Immer wieder drang Livingston in die Zone ein und versenkte dort den kurzen Jumper. Am Ende stand der 28-Jährige bei 24 Punkten (10/18 Field Goals).
  • Nach Williams' Dreier 0,4 Sekunden vor Schluss stand es 97:96, einige Fans schienen noch mal nervös zu werden. Die Pacers nahmen eine Auszeit, doch Luis Scola fragte sich offenbar: Warum? Der abgezockte Argentinier warf beim Einwurf Paul Pierce einfach den Ball in den Rücken, brachte die Uhr so zum Laufen und nahm den Nets die Chance auf einen letzten Wurf. Smart.

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