NBA

"Bakersfield hat mir sehr viel gebracht"

Von Für SPOX in Miami: Dirk Sing
Dennis Schröder wurde im NBA Draft 2013 an 17. Stelle von den Atlanta Hawks gezogen
© getty

Dennis Schröder steckt in seiner Rookie-Saison in einer Achterbahn. Ein guter Start, dann ein paar schwache Spiele und der Gang in die D-League, um dann wieder ins Team der Hawks zurückzukehren. Im Interview spricht er über seine Zeit in der D-League, seine Erfahrungen in Bakersfield und sein neu gewonnenes Selbstbewusstsein.

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SPOX: Herr Schröder, würden Sie sich grundsätzlich als geduldigen Menschen bezeichnen?

Schröder: Naja, es geht so (lacht). Hier in der NBA weiß ich natürlich, dass ich Geduld haben muss. Ich bin jetzt gerade einmal 20 Jahre alt und absolviere meine Rookie-Saison. Dass meine Zeit hier noch kommen wird, davon bin ich fest überzeugt. In der Freizeit oder bei meiner Familie würde ich mich dagegen eher als ungeduldig bezeichnen.

SPOX: In einem Hintergrund-Gespräch mit SPOX war Point Guard Norris Cole, der bei Meister Miami Heat den Back-Up von Mario Chalmers gibt, der Meinung, dass man als Rookie vor allem zwei Eigenschaften benötigt: Eben Geduld und mentale Stärke. Stimmen Sie dieser Aussage zu?

Schröder: Auf alle Fälle! Wenn man meine Situation betrachtet: Ich bin in die Saison als "Back-Up" von Jeff Teague gestartet und habe dann auf einmal nicht mehr gespielt. Man muss dann einfach geduldig bleiben, weiter hart trainieren und auf seine Chance warten, um dann zu zeigen, was man kann.

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SPOX:Wir schwer ist es, gerade in Augenblicken, in denen es nicht läuft, mental stark zu bleiben?

Schröder: Das ist hin und wieder sicherlich nicht ganz einfach. Aber man darf sich davon einfach nicht runterziehen lassen. Ich versuche auch immer, das Ganze beziehungsweise die Zukunft und nicht nur den jetzigen Augenblick zu sehen. Deshalb bin ich da auch entsprechend geduldig.

SPOX: Sie haben während Ihrer ersten NBA-Monaten emotional zweifelsohne schon einiges erlebt: Ihr NBA-Debüt ausgerechnet gegen Dirk Nowitzki und die Dallas Mavericks, die Ein-Spiel-Sperre nach der Aktion gegen DeMarcus Cousins von den Sacramento Kings oder auch kürzlich die zwischenzeitliche "Rückstufung" in die D-League zu den Bakersfield Jam. Wenn Sie jetzt nochmal an den Augenblick zurückdenken, als Ihnen die Verantwortlichen der Atlanta Hawks mitgeteilt haben, dass Sie nun einige Partien in Bakersfield absolvieren müssen: Wie ist Ihre erste Reaktion ausgefallen?

Schröder: Als ich damit zum ersten Mal konfrontiert wurde, habe ich mir schon gedacht, dass das nicht wirklich gut ist. Aber irgendwann habe ich dann schon verstanden, was letztlich dahinter steckt, beziehungsweise was der Sinn des Ganzen ist. Natürlich lernt man auch sehr viel, wenn man bei den NBA-Partien auf der Bank sitzt und diese genau beobachten kann. Aber ich denke, wenn man selbst Spielpraxis in der D-League sammeln kann, dann ist das noch besser. Im Nachhinein muss ich sagen, dass mir diese insgesamt sechs Begegnungen, die ich in Bakersfield absolviert habe, sehr viel gebracht haben - was mir im Übrigen auch von unseren Trainern bestätigt worden ist.

SPOX: Sie sind mit dem Ziel nach Bakersfield gegangen, dort Spielpraxis zu sammeln, Verantwortung zu übernehmen und Selbstvertrauen zu tanken. Wie schwer war das gerade in den ersten ein, zwei Partien, nachdem Sie zuvor bei den Atlanta Hawks überhaupt nicht mehr zum Einsatz gekommen waren?

Schröder: Das ist eine gute Frage. Als ich hier bei den Hawks angefangen habe, hatte ich ja von Beginn an von den Verantwortlichen als Back-Up von Teague auch schon das Vertrauen. Vor meinem ersten Match in Bakersfield haben mir die Trainer dann gesagt, dass ich hier einfach mein Spiel wieder finden beziehungsweise genau so spielen soll, wie ich es am Anfang gemacht habe. Und eine solche Aussage hat mir dann schon viel Selbstvertrauen gegeben und mir das Ganze auch wesentlich einfacher gemacht.

SPOX: Wie sah der typische Alltag in Bakersfield aus?

Schröder: Sagen wir's mal so: Außer Basketball war dort wenig bis gar nichts geboten. Als ich dort angekommen bin, habe ich mir schon gedacht, wo ich denn hier gelandet sei (lacht). Auf der anderen Seite war das aber gar nicht schlecht. Im Gegenteil, ich konnte sehr viel trainieren und hatte auch Zeit, um zu mir selbst zu finden und nachzudenken. Ansonsten war natürlich auch das Handy ständig bei mir, um regelmäßig mit meiner Familie zu schreiben und in Kontakt zu bleiben.

SPOX: Wie würden Sie das Leistungsniveau in der D-League grundsätzlich einschätzen? Ist es beispielsweise vergleichbar mit dem der BBL?

Schröder: Ja, ich denke schon, dass man das miteinander vergleichen kann. Gerade die letzten drei, vier Spiele waren vom Niveau her schon ziemlich hoch. Ansonsten würde ich das Level zwischen BBL und Pro A einstufen.

SPOX: Nach sechs Begegnungen mit den Bakersfield Jam wurden Sie dann - mit viel gewonnenem Selbstvertrauen im Gepäck - von den Atlanta Hawks in den Kader zurückgeholt. In den ersten beiden Matches gegen die Los Angeles Lakers und Sacramento Kings haben Sie dann aber erneut nur auf der Bank gesessen. War das nach den positiven Erlebnissen in der D-League ein kleiner, frustrierender Rückschlag?

Schröder: Nein, so sehe ich das nicht. Während den zwölf Tagen, in denen ich in Bakersfield war, haben die Jungs miteinander trainiert - und da kann man dann nicht einen Spieler, der aus der D-League zurückkommt, sofort spielen lassen. Ich habe zuletzt viel mit meinem Agenten und natürlich auch den Verantwortlichen und Trainern der Atlanta Hawks gesprochen. Und alle waren der Meinung, dass diese ganze Entwicklung eben ihre Zeit benötigt. Von dem her bleibe ich auf alle Fälle geduldig.

SPOX: Beim 118:85-Erfolg gegen die Utah Jazz sind Sie dann ja wieder zum Einsatz gekommen und durften rund acht Minuten spielen. Wie schmal ist in einer solchen Situation der Grat, einerseits möglichst keine Fehler auf dem Court zu machen und andererseits doch ein gewisses Risiko zu gehen, um den Trainer von seinen Fähigkeiten zu überzeugen?

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Schröder: Eines der wesentlichen Dinge, die ich während meiner bisherigen Zeit hier gelernt habe, ist, auf dem Spielfeld nicht groß über solche Dinge nachzudenken. Genau das habe ich in den Partien, in denen es bei mir nicht so gut lief, gemacht - und damit setzt man sich selbst natürlich noch mehr unter Druck. Wenn man einfach sein Spiel macht und alles andere ausblendet, dann begeht man auch die wenigsten Fehler. Und exakt das versuche ich jetzt künftig auch umzusetzen.

SPOX: Was sind ansonsten die weiteren Punkte und Ziele, die Sie sich für die nächsten Wochen und Monate vorgenommen haben?

Schröder: Wenn ich auf dem Spielfeld wieder die Gelegenheit bekomme, mich zu präsentieren, dann möchte ich unseren Trainern auf alle Fälle zeigen, was ich drauf habe. Damit will ich mir auch mehr Spielzeit verdienen. Und klar, mein Ziel ist es, möglichst bald wieder der zweite Point Guard bei den Hawks zu sein.

SPOX: Die Abschlussfrage dreht sich - wie könnte es anders sein - um die derzeitige Weihnachtszeit! Wie wird im "Hause Schröder" Weihnachten gefeiert?

Schröder: Nun, nachdem ich ja gebürtiger Moslem bin, wird das bei uns ja nicht gefeiert. Aber klar, meine kleinen Geschwister bekommen trotzdem ihre Geschenke, da sie ja ebenfalls in Deutschland aufwachsen und daher diesen Brauch kennen. Wir Erwachsenen haben aber untereinander ausgemacht, dass wir uns nichts schenken.

Dennis Schröder im Porträt