NBA

Clippers verlieren gegen starke Nets

Von Martin Gödderz
Chris Paul (l.) hatte dieses Mal im elektrisierenden Duell mit Deron Williams (r.) das Nachsehen
© getty

Betrachtet man nur das heutige Spiel, dann fragt man sich völlig verwirrt, warum die Brooklyn Nets (8-14) in dieser Saison so viele Spiele verlieren konnten. Beim 102:93-Sieg (BOXSCORE) gegen die Los Angeles Clippers (15-9) scheint ein komplett ausgewechseltes Team auf dem Feld zu stehen. Deron Williams liefert sich ein elektrisierendes Point-Guard-Duell mit Chris Paul und vernascht diesen ein ums andere Mal.

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Dass das Ergebnis letztendlich noch relativ knapp ausfiel, lag daran, dass die Nets-Reserve in der Garbage Time nicht mehr wirklich viel zustande brachte und die Clippers wieder in Schlagdistanz kam. Bis 8 Minuten vor Schluss führten die Nets noch mit 20 Punkten Vorsprung. Top-Scorer waren dabei mit je 21 Punkten Joe Johnson (4/7 Dreier) und Andray Blatche (7/11 FG).

Deron Williams erzielte in 27 Minuten Spielzeit 15 Punkte (4/9 FG) und 4 Assists, hatte aber eine viel größere Wirkung auf das Nets-Spiel als es die Statistiken zeigen. Paul Pierce steuerte von der Bank kommend 10 Punkte, 7 Rebounds und 5 Assists bei. Brook Lopez kam auf 16 Punkte und 7 Rebounds, musste aber vor dem letzten Viertel verletzt vom Feld.

Bester Punktesammler der Clippers war Chris Paul, der neben seinen 20 Punkten (6/13 FG) nur 2 Assists sammelte, was völlig ungewöhnlich für den besten Vorlagengeber der Liga ist. Das lag auch daran, dass sein Team nur 37 Prozent der Feldwürfe traf und viele Vorlagen nicht genutzt wurden.

Blake Griffin kam mit 12 Punkten und 11 Rebounds auf ein Double-Double, Jamal Crawford (19 Punkte, 5/11 FG) traf lange nichts, drehte aber im letzten Viertel kurzzeitig noch einmal auf. Jared Dudley (4 Punkte, 1/7 FG) und Willie Green (8 Punkte, 2/6 FG) blieben weitestgehend unsichtbar.

Die Reaktionen

Paul Pierce (Brooklyn Nets): "Ich hoffe mal, dass unsere Erfahrung und unsere Führungsqualität jetzt auf alle abfärben kann. Wir fangen an, die ersten Anzeichen zu sehen und genau deswegen sind wir hier."

...über sein Verhältnis zu Doc Rivers: "Ich bin unter ihm groß geworden. Ich war noch ein junger Spieler und habe neun Jahre mit ihm Spiel, bin weiter gereift und ein Allrounder geworden. Bevor ich überhaupt als Scorer in Erscheinung getreten bin, hat er mich an die Seite genommen und mir all die anderen Sachen beigebracht: Die Defensive, das Rebounden, das Passen. Er hat mir so dabei geholfen, dass mein Spiel so gereift ist.

Doc Rivers (Trainer Los Angeles Clippers): "Ich war ganz schockiert, als Kevin Garnett vor dem Spiel zu mir kam, weil er eigentlich eine strikte Routine hat. Ich habe mich nur zu meinem Assistenten umgedreht und gesagt, dass Kevin jetzt Probleme im Spiel bekommt, denn er hat ja seine Routine gebrochen. Aber so war es ja nicht. Wir haben die ganze Zeit geredet. Es war schön."

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Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Doc Rivers schickt wieder Paul, Green, Dudley, Griffin und Jordan aufs Feld. Jason Kidd verzichtet auf Pierce in der Starting Five und bringt Williams, Johnson, Andersen, Garnett und Lopez von Beginn an.

5.: Paul spielt Williams schwindelig. Nach einem Anklebreaker geht der Nets-Guard tatsächlich zu Boden und humpelt übers Feld. Paul kann das nicht nutzen und vergibt den offenen Mitteldistanzwurf, dafür schnappt sich Jordan aber den Abpraller, wird gefoult und verwandelt immerhin einen seiner beiden Freiwürfe. 11:2 Clippers.

11.: Starke Aktion der Nets. Pierce läuft in der Transition auf die noch etwas unformierte Clippers-Defensive zu. Per Spin-Move geht er an Crawford vorbei und steckt dann durch zu Lopez, der heranfliegt und mit einem satten Slam Dunk für den Ansatz von Stimmung im Barclays Center sorgt. 25:16 Clippers.

17.: Blatche postet gegen Griffin auf und drückt den Power Forward nach hinten. Dann kommt der Hookshot und während sich Chris Paul auf der Bank mal eine kurze Verschnaufpause gönnt, führen die Nets plötzlich mit 33:31.

24.: Die Nets drehen jetzt mächtig auf, allen voran Deron Williams. Erst narrt er Paul mit einem herrlichen Crossover und versenkt den Dreier. Kurze Zeit später findet Johnson den Spielmacher in der Ecke. Wieder drin. Wenige Sekunden vor Schluss vernascht Williams seinen Gegenüber Paul gleich nochmal und versenkt den Korbleger. 56:44 Nets.

27.: Lopez stellt einen sehr starken Screen, an dem Paul und Jordan hängenbleiben. Williams zieht vorbei und findet den völlig freistehenden Johnson an der Dreierlinie. Auf der Gegenseite haut Garnett Gegenspieler Griffin den Ball rüde beim Drive aus den Händen. Die Referees diskutieren über ein Flagrant Foul, aber Garnett erhält "nur" sein viertes persönliches Foul. 63:49 Nets.

33.: Lopez wieder im Low Post. Er wird von Griffin sowie Jackson gedoppelt und spielt den Ball raus zu Johnson, der den offenen Dreier vergibt. Viel schlimmer aber: Lopez knickt bei dieser Aktion um und humpelt mit schmerzverzerrtem Gesicht vom Feld. 72:60 Nets.

36.: Andray Blatche dreht durch. Der Power Forward macht mal ganz locker 8 Punkte in zwei Minuten und bringt die Nets noch weiter nach vorne. Standing Ovations für Andray Blatche wie er 10 Sekunden vor der Sirene im Spielaufbau herumdribbelt. Irgendwie surreale Szenen. 83:62 Nets.

40.: Gerade Crawford fightet noch bei den Clippers. Von drei Gegnern umzingelt, wirft er über die langen Arme von Plumlee hinweg den Floater von der Seite und trifft. Dennoch wirkt Brooklyn heute gefestigter. 86:69 Nets.

45.: Chris Paul sitzt nachdenklich auf der Bank, während Mullens, Hollins und Co ein wenig Garbage Time erhalten. Das Spiel scheint durch, Doc Rivers glaubt wohl nicht mehr an das Comeback. 97:78 Nets,

48.: Die Nets-Reserve lässt die Clippers noch etwas herankommen und mit dem Buzzer versenkt Collison noch einen Korbleger. Das ändert freilich nichts daran, dass die Nets mit 102:93 siegen.

Brooklyn Nets vs. Los Angeles Clippers: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Deron Williams. Der Point Guard scheint seine Verletzung in seiner langen Abwesenheit tatsächlich auskuriert zu haben. Bereits im letzten Spiel wirkte er wieder sehr frisch und auch gegen die Clippers erinnerte vieles an den alten Deron Williams. Nicht jeder Point Guard vernarrt Chris Paul gleich zweimal hintereinander per Killer-Crossover.

Gerade Top-Scorer Joe Johnson profitierte enorm davon, dass endlich wieder ein Point Guard an seiner Seite stand, der ihn bedienen kann und ihm gleichzeitig mehr Luft zum Atmen gibt. Dank der acht Punkte, die Williams in den drei Minuten vor der Halbzeit erzielte, setzten sich die Nets ab und ließen die Clippers anschließend nicht mehr herankommen.

Der Flop des Spiels: Jared Dudley. Eigentlich sollte er für den verletzten Redick in die Bresche springen, aber Dudley hat schon seit Beginn dieser Saison mit seinem Wurf zu kämpfen. Er traf nur einen seiner 4 Dreierversuche und war in der Offensive so völlig unbrauchbar.

Auch defensiv ließ seine Leistung viele Fragen offen. Dort ging er genauso wie die gesamte Mannschaft unter und schaffte es nicht, die Kreise von Joe Johnson zu stören.

Das fiel auf:

  • "Die Clippers sind noch immer weicher als Toilettenpapier", sagte Charles Barkley während der Halbzeitshow des Spiels und spielte damit darauf an, dass er die Mannen um Paul und Co noch immer nicht für einen Contender hält. Betrachtet man nur das heutige Spiel, dann muss man dem Chuckster Recht geben. Los Angeles wirkte sichtlich angeschlagen vom gestrigen Spiel gegen die Celtics. Nur im ersten Viertel stimmten Intensität und Einstellung in der Defensive.
  • Die Clippers dominierten zu Beginn. Die Offensive sah flüssiger aus, das Pick and Roll lief wie eine gut geölte Maschine und Blake Griffin glänzte als Passgeber. Die Nets dagegen agierten mit vielen Isolations und hatten in einigen Szenen kein Fortune. Doch über den anfangs starken Lopez hangelte sich Brooklyn ins Spiel und zeigte in den letzten drei Vierteln seine beste Saisonleistung.
  • Wenn man diese Nets heute gesehen hat, musste man den Eindruck gewinnen, dass in den anderen Spielen nur Mutanten der eigenen Spieler aufgelaufen sind. Angefangen von einem plötzlich quirlig, energiegeladenen Deron Williams über einen auf einmal sehr effektiven Joe Johnson bis zum überzeugenden Paul Pierce von der Bank - endlich zeigten die Veteranen einmal mehr von ihren Stärken als von ihren alters- oder verletzungsbedingten Schwächen. Einzig die starke Leistung von Andray Blatche verwunderte in Anbetracht der bisherigen Saison nicht mehr.
  • Das Spiel im Halfcourt funktionierte bei den Nets extrem gut. Uneigennützig wurde der Ball sehr gut in den eigenen Reihen bewegt, was die 18 Team-Assists verdeutlichen. Dank des guten Ball Movements und der an einigen Stellen laschen Clippers-Defensive kamen die Nets auf eine Dreierquote von 40 Prozent. Zum Vergleich: Die Clippers trafen nur 26 ihrer 70 Wurfversuche und 25 Prozent ihrer Dreier.
  • Es spiegelt sich zwar nicht unbedingt in den Statistiken wieder, aber Paul und Williams lieferten sich streckenweise ein tolles Duell. Einmal verdrehte Paul seinem Gegenüber die Knöchel, so dass Williams auf den Boden fiel. Der revanchierte sich dann aber und vernaschte Paul ein ums andere Mal. Selten hatte Paul solche Probleme in der Defensive. Dafür traf Paul dann wiederum einen Dreier mit dem Buzzer der ablaufenden Wurfuhr.
  • Stephen Jackson kam gegen Ende des ersten Viertels erstmals ins Spiel und wirkte wie zu erwarten war noch etwas eingerostet. Der Clippers-Neuzugang kam auf 3 Punkte und traf nur einen seiner 5 Wurfversuche in 23 Spielminuten.

Ergebnisse und Spielplan im Überblick