NBA

Keine Antwort auf LeBron

Von Max Marbeiter
LeBron James (r.) schmiss Washington mit den Cavs drei Mal aus den Playoffs
© getty

Die NBA live bei SPOX - es geht wieder los! Miami und Washington sind beschwerlich in die Saison gestartet, auch die Superstars haben noch Probleme. Die Wizards hoffen auf John Wall, Miami vertraut dem MVP, auf den Washington wohl keine Antwort findet. Das Schlüsselduell findet dennoch auf der Zwei statt.

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Ausgangslage

Miami Heat: Ganz ehrlich - wer hätte gedacht, dass der Meister nach drei Spielen eine negative Bilanz aufweisen und noch dazu bei den Sixers verlieren würde? Mit ein wenig Risikofreude wäre wohl eine ordentliche Stange Geld zu erwetten gewesen. Denn nach der Pleite in Brooklyn stehen die Heat tatsächlich bei 1:2.

Mehr als eine Momentaufnahme sollte und wird das negative Zwischenergebnis allerdings nicht darstellen. Das Ziel war, ist und bleibt der Threepeat. Daran sollte niemand zweifeln. Auch jene nicht, die den Heat ob der deutlich erstarkten Konkurrenz Titel Nummer drei nicht zutrauen.

Denen kommt der durchwachsene Saisonstart natürlich gerade recht. Auf die Demonstration gegen Chicago ließ Miami eine schwache Vorstellung in Philadelphia und eine knappe Pleite beim wandelnden Hall-of-Fame-Camp aus Brooklyn folgen. Dwyane Wade setzte gegen die Sixers aus, scheint noch nicht bei hundert Prozent zu sein.

Auch LeBron James scheint sich seine gewohnten Demonstrationen noch aufsparen zu wollen. Dafür glänzte die Bank - speziell gegen die Bulls, als sie es Dreier um Dreier regnen ließ. Zudem kam Norris Cole gut in die Saison (65% FG, 3,7 Assists). Die Neuzugänge Michael Beasley und Greg Oden sind dagegen noch keine größeren Faktoren. Dennoch: So holprig der Start auch sein mag, am Ende bleibt Miami der Topfavorit auf den Titel.

Washington Wizards: Ein Blick auf John Walls Schuhwerk verrät: Die Wizards haben in diesem Jahr einiges vor. "Playoffs" steht dort zu lesen. Und genau dort soll Washingtons Saison diesmal auch ihre Fortsetzung finden. Grundlage dieser keinesfalls utopischen Träumereien ist die starke zweite Saisonhälfte, die das Team nach Walls Rückkehr vergangene Spielzeit aufs Parkett zauberte.

23 von 41 Partien gewannen die Wizards. Zieht man das diesmal über die gesamten 82 Spiele durch, so die Hoffnung, winkt am Ende tatsächlich die Postseason. Das Problem: Washington startete richtig schlecht in die Saison, verlor wie Miami gegen die Sixers und stellt momentan - zugegeben noch wenig aussagekräftig - die zweitschlechteste Defense der Liga.

Dabei erhoffte man sich durch die Verpflichtung Marcin Gortats zusätzliche Qualität, vor allem aber Stabilität. Schließlich verpasste Trade-Partner Emeka Okafor aufgrund diverser Verletzungen auch, richtig, diverse Partien. Stand jetzt, wurden die Hoffnungen nicht enttäuscht. Gortat liegt in allen Kategorien über seinem Karriereschnitt. Allerdings scheint sich das Team als Ganzes noch nicht so recht gefunden zu haben. Denn allein vom Kader her könnte Walls Schuh-Orakel durchaus Recht behalten.

Der Star des Teams

LeBron James: Dazu gibt es wohl nicht einmal 1,5 Meinungen. LeBron James ist der beste Spieler der Liga. Punkt. Sportlich hat LeBron James in den letzten Jahren wohl jegliche Zweifel zerschlagen. Seit der bitteren Final-Niederlage gegen Dirk Nowitzkis Mavs 2011 war er in den entscheidenden Momenten meist voll da. So füllte sich der Trophäenschrank immer weiter. Vier Regular-Season- sowie je zwei Finals-MVP-Trophäen und Championshipringe gilt es inzwischen zu polieren.

Es ist diese schier übermächtige Dominanz, die James derzeit einzigartig macht. Noch läuft es in dieser Saison allerdings nicht wie gewünscht. Mitunter wirkt der Forward zögerlich, die gewohnte Dominanz strahlt er noch nicht aus. Die Quoten sind zwar herausragend (53,2% FG, 50% 3FG), auch 9 Assists liegen deutlich über dem Karriereschnitt, allerdings leistet er sich auch ungewöhnlich viele Turnover (3,7). Gegen Brooklyn verlor James den Spalding fünf Mal.

Auf der anderen Seite sind eben auch erst drei Spiele gespielt und es ist nicht davon auszugehen, dass man 2013/14 einen schwächeren LeBron James als in den Vorjahren zu sehen bekommt.

John Wall: Er gilt als das große Versprechen an die Playmaker-Zunft. John Wall bringt alle Attribute eines Elite-Aufbaus mit. Größe. Geschwindigkeit. Übersicht. All das vereint der Wizard auf seine knapp hundert Kilo. Auf dem College wurde Wall als einziger Freshman neben Kevin Durant zum besten Spieler der gesamten NCAA gewählt.

Inzwischen geht er in seine vierte NBA-Saison und hat dort einiges zu beweisen. Ein Cocktail aus schwachen, unreifen Teamkollegen, einem wackligen Wurf und diversen Verletzungen verhindert bislang die große Coming-Out-Partie. In diesem Jahr soll sie nun endlich folgen.

Und die Zahlen machen Hoffnung. 23 Punkte bei 45 Prozent aus dem Feld sowie 8,5 Assists lassen sich sehen. Allerdings fällt der Dreier immer noch nicht (28,6 Prozent). Zudem ist Washingtons Teamerfolg eng an seinen Leader gekoppelt. Bleibt er aus, muss sich auch Wall hinterfragen. Aber es bleibt ja noch Zeit.

Das Schlüsselduell

Die beiden Topstars sind quasi außen vor. Weder hat Washington die Mittel, LeBron zu stoppen, noch haben die Heat, abgesehen vielleicht von Cole, den optimalen Verteidiger für Wall. So fällt der Fokus unweigerlich auf das Duell der Shooting Guards. Dort könnten die Grundvoraussetzungen kaum unterschiedlicher sein.

Dwyane Wade, der Veteran und dreifache Champion auf der einen, Bradley Beal, der Sophomore auf der anderen Seite. Kompromisslose Drives in die Zone gegen tödliches Shooting. Zumindest in der Theorie. Denn sowohl Wade als auch Beal haben keine einfachen Auftaktspiele hinter sich. Miamis zweiter Superstar plagt sich seit geraumer Zeit mit Knieproblemen herum, ist längst nicht mehr so explosiv wie einst und setzte bei der Pleite in Philadelphia sicherheitshalber aus.

Auf der anderen Seite bekommt Beal sein Shooting trotz herausragender Anlagen nicht in den Griff. Unterirdische 27,8 Prozent seiner Würfe sahen in den ersten beiden Spielen den Boden des Netzes. Fällt der Wurf, harmoniert der Shooting Guard allerdings bestens mit dem explosiven Wall und ist für Washington damit ähnlich wichtig wie Wade, der als zweite Scoringoption LeBron entlasten soll und muss. Wer auch immer seine Aufgabe besser erfüllt, verschafft seinem Team einen erheblichen Vorteil.

Geschichte

Zwar verbindet beide Teams keine große Geschichte oder gar Rivalität, dafür ist die Rechnung zwischen den Wizards und LeBron James noch nicht beglichen. Damals noch bei "seinen" Cavs unter Vertrag, half James zwischen 2006 und 2008 dreimal in Folge tatkräftig mit, Washingtons Postseason bereits in Runde eins zu beenden.

Zwei Duelle gingen über sechs Spiele, 2007 wurden die Wizards sogar gesweept. Kaum angenehmer werden die Erinnerungen, bedenkt man, dass Washington seit dem letzten Playoff-Rendezvous mit LeBron die Postseason lediglich aus Erzählungen kennt.

Die Rookies

Die Geschichte ist schnell erzählt. Während Miami nicht einmal einen Neuling im Kader hat, haben sich die Wizards beim Draft mit den beiden Junioren Otto Porter und Glen Rice verstärkt. Das NBA-Parkett hat jedoch noch keiner von beiden betreten. Porter plagt sich noch mit einer Hüftverletzung herum. Eine Rückkehr ist derzeit noch nicht absehbar, weshalb Coach Randy Wittman kürzlich auch um Geduld bat.

Wo Porter nach seiner Rückkehr sicherlich seinen Platz in der Rotation finden wird, musste der Sohn von NBA-Legende Glen Rice vor der Saison sogar um seine feste Anstellung bei den Wizards bangen und spielte bislang noch keine Rolle.

Prognose

Beide Teams blieben in den ersten Spielen unter ihren Möglichkeiten, mit dem kleinen Unterschied, dass diese bei Miami wesentlich größer sind. Zumal Washington keinen adäquaten Defense-Gegenpart zu LeBron James besitzt. So werden die meisten Offensivaktionen des MVP wohl unbeantwortet bleiben.

Auf der anderen Seite bereitet John Wall den Heat zwar ähnliche Probleme, Miamis Teamdefense weiß aber nur zu genau, wie sie mit individuell starken Gegenspielern umzugehen hat. Sollten Zweifel bestehen, sei an Derrick Rose' sehr ungemütliches Comeback beim Auftakt in der American Airlines Arena erinnert.

Am Ende sind die Heat individuell und als Team deutlich stärker als Washington und dürften deshalb auch als Sieger vom Parkett gehen. Davon war man allerdings auch am Donnerstag in Philadelphia ausgegangen.