NBA

Chris Paul: Noch nichts erreicht

Chris Paul (l.) schrieb in diesem Jahr NBA-Geschichte
© getty

Beim Spiel der Los Angeles Clippers gegen die Chicago Bulls (So., 21.30 Uhr im LIVE-STREAM FOR FREE mit Frank Buschmann) kommt es auch zum Duell der Point Guards. Während Derrick Rose nach langer Verletzungspause noch nach der Form sucht, hat Chris Paul mit 13 Double-Doubles aus Punkten und Assists zum Saisonstart Magic Johnsons Rekord gebrochen. Doch bei allen Bestmarken hat CP3 bislang noch nichts erreicht. Das soll sich endlich ändern.

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3:41 Minute vor Ende war es dann so weit. Mit einem Crossover zog Chris Paul an Ricky Rubio vorbei und versenkte den Jumper trotz Foul des Spaniers. Es waren die Punkte 8 und 9 für Paul. Den fehlenden Zähler zum Double-Double und damit zum Eintrag in die Geschichtsbücher holte sich der Point Guard an der Freiwurflinie.

12 Double-Doubles aus Punkten und Assists hatte zum Saisonstart zuvor noch niemand geschafft. Die alte Bestmarke von Legende Magic Johnson war geknackt. "Das ist einfach nur riesig. Magic ist ein Mentor für mich, jemand zu dem ich aufschaue. Seine Leistungen auf dem Feld waren unglaublich. Daher ist es eine große Ehre, im Zusammenhang mit ihm genannt zu werden", sagte Paul nach der Partie gegen die Minnesota Timberwolves.

Und der Rekord hält. Gegen die Oklahoma City Thunder legte CP3 das nächste Double-Double (17 Punkte, 12 Assists) nach. Paul führt die Liga in Sachen Assists (12,5 pro Spiel) an und hat auch im Scoring (19.3) im Vergleich zur Vorsaison wieder zugelegt.

Harte Aussagen von Rivers

Einen großen Anteil daran hat Head Coach Doc Rivers. Natürlich hatte Paul schon ähnlich produktive oder gar bessere Saisons, aber der neue Trainer, einst selbst ein starker Point Guard, kitzelte seinen Schützling vor Saisonbeginn.

"Im ersten Treffen, das ich mit Doc hatte, sagte er mir, dass ich ein Niemand sei. Er sagte, dass ich in dieser Liga nichts erreicht hätte und er hatte recht. Man will nicht immer jemanden um sich haben, der dir nur das erzählt, was du hören willst", berichtete Chris Paul.

In einer Liga voller Egos und von Eitelkeiten belegter Charaktere ist so eine Reaktion sicher nicht alltäglich. Der eine oder andere Star hätte auf die knallharte Worte sicher empört reagiert, Paul nahm es als Motivation und sah es als Rivers' natürliches Recht an, diese Aussage zu tätigen. Schließlich hat der Coach das geschafft, was dem Point Guard noch fehlt - die Championship zu holen.

Deswegen wollte er 2011 aus New Orleans weg. Zu einem Big-Market-Team. Als der Trade zu den Lakers von Seiten der NBA unterbunden wurde, standen die Clippers bereit und der Wechsel erwies sich als Glücksfall für beide Seiten.

Pauls unermesslicher Wert

Paul verlieh dem ewigen Loser-Team endlich Glanz und hievte die Franchise binnen einer Nacht in den Status einer ernstzunehmenden Playoff-Mannschaft. Auf der anderen Seite stand CP3 jetzt in dem Rampenlicht, welches er sich als einer der besten Point Guards der Liga gewünscht hatte.

Obgleich die Clippers in der Folge weitaus erfolgreicher agierten, gelang nur einmal der Sprung über die erste Playoff-Runde hinaus. Daher gab es nach dem diesjährigen Playoff-Aus in Runde eins durchaus einige in Tinseltown, die befürchteten, dass Free Agent Paul abermals die Trikotfarben wechseln würde.

Doch der Guard setzte ein Zeichen und unterschrieb einen neuen Vertrag in Los Angeles. Natürlich zur maximal möglichen Summe von 100,2 Millionen Dollar. Zuvor machte Paul intern allen Einfluss geltend, um nach der Entlassung von Vinny del Negro, Rivers als neuen Head Coach installieren zu lassen.

Welchen Stellenwert der 28-Jährige inzwischen besitzt, zeigt die Tatsache, dass es dann auch seinem Machtwort zu verdanken war, das der Trainer letztlich wirklich bei den Clippers anheuerte. Denn zuvor wackelte der Trade bedenklich, aber die Verantwortlichen konnten es nicht riskieren, das größte Aushängeschild in der Franchise-Geschichte wieder zu verlieren und erfüllten Paul seinen Wunsch.

Erste Änderungen sichtbar

Mit Rivers soll nun der tiefe Playoff-Run gelingen. Doch dafür erwartet der Coach auch ein Umdenken bei Paul. "Ich will ihn dazu bringen, dass er immer aggressiv ist. Ich glaube, Chris will immer jedem gefallen. Er will, dass jeder glücklich ist. Ich habe ihm gesagt, er soll dafür sorgen, dass ich glücklich bin."

Die ersten Änderungen im System sind bereits sichtbar. Der Coach belässt Paul und auch Griffin um einiges länger auf dem Parkett, als es sein Vorgänger tat. Auch ein Grund, warum die Zahlen wieder gestiegen sind. Mit J.J. Redick besitzen die Clippers zudem einen Elite-Shooter, der das Feld breit macht und häufig auch zusammen mit Jamal Crawford, einem weiteren exzellenten Shooter, auf dem Feld steht.

Diesen Platz nutzt Paul um das Brett zu attackieren. Etwas, das Rivers vehement von ihm verlangt. Kommt dann die Help Defense des Gegners, kann der Guard zu einem der gefährlichen Shooter am Perimeter passen.

Gerade dies lässt seine Assistszahlen in dieser Saison in die Höhe schnellen. Zumal man nach anfänglichen Schwierigkeiten, immer häufiger die aus Boston bekannten Spielzüge sieht, die Ray Allen zu offenen Dreiern und Rajon Rondo zu einfachen Assists verhalfen.

Vergleiche mit Legenden

Im Pick-n-Roll-Spiel mit Griffin und DeAndre Jordan ist Paul ohnehin eine Referenz in der Liga. Alles in allem ergibt das die zweitbeste Offensive der Liga (107,3 Punkte). Doch mit dem Rekord wachsen auch die Erwartungen. Der Magic-Vergleich war bereits vorher vorhanden und ist nun wieder in aller Munde.

Einige Experten sehen ihn bereits auf dem Weg zum besten Playmaker seit Oscar Robertson. Ein hochgegriffener Vergleich, wenn man bedenkt, wer in der Folgezeit alles die Sneaker in der NBA schnürte und vor allem Titel gewann. Sein Coach hätte sicher die richtige Antwort parat. Paul kennt sie bereits und wird es ähnlich sehen.

Die Clippers im Überblick